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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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das Seil loszulassen, um für immer im Staubsturm verlorenzugehen.
    Durch das Studium der bisherigen Aufzeichnungen war es Morphy gelungen, Spuren einer gewissen Gesetzmäßigkeit der Druckschwankungen der Atmosphäre und ihrer Bewegung festzustellen. Im Grunde genommen waren es irdische Gesetzmäßigkeiten, doch weitgehend durch die hiesigen spezifischen Bedingungen beeinflußt. Die Zirkulation in der Marsatmosphäre ist zwar viel einfacher, denn hier fehlen die ausgedehnten Wasserflächen der Meere, doch gibt es hier viele andere unerforschte Faktoren, die auf die Bewegung der
    Marsatmosphäre Einfluß haben. Den Eintritt starken Windes konnte Morphy bereits ziemlich genau abschätzen. Und das war besonders für die Libelle wichtig. In der Zeit, als uns das Wetter an die Basis fesselte, wagten wir nur einen kleinen Probeausfall in das Gelände, und zwar unter Bedingungen, mit denen wir beim Großen Marsch rechnen mußten. Zwei Eidechsen mit Anhängern wie unter normalen Bedingungen, mit acht Mann Besatzung, unternahmen eine mehrstündige Fahrt in die Umgebung der Basis. Alle Männer waren mit Sicherheitsseilen an die Schlepper angegurtet, denn die Sicht war nicht weiter als einige Meter. Während der ganzen Zeit standen die Besatzungen in ununterbrochener Verbindung mit der Zentrale. Der Versuch endete erfolgreich, obwohl das Tempo des Marsches bei solchem Wetter in keinem von uns großen Optimismus erweckte. Außerdem machte sich an der Ausrüstung ein Mangel bemerkbar, den wir keinesfalls unterschätzen durften. Bei dem ständigen Ansturm der Sandkörnchen trübte sich der durchsichtige Teil des Gesichtsschutzes. Die durchsichtige Masse war zwar sehr hart und widerstandsfähig gegen Kratzer, doch konnten wir uns jetzt schon vorstellen, wie es nach mehrtägigem Aufenthalt im Freien mit der Durchsichtigkeit beschaffen sein würde. Die Polierpasten, mit denen bei dem Projekt gerechnet wurde, waren also keine Erfindungen üppiger Phantasie; sie mußten bei jeder langfristigen Expedition stets zur Hand sein.
    Inzwischen war ein genauer Plan ausgearbeitet worden, wie wir mit Hilfe der Libelle das Gebiet Deucalionis Regio erreichen könnten. Lawrenson rechnete mit Rücksicht auf die Tragfähigkeit der Libelle, daß mindestens zwanzig Flüge notwendig wären, um eine vorgeschobene Basis im Gebiet Sinus Sabaeus für vier Mann einzurichten. Falls immer nur ein Mann flöge, würde sich die Zahl der Flüge um ein Drittel verringern; also vierzehn Flüge. Den Vorschlag mit der Einmannbesatzung lehnte jedoch der Kapitän entschieden ab. So blieben also für die Einrichtung der vorgeschobenen Basis zwanzig Flüge. Bei gutem Wetter konnten an einem Tag drei Flüge verwirklicht werden. Von der für die vorgeschobene Basis vorgesehene Stelle blieben bis zum Gebiet Deucalionis Regio etwas über dreihundert Kilometer. Zur Errichtung eines Stützpunktes im Gebiet Deucalionis Regio für einen kurzfristigen Aufenthalt zweier Männer würden zwei bis drei Flüge von der vorgeschobenen Basis zum Stützpunkt genügen. Der Plan sah also ganz gut aus. O'Brien war so von Energie erfüllt, daß er damit alle Mitglieder der Expedition anspornte.
    Als der Wind nachließ und der Staub aus der Atmosphäre sich zu Boden setzte, sahen wir auf einer der vfelen Staubdünen am Horizont die weiße Kabine der Astra rot leuchten. Mit dem Fernrohr erkannten wir, daß dis ganze Untergestell mit den Raupen von Staub bedeckt war.
    Williams schlug dem Kapitän vor, die Kontrollgeräte in der Fahrerkabine der Astra noch einmal zu prüfen. Und bald danach fuhr die Rote Eidechse mit Williams und Sheldon los und kämpfte sich durch Staubwolken und Sand zum fahrbaren Laboratorium durch. Obwohl wir alle, die wir die Möglichkeit hatten, die Szene von der Basis aus zu beobachten, insgeheim auf irgendeine wunderbare Wendung hofften, waren wir doch völlig verblüfft, als sich, kurz nachdem wir Williams die Fahrerkabine besteigen sahen, die Astra bewegte. Sie kroch wie ein ausgeruhtes Tier aus der Staubdüne hervor und wendete sich langsam der Basis zu. Williams meldete in die Zentrale, daß der Motor nach einem ganz normalen Startversuch angesprungen war. Gefolgt von der Roten Eidechse kam Williams mit dem halsstarrigen Fahrzeug bei der Basis an. Er fuhr auf die Rampe der Garage, damit das Fahrzeug einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden konnte. Vielleicht gelang es doch, die geheimnisvolle Ursache des Motordefekts zu entdecken. Dann würde es möglich

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