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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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mit dieser Bemerkung nichts Böses gemeint hat.
    Offensichtlich ist der Mangel an regelmäßigem Privatleben eine sehr ungünstige Begleiterscheinung bei technisch so vollkommen ausgestatteten Expeditionen wie der unseren; während der Erholung in der Klimatisationskabine, bei deren Bau natürlich viel Platz eingespart wurde, ist ein Privatgespräch undenkbar. Und während des Aufenthalts im Gelände ist natürlich jedes Gespräch »auf der Welle«. Obwohl das Gelingen einer kosmischen Expedition in nicht unbedeutendem Maße vom Eingespieltsein der Gemeinschaft abhängt, bin ich überzeugt, daß sich gerade dieser Mangel an Privatleben ungünstig auswirkt.
    Ich lege mich mit dem Gefühl nieder, daß weder Witterung noch Technik uns den Erfolg sichern können. Auch am vierten Tag scheint seit dem Morgen die Sonne. Wir haben den Eindruck, daß wir uns im Kreis immer in derselben Landschaft bewegen, so eintönig ist die Wüste. Die führende Rote Eidechse bleibt im »fließenden« Staub stecken. Diesmal muß der Anhänger abgekoppelt und mit Hilfe der Grünen Eidechse herausgezogen werden. Während wir den Unfallplatz umfahren wollen, bleibt auch die Astra hängen. Im aufgewirbelten Staub, der wie ein grauer Schleier in der bewegungslosen Atmosphäre hängt, stehen wir wie gelähmt vor dem bewegungslosen Fahrzeug, so unerwartet kommt alles. Wir koppeln den großen Anhänger und auch die beiden kleinen Anhänger der Eidechsen ab, befestigen die Seile an den Haken und warten mit Spannung, ob die Eidechsen, die uns plötzlich winzig klein erscheinen, die Astra flottkriegen. Die Motoren aller drei Fahrzeuge ziehen an, und alles verschwindet im Staub. Nachdem sich die Staubwolken gelegt haben, sehen wir, daß die Astra noch tiefer in den Staub abgesackt ist. Es war ein Fehler, den Motor der Astra anzulassen, das Fahrzeug hat sich wie ein riesiger Maulwurf nur noch tiefer in den Staub eingewühlt. Nach einer Weile stellen wir fest, daß die Eidechsen allein das schwere Fahrzeug nicht von der Stelle bekommen. Der Staub sinkt in der Windstille allmählich zu Boden, und eine gleichgültige Sonne scheint auf die Wüste. Es bleibt nur noch die Möglichkeit, hinter der Astra einen tiefen Graben auszuheben, damit das Fahrzeug rückwärts herausfahren kann. Nach halbstündiger Galeerenarbeit in den schweren Raumanzügen stellen wir fest, daß wir zum Ausheben des Grabens mindestens vier Stunden brauchen werden; das mehlige Material fließt dauernd herab. Briggs versinkt bis zum Brustkorb in den Staub, und hätten wir ihm nicht schnell ein Seil zugeworfen, wäre er ganz versunken. Der aufgewirbelte, von der Sonne durchleuchtete Staub vermindert die Sicht auf wenige Meter. Die Temperatur in den Raumanzügen steigt. Der Schweiß zermürbt uns. Die Lungen ringen verzweifelt nach Sauerstoff.
    Zu Mittag ist der Graben fertig, und alle - obwohl wir uns kaum auf den Beinen halten - warten mit Spannung, ob das Fahrzeug herauskommt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen ist die Astra wieder zur Hälfte von Staub verschüttet. Völlig erschöpft sinken wir zu Boden. Nach einem traurigen Mittagsmahl, dessen wertvollster Bestandteil Wasser ist, beraten wir über den weiteren Verlauf der Rettungsarbeiten: Wir werden abwechselnd in zwei Gruppen den Staub wegschaffen, werden langsam arbeiten, damit wir uns nicht völlig erschöpfen, doch durchhalten, auch wenn es einige Tage dauert, ehe wir das Fahrzeug herausscharren. Jetzt kommt es nicht mehr auf die Zeit an - sondern auf die Rettung der Astra.
    Eine Stunde nach Sonnenuntergang fuhr die Astra aus dem Graben, der beinahe ihr Grab geworden war. Zum Glück war bereits in der Tiefe von drei Metern grobes Material, in das sich die Raupen des Fahrzeugs nicht mehr einwühlten. Ein Gefühl wohltuender Erleichterung erfüllte uns. Als wir dann zerschlagen und erschöpft, doch befreit von den Raumanzügen, mit dem Gefühl herrlicher Leichtigkeit des Körpers, auf den Liegestätten der Klimatisationskabine lagen, kam uns allen so recht zu Bewußtsein, was die Astra für die Expedition im Gelände bedeutete. An diesem Tag verzeichneten wir nur einen Gewinn von fünf Kilometern.
    Milliarden Staub- und Sandkörnchen erwärmten sich im Sonnenschein.- Sie ruhten. Die Kolonne kam nur langsam vorwärts. Vom Vortag war noch in uns die Angst vor den »Staubsümpfen« geblieben. Die Umwege um verdächtige Stellen wurden immer größer. O'Brien schwieg. Die Zahl der zurückgelegten Kilometer war zwar groß, doch die

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