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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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bis du eine Blinddarmentzündung bekommst. Dann wird dir mein primitives Gehirn gerade recht sein.«
    Selbstverständlich entstand im Gesundheitszustand des Kapitäns nicht augenblicklich ein wunderwirkender Umschwung. Er hatte viel an Gewicht verloren. Auch im Blutbild waren wenig erfreuliche Änderungen eingetreten, vor allem eine Abnahme der roten Blutkörperchen. Wichtig war jetzt zu verhindern, daß sich sein Zustand verschlechterte. Gleichzeitig verschlechterte sich das Verhältnis zwischen dem Kapitän und O'Brien. Bei einer der Beratungen, bei der der Kapitän die Einrichtung eines Notlagers unmittelbar am Eingang zum Modul vorschlug, für den Fall, daß ein ungewöhnlich langdauernder Staubsturm die Eingänge zu den Lastschiffen verschüttete, konnte sich O'Brien nicht mehr beherrschen und wendete gereizt ein, daß er nicht mehr länger die wissenschaftliche Aufgabe der Expedition wegen endloser Sicherungen der Basis einschränken wolle. Er erklärte, daß der wissenschaftliche Wert der Erforschung hier in dieser sterilen Wüste keine größere Bedeutung haben könne als schon vor Jahren die Forschungen mit automatischen Sonden. Dazu brauche man keine zwanzigköpfige Expedition. Der Kapitän unterbrach ihn ebenso gereizt: »Ich habe diese sterile Wüste nicht ausgesucht.«
    »Und doch haben Sie sie ausgesucht!« platzte O'Brien heraus. »Das ist ja die ganze Tragödie!« und verließ die Beratung. Der Haupttechniker Glennon, der bei der Beratung zugegen war, erhob sich ebenfalls und sagte: »Kapitän, gestatten Sie, daß ich die Beratung verlasse. Ihrer Meinung nach habe ich meine völlige Unfähigkeit bewiesen. Ich sehe also nicht ein, weshalb ich da sitzen soll, wo ich nicht raten kann. Ich glaube, daß es genügen wird, wenn ich genau das erfülle, was man von mir verlangen wird.«
    »Sie können gehen«, bemerkte der Kapitän. Dann besprach er mit McKinley und Silcott die Errichtung eines Notlagers.
    Der Wind mit Staub und feinem Sand war eine seltenere Erscheinung, als wir erwartet hatten. Nach dem Auflösen der Rauhreifschleier am Morgen schien die Sonne gewöhnlich den ganzen Tag. Nach Morphys Messungen wiesen die Temperaturen der einzelnen Tage nur geringe Schwankungen auf. Solange die Atmosphäre nicht durch Staub getrübt war, betrug die Maximaltemperatur zu Mittag plus zwanzig Grad am Boden und plus fünf Grad in der Höhe von zwei Metern; die Nachttemperaturen sanken bei Nebel auf minus dreißig Grad, bei klarem Himmel bis zu ungefähr minus siebzig Grad. Während eine Gruppe von acht Männern am Bau des Notlagers arbeitete, hatte eine zweite Gruppe von sechs Männern die Aufgabe, in der Umgebung der Basis die Leistungen der Eidechsen mit beladenen Anhängern zu erproben. Außerdem gestattete der Kapitän den Start der Libelle, die im Gelände das zweite automatische Radiopeilsystem aufstellen sollte, das zur genauen Bestimmung der Lage bei künftigen, langfristigen Expeditionen unerläßlich war. Ein Gerät war bereits auf der Basis aufgestellt worden. Weil bei der Bestimmung der Lage im Gelände die vom erreichten Punkt gezogenen Geraden keinen allzu spitzen Winkel zu den beiden Peilpunkten bilden durften und weil das Schwergewicht unserer wichtigsten Vorstöße nach Süden zielen sollte, wurde für den zweiten Peilpunkt eine Stelle ungefähr zweihundert Kilometer östlich der Basis gewählt, in dem Gebiet, wo sich nach den fotografischen Karten in der Wüste Edom ein felsiges Hügelland befindet.
    Endlich begann etwas zu geschehen, was den eintönigenTagesablauf im Basislager änderte. Zwei für die Belastungsproben bestimmte Eidechsen mit Anhängern verließen feierlich die Basis. Auf jeder Eidechse befanden sich zwei Mann und je einer auf dem vollbeladenen Anhänger. Ich war überzeugt, daß jene, die mit dem Notlager auf der Basis beschäftigt waren, die anderen beneideten. Ich selbst hatte das gleiche Gefühl, als ich sie von der Höhe des Observatoriums beobachtete. Die Maschinen glänzten im grellen Sonnenlicht und glitzerten im Staub wie wirkliche große, farbige Eidechsen. Aber nur so lange, bis sie in die erste Staubdüne fuhren, denn in diesem Augenblick verschwanden sie in einem gelben Nebel.
    Die Blaue Eidechse blieb ungefähr hundert Meter vom Hauptlager entfernt in einer tiefen Staubdüne stecken. Als sich der aufgewirbelte Staub legte, sah ich, daß die Zugmaschine bis zur Führerkabine eingesunken war. Es dauerte eine gute halbe Stunde, ehe der Schlepper mit Hilfe der zweiten

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