Die Erbin Der Welt erbin1
als notwendig. Aber während ich das Heft besser in den Griff bekam, glitten ihre Finger die Klinge entlang. Als ich das Messer wieder in der Hand hielt, bemerkte ich, dass es nicht nur vom Blut gesäubert war, sondern dass es auch eine andere Form hatte — gekrümmt und feingeschliffen.
»Das steht Euch besser«, sagte die Frau und nickte ernst, als ich sie anstarrte. Gedankenverloren steckte ich das Messer in seine Scheide, die sich hinter meinem Rücken befand; dabei hätte es dort nicht mehr hineinpassen dürfen. Es passte aber — die Scheide hatte ebenfalls ihre Form geändert.
»Aha, Zhakka, du magst sie.« Si'eh lehnte sich an mich, umschlang meine Taille mit seinen Armen, und sein Kopf ruhte an meiner Brust. Unsterblich oder nicht — es lag eine tiefe Unschuld darin, wie er das tat, so dass ich ihn nicht wegschob. Ohne nachzudenken legte ich meinen Arm um ihn, und er stieß einen tiefen, zufriedenen Seufzer aus.
»Ja«, sagte die Frau schlicht. Sie lehnte sich vor und schaute in Nahadoths Gesicht. »Vater?«
Ich sprang nicht auf, weil Si'eh sich an mich lehnte, aber er spürte, wie ich mich versteifte. »Schhhh«, sagte er und streichelte meinen Rücken. Der Berührung fehlte das Kindliche, so dass sie nicht allzu beruhigend wirkte. Kurz darauf bewegte sich Nahadoth.
»Du bist wieder da«, sagte Si'eh und richtete sich mit einem fröhlichen Lächeln auf. Ich ergriff die Gelegenheit und machte einen Schritt weg von Nahadoth. Si'eh ergriff schnell meine Hand und war sehr ernst. »Ist schon gut, Yeine. Er ist jetzt anders. Du bist sicher.«
»Sie wird dir nicht glauben.« Nahadoth klang wie ein Mann, der aus einem tiefen Schlaf erwachte. »Sie wird uns nicht trauen, jetzt nicht mehr.«
»Das ist nicht dein Fehler.« Si'eh klang unglücklich. »Wir müssen es ihr nur erklären, dann wird sie es verstehen.«
Nahadoth sah mich an, woraufhin ich wieder erschreckt aufsprang, obwohl sein Wahnsinn scheinbar verflogen war. Auch seinen anderen Ausdruck sah ich nicht — den, als er meine Hand in seinem Herzblut festhielt und leise, sehnsüchtige Worte flüsterte. Und der Kuss ... nein. Das hatte ich mir eingebildet. So viel war sicher, denn der Lord der Finsternis, der jetzt vor mir saß, wirkte gleichgültig, selbst auf seinen Knien noch majestätisch und voller Verachtung.
»Wirst du verstehen?«, fragte er mich.
Ich konnte nicht anders — als Antwort wich ich noch einen weiteren Schritt zurück.
Nahadoth schüttelte den Kopf, stand auf und nickte der Frau, die Si'eh Zhakka genannt hatte, würdevoll zu. Obwohl Zhakka Nahadoth überragte, gab es keine Frage, wer ranghöher und wer untergeordnet war.
»Wir haben dafür keine Zeit«, sagte Nahadoth. »Viraine wird nach ihr suchen. Gebt ihr das Siegel und lasst es gut sein.« Zhakka nickte und kam auf mich zu. Ich machte einen dritten Schritt zurück, weil mich die Entschlossenheit, die ich in ihren Augen sah, verunsicherte.
Si'eh ließ mich los und stand zwischen uns, ein Floh, der einem Hund die Stirn bot. Er reichte Zhakka kaum bis an die Hüfte. »Es war nicht geplant, dass wir es so tun. Wir hatten uns geeinigt, dass wir versuchen, sie zu überzeugen.«
»Das ist jetzt nicht mehr möglich«, erklärte Nahadoth.
»Und was sollte sie dann davon abhalten, das hier Viraine zu erzählen?«
Si'eh stemmte seine Hände in seine Hüften. Zhakka war stehengeblieben und wartete geduldig darauf, dass der Streit ein Ende fand. Ich fühlte mich vergessen und äußerst unwichtig — was wohl auch so war, wenn man bedenkt, dass ich mich in der Gegenwart dreier Götter befand. Die Bezeichnung ehemalige Götter wollte hier nicht so recht passen.
Nahadoths Gesichtsausdruck zeigte so etwas wie ein Lächeln. Er warf mir einen Blick zu. »Erzähle es Viraine, und wir werden dich töten.« Sein Blick kehrte zu Si'eh zurück. »Zufrieden?«
Ich muss müde gewesen sein. Nach so vielen Drohungen an diesem Abend zuckte ich nicht einmal mehr mit der Wimper.
Si'eh schaute finster drein und schüttelte den Kopf, aber er ließ Zhakka vorbei. »So hatten wir das nicht geplant«, sagte er mit einem Anflug von Gereiztheit.
»Pläne ändern sich«, sagte Zhakka. Dann stand sie vor mir.
»Was habt ihr vor?«, fragte ich. Trotz ihrer Größe fand ich sie nicht halb so beängstigend wie Nahadoth.
»Ich werde deine Stirn mit einem Siegel versehen«, sagte sie. »Einem, das unsichtbar ist. Es wird die Wirkung des Siegels, das du von Viraine bekommen sollst, beeinträchtigen. Du
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