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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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Messung zu Mittag ergab, daß wir eigentlich nur neun Kilometer weiter von der Basis entfernt waren.
    Der Nachmittag war noch schlimmer. Wir gerieten offensichtlich schon in das von fließendem Staub verseuchte Gebiet. Das Vorwärtskommen der Kolonne war so langsam, daß O'Brien seine Besonnenheit zu verlieren begann. Als wir mit der Grünen Eidechse mühsam festeren Boden suchten, meldete sich in den Hörern O'Briens Stimme, die uns aufforderte, keiner Staubpsychose zu unterliegen. Williams, der gerade das Fahrzeug lenkte, hielt an und forderte mich mit einer Handbewegung schweigend auf, die Führung zu übernehmen. Ich begriff, daß er verbittert war. Ich hatte fast ein schadenfrohes Gefühl, als wir nach einer Viertelstunde "wieder steckenblieben und den Anhänger abkoppeln mußten. Auch ich fühlte mich von O'Briens Bemerkung über die Staubpsychose betroffen.
    Die Abendbilanz dieser Etappe war unerfreulich. Die Zahl der zurückgelegten Kilometer war zweiundachtzig, der Reingewinn elf. O'Brien und McKinley saßen noch lange über den Flugaufnahmen des Gebiets, durch die unsere Route führte, und versuchten, das Gelände dem Aussehen nach abzuschätzen. Mit welchem Erfolg, das zeigte der kommende Tag. Fast hätten wir die Astra begraben. Das Gelände vor uns war so von Staub verseucht, daß uns nichts anderes übrigblieb, als ein großes Stück Weg zurückzukehren und zu versuchen, die »Sümpfe« in einem nach Osten gewendeten Bogen zu umfahren.
    Der Konvoi schleppte sich schwer dahin, irrte dauernd hin und her, fuhr zurück, blieb stehen und fuhr von neuem vorwärts. Endlose, eintönige Wüste - und gleichgültig ablaufende Zeit. Von der Begeisterung der ersten Tage war nur wenig übriggeblieben. Die Müdigkeit stumpfte uns alle ab. An der Neige des sechsten Tages stellten wir fest, daß der von zusammenhängenden Staubschichten bedeckte Gürtel nach Norden verlief. Nach genauer Ortsbestimmung verzeichneten wir einen traurigen Rekord: wir waren an diesem Tag zweiundachtzig Kilometer gefahren, und unsere Entfernung vom Ziel Sinus Sabaeus hatte sich vergrößert. Der Umweg brachte uns zu weit nach Osten.
    Nach langem Studium der Karte entschied der wortkarge O'Brien, zum Ausgangspunkt des Vortages zurückzukehren und die verstaubten Stellen in westlichem Bogen zu umfahren. Wie unserem langsamen Schleichen zum Hohn dauerte das sonnige und windstille Wetter ohne geringste Anzeichen einer Änderung an.
    Am siebenten Tag, der ursprünglich als Ruhetag geplant war, glichen wir den Verlust des Vortages aus. Am achten und neunten Tag des Marsches drängte uns der Staubgürtel ziemlich weit nach Westen; das Gelände begann jedoch gut befahrbar zu werden, und auch die fotografischen Karten gaben Hoffnung. Das Wetter hielt an, die Maschinen arbeiteten gut - nur die Menschen waren am Ende ihrer Kräfte, so daß der zehnte Tag als Ruhetag geopfert werden mußte.
    Unser Lager - wenn man die Gruppe von Fahrzeugen und Anhängern so nennen kann - befand sich auf einem flachen Felsplateau, das zur Hälfte von feinem Sand verweht war, aus dem einige große Felsblöcke herausragten. Das rotbraune Gestein glänzte, als wäre es mit Lack bestrichen. Als an diesem Abend das Gestein im Schein der untergehenden Sonne glänzte, ahnten wir noch nicht, welch glücklicher Zufall uns auf dieses Felsplateau geführt hatte und welche Bedeutung ein von Korrasion zernagter Felsen für einen von uns haben würde.
    Wir schliefen bis gegen Mittag. Alle, außer O'Brien. Der saß seit neun Uhr in der Navigationskabine über den Karten. Mir schien, daß er wieder ein bißchen aus dem Gleichgewicht geraten war. Ich glaubte - und das ist eine ziemlich kuriose Voraussetzung-, daß der Hauptgrund das schöne Wetter war. Zehn von den dreißig zur Erreichung von Sinus Sabaeus bestimmten Tage waren vergangen, und das Ziel war noch immer weit.
    Das letzte Radiogespräch O'Briens mit dem Kapitän wurde in etwas gespanntem Ton geführt. O'Brien beschwerte sich über das langsame Vorwärtskommen der Schlepper, was außerdem der Besatzung viele Mühen bereitete, während die Libelle nicht voll ausgenutzt wäre. Er kehrte wieder zu seinem Plan zurück, Deucalionis Regio mit Hilfe der Libelle zu erreichen. Wie die letzten Tage zeigten, sei das Wetter bei weitem kein so hinterhältiger Feind der Flüge, wie es den Anschein hatte. In diesem Augenblick gaben wir alle O'Brien recht. Aus der Antwort des Kapitäns kann man schließen, daß ihn doch, was den Einsatz der

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