Die Erbin Der Welt erbin1
unmöglich, einen solchen Antrag bewilligt zu bekommen. Die Arameri haben seit hundert Jahren oder länger keinen Krieg mehr erlaubt. Also haben die Uthre darauf gesetzt, dass sie Irt ohne Blutvergießen erobern können, und zum Glück waren sie erfolgreich.«
»Ja.« Ras zog eine Grimasse. »Ich könnte mir vorstellen, dass es noch mehr von diesen Annektierungen geben wird, jetzt, da die Uthre es der Welt vorgemacht haben. >Frieden über alles; dies ist der Weg des Zeitalters der Helligkeit.<«
Ich staunte über die Bitterkeit in ihrem Tonfall. Wenn ein Priester sie gehört hätte, wäre sie wegen Ketzerei verhaftet worden.
Wenn irgendein anderer Arameri sie gehört hätte ... ich schauderte, als ich mir ihre dürre Gestalt vorstellte, die auf den Pier hinausging und Zhakkarns Speer im Rücken hatte.
»Vorsicht, Tante«, sagte ich leise. »Ihr werdet nicht bis ins hohe Alter leben, wenn Ihr solche Dinge laut aussprecht.«
Ras lachte leise. »Wohl wahr. Ich werde vorsichtiger sein.«
Sie wurde wieder sachlich. »Aber bedenkt dies, Lady Nicht- Arameri: Vielleicht haben die Uthre keinen Antrag eingereicht, weil sie wussten, dass ein anderer Antrag bereits bewilligt wurde — der klammheimlich zwischen die anderen Erlasse geschoben wurde, die das Konsortium in den letzten Monaten genehmigt hat.«
Ich erstarrte und runzelte die Stirn. »Ein anderer Antrag?«
Sie nickte. »Wie Ihr bereits sagtet, derlei Anträge haben seit Jahrhunderten keine Zustimmung mehr gefunden, und so würden zwei Anträge kurz hintereinander bestimmt nicht genehmigt werden. Und vielleicht wussten die Uthre sogar, dass der andere Antrag bessere Aussichten hatte, genehmigt zu werden, da er den Absichten von jemandem mit großer Macht sehr entgegenkam. Einige Kriege sind schließlich nutzlos ohne Todesfälle.«
Ich starrte sie an, viel zu verblüfft, um meine Verwirrung oder meinen Schock zu verbergen. Ein genehmigter Kriegsantrag hätte das Gesprächsthema des gesamten Adels sein müssen. Es hätte Wochen gedauert, bis das Konsortium ihn durchdiskutiert — geschweige denn genehmigt — hätte. Wie konnte jemand einen Antrag durchbekommen, ohne dass die halbe Welt davon hörte?
»Wer?«, fragte ich. Aber in mir keimte bereits ein Verdacht auf.
»Niemand kennt den Befürworter des Antrags, Lady, und niemand weiß, um welche Länder es sich handelt, egal, ob als Eindringling oder als Ziel. Uthr grenzt im Osten an Tema. Uthr ist klein — jetzt größer —, aber die herrschende Familie und die Te- manische Triadice sind durch Heirat und Freundschaft seit Generationen verbunden.«
Und Tema, wurde mir jetzt klar — und mich fröstelte —, war eine der Nationen, die Scimina verpflichtet waren.
Also hatte Scimina den Antrag befürwortet. Und sie hatte seine Genehmigung geheim gehalten, obwohl das wahrscheinlich ein Meisterstück an politischen Winkelzügen erfordert hatte. Aber das warf zwei äußerst wichtige Fragen auf: Warum hatte sie es getan? Und welches Königreich würde dem Angriff demnächst zum Opfer fallen?
Relads Warnung. Wenn du jemanden oder etwas liebst, sei vorsichtig.
Meine Kehle und meine Hände wurden trocken. Ich wollte jetzt ganz dringend zu Scimina gehen.
»Vielen Dank dafür«, sagte ich zu Ras. Meine Stimme war höher als sonst. Meine Gedanken rasten und waren bereits woanders. »Ich werde das Beste aus der Information machen.«
Sie nickte, humpelte hinaus und tätschelte im Vorbeigehen meinen Arm. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich vergaß, mich zu verabschieden, aber dann riss ich mich zusammen und drehte mich um, gerade als sie die Tür öffnete.
»Was ist es, das eine Arameri wissen sollte, Tante?«, fragte ich. Seit unserem ersten Treffen hatte ich mich das gefragt.
Sie hielt an und warf einen Blick zurück zu mir. »Wie man grausam ist«, sagte sie sehr leise. »Wie man Leben wie Währung ausgibt und den Tod selbst als Waffe benutzt.« Sie senkte ihren Blick. »Eure Mutter hat mir das einmal gesagt. Ich habe es niemals vergessen.«
Ich starrte sie an; mein Mund war staubtrocken.
Ras Onchi verbeugte sich respektvoll vor mir. »Ich werde beten«, sagte sie, »dass Ihr das niemals selbst herausfinden werdet.«
Zurück nach Elysium.
Ich hatte meine Fassung weitestgehend wiedergefunden, als ich auf die Suche nach Seiminas Wohnung ging. Ihr Quartier war nicht weit von meinem entfernt, da alle Vollblut-Arameri in Elysium auf der obersten Etage des Palastes untergebracht sind. Sie war noch
Weitere Kostenlose Bücher