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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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entfernt, um es noch festzustellen, obwohl Lord Dekarta es für angebracht hielt, mich in den engsten Familienkreis aufzunehmen.« Er tippte an den schwarzen Kreis auf seiner Stirn.
    Schreiber: Amn-Gelehrte, die die geschriebene Sprache der Götter studierten. Dieser Schreiber sah nicht wie die Asketen mit kalten Augen aus, die ich mir vorgestellt hatte. Zum einen war er jünger — vielleicht ein paar Jahre jünger, als meine Mutter gewesen war. Gewiss nicht alt genug für so weiße Haare. Vielleicht war er wie T'vril und ich — ein Amn-Mischling der etwas anderen Art.
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte ich. »Obwohl ich mich doch frage, warum der Palast einen Schreiber benötigt. Warum studiert Ihr die Macht der Götter, wenn es hier doch echte Götter gibt?«
    Er schien über meine Frage erfreut zu sein — vielleicht fragte man ihn nicht oft nach seiner Arbeit. »Nun, zum einen können sie nicht alles, und sie können auch nicht überall gleichzeitig sein. Es gibt Hunderte Menschen in diesem Palast, die täglich kleine Zaubereien ausführen. Wenn wir nun jedes Mal, sobald wir etwas brauchen, innehalten müssten, um einen Enefadeh zu rufen, würden wir hier kaum noch etwas geschafft bekommen. Der Aufzug zum Beispiel, der Euch zu dieser Etage des Palastes gebracht hat. Die Luft — so weit über dem Boden wäre sie normalerweise sehr dünn und kalt und somit schwer zu atmen. Magie sorgt dafür, dass es im Palast behaglich ist.«
    Ich setzte mich vorsichtig auf einen der Hocker und beäugte den Arbeitstisch neben mir. Die Gegenstände darauf waren ordentlich hingelegt worden: diverse feine Pinsel, eine Tintenschale, ein kleiner, polierter Steinblock, auf dessen Oberseite ein seltsames, kompliziertes Zeichen aus Spitzen und Schnörkeln eingeritzt war. Das Zeichen war so völlig fremdartig und für das Auge irritierend, dass ich nicht lange hinschauen konnte. Der Drang, fortzuschauen, war ein Teil von ihm, da es sich um die Sprache der Götter handelte — ein Siegel.
    Viraine nahm mir gegenüber Platz, während Si'eh sich unaufgefordert mir gegenüber an den Tisch setzte und sein Kinn auf die verschränkten Arme stützte.
    »Zum anderen«, fuhr Viraine fort, »gibt es bestimmte Magien, die selbst die Enefadeh nicht benutzen können. Götter sind seltsame Geschöpfe, innerhalb ihres >Einflussbereichs<, um es einmal so zu nennen, sind sie ungeheuer mächtig, aber außerhalb sind sie eingeschränkt. Nahadoth ist bei Tag machtlos. Si'eh kann nicht still sein und sich anständig benehmen, es sei denn, er führt etwas im Schilde.« Er sah Si'eh an, der uns unschuldig anlächelte. »Auf viele Weisen sind wir Sterblichen ... wandlungsfähiger, ein anderer Ausdruck fällt mir dafür nicht ein. Wir sind vollständiger. Zum Beispiel — keiner von ihnen kann Leben erschaffen oder verlängern. Der einfache Akt, Kinder zu bekommen — etwas, das sogar eine glücklose Schankmaid oder ein nachlässiger Soldat tun kann —, ist eine Macht, die den Göttern seit Jahrtausenden abhandengekommen ist.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Si'ehs Lächeln verschwand.
    »Leben verlängern?« Ich hatte Gerüchte darüber gehört, was manche der Schreiber mit ihrer Macht anstellten — schreckliche, ekelhafte Gerüchte. Plötzlich fiel mir ein, dass mein Großvater sehr, sehr alt war.
    Viraine nickte, und seine Augen funkelten wegen der Missbilligung, die mein Tonfall zum Ausdruck brachte. »Das ist das größte Streben meiner Zunft. Vielleicht erreichen wir eines Tages sogar die Unsterblichkeit ...« Er sah das Entsetzen auf meinem Gesicht und lächelte. »Obwohl dieses Ziel nicht unumstritten ist.«
    Meine Großmutter hatte immer gesagt, dass die Amn unnatürliche Menschen seien. Ich schaute weg. »T'vril sagte, dass Ihr mir das Siegel geben werdet.«
    Er grinste und gab sich keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen. Er lachte die primitive Barbarin aus. »Mmm-hmm.«
    »Was bewirkt dieses Mal?«
    »Unter anderem hält es die Enefadeh davon ab, Euch zu töten. Ihr habt ja gesehen, wie sie sein können.«
    Ich leckte mir über die Lippen. »Ah. Ja. Ich ... wusste nicht, dass sie ...« Ich gestikulierte vage und wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte, um Si'eh nicht zu beleidigen.
    »Frei herumlaufen?«, fragte Si'eh vergnügt. In seinen Augen war eine gewisse Boshaftigkeit zu erkennen, er erfreute sich an meinem Unbehagen.
    Ich zuckte zusammen. »Ja.«
    »Die sterbliche Form ist ihr Gefängnis«, sagte Viraine und beachtete Si'eh

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