Die Erde
von Neugier erfaßt, seit der Mann über die große staatliche Bewirtschaftung wirres Zeug daherredete, von neuem geduldig zuhörte. Die anderen warteten das Ende ab wie im Theater. Zweimal hatte Lequeu, dessen bleiches Gesicht purpurn anlief, den Mund aufgemacht, um sich einzumischen; und jedes Mal hatte er sich als vorsichtiger Mann auf die Zunge gebissen.
»Und mein An teil, meiner!« schrie Jesus Christus jäh. »Jeder muß seinen Anteil kriegen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!« Auf einmal brauste Kanone auf, hob die Hand, als wolle er den Kumpel ohrfeigen.
»Laß mich gefälligst in Frieden mit deiner Freiheit, deiner Gleichheit und deiner Brüderlichkeit! – Braucht man denn frei zu sein? Ein hübscher Ulk! Du willst also, daß die Bürger uns immer wieder in ihre Tasche stecken? Nein, nein, man wird das Volk zum Glück zwingen, wider seinen Willen! – Du willigst also ein, einen Gerichtsvollzieher als deinesgleichen, als deinen Bruder anzusehen? Aber, dummer Kerl, gerade weil deine Republikaner vom Jahre achtundvierzig diese Eseleien unbesehen schluckten, haben sie sich bei ihrem dreckigen Geschäft in die Hosen geschissen!«
Verdutzt erklärte Jesus Christus, er sei für die Große Revolution.
»Du kotzt mich an, halt's Maul! – He? 178967, 179368! Ja, ja, se ein Trara! Ein hübscher kleiner Schwindel, mit dem man uns die Ohren voll schreit! Zählt denn dieser Hokuspokus überhaupt neben dem, was noch zu tun bleibt? Das wird man ja sehen, wenn das Volk zu bestimmen hat, und das wird sich kaum lange hinziehen, alles kommt zum Krachen, ich verspreche dir, daß unser Jahrhundert, wie man sagt, ebenso prima zu Ende gehen wird wie das vorige, wenn auch auf eine ganz andere Weise. Ein tolles Reinemachen, ein Ausscheuern, wie man noch nie eins erlebt hat!«
Alle erschauderten, und selbst Jesus Christus, dieser Saufsack, wich seit dem Augenblick, da man nicht mehr Bruder unter Brüdern war, entsetzt, angeekelt zurück. Jean, der bis dahin interessiert zugehört hatte, machte ebenfalls eine Gebärde des Aufbegehrens.
Mit flammenden Augen und mit einem Gesicht, das verzückt war wie das eines Propheten, hatte sich Kanone erhoben.
»Und das muß kommen, das ist unausbleiblich, so wie ein Kieselstein, den man in die Luft schleudert, notwendigerweise wieder runterfällt ... Und es wird dabei keine Pfaffengeschichten mehr geben, keine Redereien von der anderen Welt, von Recht, von Gerechtigkeit, was man niemals gesehen hat, ebensowenig wie den lieben Gott! Nein, es wird nur das Bedürfnis geben, glücklich zu sein, das wir alle haben ... He? Ihr Kerle, laßt es euch gesagt sein, man wird sich verständigen, damit jeder sich bis obenhin gütlich tun kann, mit sowenig Arbeit wie möglich! Die Maschinen werden für uns arbeiten, das Tagewerk, ein einfaches Aufpassen, wird nicht länger als vier Stunden dauern; vielleicht wird man sogar dahin gelangen, daß man die Hände ganz in den Schoß legt. Und überall Vergnügen, alle Bedürfnisse werden gepflegt und befriedigt, jawohl! Fleisch, Wein, Weiber, dreimal mehr, als man sich heute leisten kann, weil es einem besser gehen wird. Keine Armen mehr, keine Kranken mehr, keine Alten mehr, wegen der besseren Organisation, weniger beschwerliches Leben, gute Krankenhäuser, gute Altersheime. Ein Paradies! Die ganze Wissenschaft eingesetzt, damit man sich's wohl sein lassen kann! Eine wahre Wonne, am Leben zu sein!«
Aufgebracht versetzte Geierkopf dem Tisch einen Fausthieb und brüllte:
»Die Steuer futsch! Die Auslosung futsch! Alle Widerwärtigkeiten futsch. Nichts als Vergnügen! – Da unterschreibe ich!«
»Klar«, erklärte Delhomme weise. »Man müßte ja sein eigener Feind sein, wenn man das nicht unterschreibt.«
Fouan stimmte zu, ebenso Macqueron, Clou und die anderen.
Verdutzt, erschüttert in seinen Obrigkeitsvorstellungen, fragte Bécu Hourdequin ganz leise, ob man diesen Räuber nicht einlochen müßte, der da den Kaiser angriff.
Aber der Hofbesitzer beruhigte ihn mit einem Achselzucken. Ach ja, das Glück! Man erträumte es nun von der Wissenschaft, nachdem man es zuvor vom Recht erträumt hatte: das war vielleicht logischer, aber morgen war das immerhin noch nicht soweit. Und er wollte von neuem aufbrechen, er rief Jean, der ganz Ohr war bei der Auseinandersetzung; da gab Lequeu seinem Verlangen nach, sich einzumischen, einem Verlangen, an dem er erstickte wie an unterdrückter Wut.
»Sofern ihr nicht«, stieß er mit seiner schrillen Stimme
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