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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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vermindert oder gänz aus dem Weg geschafft war. An der Probefahrt des Laboratoriums, das offiziell als Astrolabium bezeichnet worden war und das wir auf Astra umgetauft hatten, nahm auch ich teil. Als das Fahrzeug von der Rampe fuhr, sah es gewaltig und unbezwingbar aus. Aber kaum hatten wir uns zweihundert Meter von der Basis entfernt, blieben wir in einer Staubdüne stecken. Durch Rückwärtsgang gelang es Williams, herauszukommen. Die Absicht, auf der Windseite zu fahren, konnte nicht konsequent eingehalten werden. Die Sand- und Staubstreifen wechselten ab, und die Dicke der Staubschichten, in die das Fahrzeug wie in Federn einsank, waren vorher kaum abzuschätzen. Ungefähr nach einer halbstündigen Fahrt setzte der Motor plötzlich aus - und sprang nicht mehr an. Nach einigen vergeblichen Startversuchen forderten wir über die Zentrale des Kapitäns alle vier Eidechsen an, damit sie versuchten, erst den Anhänger der Astra und dann das Fahrzeug selbst abzuschleppen.
    Wir saßen mit O'Brien in der großen Kabine und sahen durch das runde Guckloch hinaus in die hoffnungslose Wüste, in der ungefähr einen Kilometer vor uns die Basis lag. Unter dem riesigen Gewölbe des dunklen Firmaments, im unabsehbaren Meer von Staub sah sie wie ein glitzerndes Spielzeug aus. Die Lust zum Reden war uns vergangen.
    Mit den vier Eidechsen kamen acht Mann Besatzung. Zwei Eidechsen schleppten den großen Anhänger zur Basis und kehrten dann zur hilflosen Astra zurück. Doch alle Versuche der kleinen Schlepper, das große Fahrzeug flottzumachen, blieben erfolglos. In der Verbindung erscholl die Stimme des Kapitäns. Er befahl die Rückkehr aller Männer zur Basis, denn es war wirklich eine überflüssige Vergeudung von Treibstoff. Als wir nach der Rückkehr die schweren Raumanzüge abstreiften, spürten wir kein Gefühl der Erleichterung und Leichtigkeit wie sonst. Der Blick durch die Luke in die tote Wüste, wo unsere verlassene Astra stand, war bedrückend wie ein Alptraum.IJ
     
    15
     
    Das Gebiet Deucalionis Regio , wo Spuren der Existenz von Leben auf dem Mars nachgewiesen werden sollten, schien ohne fahrbares Laboratorium unerreichbar zu sein. Die sechshundert Kilometer lange Luftlinie zwischen der Basis und Deucalionis Regio, verlängert durch Umwege von unberechenbarer Länge, waren wie ein roter Strich durch die sorgfältig ausgearbeiteten Pläne. Diesen Marsch nur mit den Eidechsen zu unternehmen, wäre Wahnsinn gewesen. So konzentrierte sich die ganze Hoffnung O'Briens auf den Einsatz der Libelle. Ich weiß nicht, was im Kapitän vor sich ging, denn es schien, als hätte er von diesem Augenblick an mehr Verständnis für O'Brien. Bei der Beratung und Situationsbesprechung im Klub stellte er sich hinter den Vorschlag O'Briens, zu versuchen, Deucalionis Regio mit der Libelle zu erreichen. Vorläufig war das ein unbestimmter, nebelhafter Plan, aber er bot doch eine gewisse Hoffnung. Der Kapitän schlug die Errichtung eines Hilfsstützpunktes im Gebiet Sinus Sabaeus vor.
    Wenn es gelingen sollte, mit Hilfe der Libelle einen solchen vorgeschobenen Stützpunkt mit Lebensmitteln und Treibstoff zu versorgen, würden wenigstens zwei Männer bis in das Gebiet Deucalionis Regio vordringen können. Es blieb nichts anderes übrig, als von neuem sorgfältig zu erwägen, zu berechnen und zu kombinieren. Mir schien, als hätte ich das Aufblitzen einer unterdrückten Dankbarkeit bemerkt, mit der O'Brien den Vorschlag des Kapitäns entgegennahm. Wir alle wußten, wie gefährlich die Flüge mit der Libelle waren, und wußten auch, wie sehr es dem Kapitän auf Sicherheit ankam. Das wußte natürlich auch O'Brien. In der Nacht erhob sich wieder ein schwacher Wind. Am Morgen war die Atmosphäre von Staubnebel erfüllt. Feiner Sand rieselte in gewundenen Bächlein über die Dünen hinweg.
    Weil jede Erfahrung mit dem Wetter für die spätere große Expedition sehr wertvoll sein konnte, beschlossen wir, trotz der schlechten Sicht das geplante Programm einzuhalten. Eine Gruppe von acht Mann mit zwei Eidechsen und vollbeladenen Anhängern brach von der Basis zu einer ganztägigen Erkundungsfahrt in die nächste Umgebung auf. Sie wurde von O'Brien geleitet, und ich war glücklich, daß ich mich als Ersatzfahrer der Grünen Eidechse beteiligen konnte.
    Die Sicht ist gar nicht so schlecht, doch schon nach einer halbstündigen Fahrt, deren Geschwindigkeit sechs Kilometer pro Stunde nicht übersteigt, verschwindet die Basis völlig aus dem Blickfeld.

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