Die Erbin und ihr geliebter Verraeter
mit welcher), die um Ostern stattfand. Anjan hätte danach noch einmal zur Abschlussfeier zurück nach Cambridge gemusst, aber das war nur eine Formalität.
Viel wichtiger, er hätte das Examen gar nicht gebraucht, um vor Gericht zugelassen zu werden. Die Voraussetzungen für Gerichtszulassungen waren unterschiedlich, je nachdem an welchem Gericht man zu arbeiten plante, aber normalerweise musste man nur einige der derzeitigen Mitglieder des Gerichts dazu bringen, dafür zu bürgen, dass man eine Grundlagenprüfung absolviert hatte und das man Jura „studiert“ hatte – mit anderen Worten nicht mehr, als dass man einige Male mit einigen Anwälten Essen gegangen ist. In vielen Fällen konnte man zwei Jahre Oxford-Studium durch die Sache mit den Abendessen ersetzen. Anjan, der immer lieber vorsichtig plant, hätte die Voraussetzungen für das Gericht irgendwann im Jahr zuvor erfüllt.
Um Anjans Erfahrungen genau wiederzugeben, habe ich eine Handvoll Tagebücher gelesen, die von indischen Studenten verfasst wurden, die in England in der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Universität besucht haben, und ich habe mein Bestes gegeben, herauszulesen, wie Anjans Leben gewesen sein musste. Das berühmteste Dokument war natürlich die Autobiographie von Mahatma Gandhi. Aber ich habe mich auch stark auf die Beschreibung des Lebens in Cambridge von S. Satthianadhan gestützt, der Cambridge in dem Zeitraum besucht hat, in dem mein fiktionaler Anjan Bhattacharya dort gewesen sein muss.
Satthianadhan hat nie direkt über Rassismus geschrieben, aber es gibt eine Handvoll Stellen, bei denen man das Gefühl hat, als wollte er seine Landsleute warnen. Sein Lob der Engländer kommt einem übertrieben vor, fast als würde zur Vorsicht mahnen. Eine Stelle besagt (ich gebe das mit meine eigenen Worten wieder): „Die Engländer mögen vielleicht wie Trottel wirken, aber das liegt daran, dass sie denken, sie seien besser als wir. Tu so, als hätten sie recht, und sie werden nett zu dir sein.“
Ich habe diese Stelle auf meiner Seite bei tumblr zur Verfügung gestellt. Sie finden es, sollten Sie es lesen wollen, unter http://bit.ly/12j72Ch
In einem Punkt bin ich von der historischen Realität abgewichen, denn zu der damaligen Zeit wurden Inder in England häufig als „Schwarze“ bezeichnet. Ich denke, diese Verwendung wäre übermäßig verwirrend für moderne und im Besonderen amerikanische Leser. Eine letzte Anmerkung zu Anjan: Einige Menschen denken vielleicht, dass es zu weit geht, wenn im Epilog erwähnt wird, dass er im Jahr 1874 an einer politischen Karriere interessiert war. Aber Dadabhai Naoroji, das erste indische Mitglied des Parlaments, wurde 1892 im Alter von 67 gewählt. 1874 wäre Anjan 27 Jahre alt gewesen, jung genug, um – vorausgesetzt, dass er da bereits anfinge, auf das Ziel hinzuarbeiten – mit Mitte fünfzig diese Barriere überwunden hätte.
Zum Schluss muss ich wiederholen, was ich bereits im Anhang von „Der Herzog und seine geliebte Feindin“ erwähnt habe: Diese Reihe schreibt die Wissenschaftsgeschichte der Evolution und Vererbungslehre um. Während Mendel seine Experimente mit Erbsenpflanzen schon um 1830 durchführte, wurde ihre Bedeutung doch erst viel später verstanden. Für das Buch bin ich davon ausgegangen, dass es den wissenschaftlichen Fortschritt beschleunigen würde, Darwin und einen berühmten Genetiker am selben Ort und in derselben Zeit zu haben.
Danksagungen
I CH BIN R OBIN H ARDERS , Megan Records, Rawles Lumumba, Keira Soleore, Leah Wohl-Pollak, Martha Trachtenberg und Libby Sternberg unendlich dankbar für ihre verschiedenen Lektorate und Korrektorate. Und auch dafür, dass sie mich und meine vollkommene Unfähigkeit, ein Buch zu dem Zeitpunkt abzugeben, zu dem ich es zugesagt hatte, ertragen und mir trotzdem in kürzester Zeit meine Texte mit hilfreichen Anmerkungen versehen zurückgegeben haben. Ohne euch wäre ich nicht in der Lage, Bücher wie dieses zu produzieren. Ich bin euch für eure Hilfe überaus dankbar.
Mein Dank gilt auch Kristin Nelson, meiner Agentin, für ihre grenzenlose Unterstützung, und dem Rest ihrer Agenturbelegschaft für die vielfältige Hilfe, die sie leisten: Angie Hodapp, Lori Bennett, Anita Mumm und Sara Megibow. Ich danke auch Melissa Jolly für ihre Unterstützung. Und schließlich auch wieder Rawles für alles, was sie in den letzten Wochen für mich getan hat, um mein Leben einfacher zu machen.
Rose Lerner verdient speziellen Dank
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