Die Erbin Der Welt erbin1
merkte.
Er lehnte sich vor, und die Kette machte ein kaum hörbares Geräusch, wie entfernte Glöckchen. Seine Augen waren menschlich und hungrig und so unwahrscheinlich grausam. Sie entblößten mich erneut, aber diesmal nicht auf sexuelle Art. »Du liebst ihn nicht«, sagte er nachdenklich. »Du bist nicht so dumm. Aber du willst ihn.«
Das gefiel mir nicht, aber ich hatte nicht die Absicht, das zuzugeben. Dieser Nahadoth hatte etwas von einem Tyrannen, und in deren Gegenwart zeigte man keine Schwäche.
Während ich noch über meine Antwort nachdachte, wurde sein Lächeln breiter.
»Du kannst mich haben«, sagte er.
Für den Bruchteil einer Sekunde war ich besorgt, dass der Gedanke mich in Versuchung führen konnte. Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen — ich fühlte mich nur abgestoßen. »Danke, aber nein danke.«
Er senkte seine Augen in einer Parodie höflicher Verlegenheit. »Verstehe. Ich bin nur die menschliche Hülle, und du willst mehr.
Das nehme ich dir nicht übel. Aber ...« Und an dieser Stelle warf er mir durch seine Wimpern einen Blick zu. Von wegen Tyrann — in seinem Gesicht stand das pure und reine Böse. Da war die sadistische Schadenfreude, die sich an meinem Entsetzen am ersten Abend geweidet hatte. Diesmal war sie aber noch bestürzender, weil sie diesmal einem klaren Verstand entsprang. Diese Version von Nahadoth untermauerte die warnenden Geschichten der Priester und die Furcht der Kinder vor der Dunkelheit.
Und es gefiel mir gar nicht, mit ihm allein in einem Zimmer zu sein. Ganz und gar nicht.
»Dir ist klar«, sagte er affektiert, »dass du ihn nie haben kannst? So nicht. Dein Geist und dein Fleisch sind schwach und sterblich und würden von dem Ansturm seiner Macht zerschmettert werden. Von dir würde nicht einmal genug übrig bleiben, um es nach Darr zurückzuschicken.«
Ich verschränkte die Arme und starrte demonstrativ in den Flur hinter Seiminas Sofathron. Wenn sie mich noch länger warten ließ, würde ich einfach gehen.
»Ich dagegen ...« Plötzlich stand er auf und durchquerte das Zimmer, bis er mir entschieden zu nahe kam. Ich erschrak und verlor meine gleichgültige Haltung, während ich versuchte, ihm die Stirn zu bieten und gleichzeitig rückwärts zu stolpern. Ich war nicht schnell genug, und er packte mich an den Armen. Bis dahin war mir nicht bewusst gewesen, wie groß er war. Er war wesentlich größer als ich und hatte kräftige Muskeln. In seiner Nachtgestalt war mir sein Körper nicht aufgefallen — jetzt war er mir sehr, sehr bewusst und auch die Gefahr, die er darstellte.
Er stellte das unter Beweis, indem er mich herumwirbelte und mich von hinten wieder festnagelte. Ich wehrte mich, aber seine Finger schlössen sich um meine Arme, bis ich aufschrie und mir vor Schmerz die Tränen in die Augen stiegen. Als ich aufhörte zu zappeln, wurde sein Griff lockerer.
»Ich kann dir einen Vorgeschmack auf ihn geben«, flüsterte er mir ins Ohr. Sein Atem fühlte sich heiß an meinem Hals an, und ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut.
»Ich könnte dich den ganzen Tag reiten ...«
»Lasst mich sofort los.« Ich quetschte den Befehl durch meine Zähne und betete, dass er Wirkung zeigen würde.
Seine Hände gaben mich frei, aber er ging nicht weg. Stattdessen entwand ich mich ihm und hasste mich dafür, als ich mich umdrehte und sein Lächeln sah. Es war kalt, dieses Lächeln, was die ganze Situation noch schlimmer machte. Er wollte mich — das war deutlich genug —, aber Sex war das Wenigste. Meine Angst und mein Abscheu erfreuten ihn, genau wie mein Schmerz, als er meine Arme quetschte.
Das Schlimmste aber war, dass er den Moment genoss, in dem mir klar wurde, dass er nicht gelogen hatte. Ich hatte vergessen, dass die Nacht nicht nur die Zeit der Verführer, sondern auch die der Vergewaltiger war — nicht nur Leidenschaft, sondern auch Gewalt. Diese Kreatur war mein Vorgeschmack auf den Lord der Finsternis. Bright Itempas möge mir helfen, wenn ich jemals wahnsinnig genug wäre, mehr zu wollen.
»Naha.« Seiminas Stimme ließ mich zusammenschrecken und herumfahren. Sie stand neben dem Sofa, eine Hand auf der Hüfte und lächelte mich an. Wie lange hatte sie da schon gestanden und zugesehen? »Du bist unverschämt zu meinem Gast. Tut mir leid, Cousine, ich hätte seine Leine kürzen sollen.«
Ich fühlte alles, aber keine Dankbarkeit. »Ich habe nicht die Geduld für solche Spielchen, Scimina«, fuhr ich sie an. Ich war zu wütend und, ja,
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