Die Erde
fünfhundert Francs drauf. Verdutzt sahen sich die Geierkopfs an: das war ja nicht mehr die Möglichkeit, der Gedanke an all dieses Geld ließ sie zu Eis erstarren. Lise jedoch ließ sich bis zu fünftausend hinreißen. Und es zerschmetterte sie geradezu, als der alte Bauer mit einem einzigen Schlag auf fünftausendzweihundert sprang. Damit war es aus, das Haus wurde ihm für fünftausendzweihundert Francs zugesprochen. Geierkopfs grinsten, diese große Summe einzustreichen war nicht übel, zumal ja Françoise und ihr häßlicher Kerl geschlagen waren.
Als Lise allerdings wieder in Rognes war und in diese uralte Behausung heimkehrte, darin sie geboren war, darin sie gelebt hatte, fing sie an zu schluchzen. Geierkopf fühlte steh ebenfalls dermaßen beengt in der Kehle, daß er sich auf ihre Kosten Luft machte, indem er fluchte, daß er sogar das letzte Haar seines Leibes hingegeben hätte, aber dieses herzlose Weiberpack, das macht ja den Geldbeutel wie die Schenkel bloß auf, um sich was reinstecken zu lassen. Er log, er selber hatte sie aufgehalten; und sie prügelten sich. Ach, das arme alte Vaterhaus der Fouans, das ein Vorfahr vor dreihundert Jahren gebaut hatte, heute war es wackelig, rissig, zusammengesackt, überall ausgeflickt, mit der Nase nach vorn gefallen unter dem Wehen der weiten Winde der Beauce! Wenn man bedachte, daß die Familie es seit dreihundert Jahren bewohnte, daß man es schließlich liebte und verehrte wie eine echte Reliquie, so daß es in Erbfällen schwer wog! Mit einer Ohrfeige schmiß Geierkopf Lise um, die sich wieder erhob und ihm mit einem Fußtritt beinahe das Bein gebrochen hätte.
Am Abend des folgenden Tages, da geschah etwas ganz anderes, die ganze Sache kam zum Krachen. Da Vater Saucisse am Morgen losgegangen war, um den Namen des Auftraggebers zu nennen, erfuhr Rognes schon am Mittag, daß er das Haus auf Françoises Rechnung gekauft hatte, die von Jean dazu ermächtigt war; und nicht allein das Haus, sondern auch noch die Möbel, Gédéon und die Coliche. Bei Geierkopfs heulte man auf vor Schmerz und Jammer, als habe der Blitz eingeschlagen. Der Mann, die Frau, die sich auf die Erde geworfen hatten, heulten, brüllten in der wilden Verzweiflung, daß sie nicht die Stärkeren waren, daß sie überspielt worden waren von dieser Schlampe, dieser Göre. Vor allem machte es sie verrückt, zu hören, wie man im ganzen Dorf über sie lachte, weil sie sowenig Schläue an den Tag gelegt hatten. Himmelsakrament! Sich so reinlegen lassen, sich im Handumdrehen aus dem eigenen Hause raussetzen lassen! O nein, das wäre ja noch schöner, man würde ja sehen!
Als sich die Große noch am selben Abend einstellte, um sich im Namen von Françoise höflich mit Geierkopf über den Tag zu verständigen, an dem er auszuziehen gedenke, schmiß er sie raus, verlor alle Vorsicht, antwortete mit einem einzigen Wort: »Scheiße!«
Sie ging sehr zufrieden davon, sie schrie ihm lediglich zu, daß man den Gerichtsvollzieher schicken werde. Schon am nächsten Tage kam tatsächlich Vimeux, blaß und besorgt, jämmerlicher denn je die Straße herauf, klopfte unter den lauernden Blicken der Klatschbasen aus den Nachbarhäusern vorsichtig an. Er bekam keine Antwort, er mußte stärker klopfen, er wagte zu rufen und erläuterte, er komme wegen der gerichtlichen Aufforderung, daß sie sich auf und davon zu machen hätten. Da ging das Bodenfenster auf, eine Stimme brüllte das Wort, dasselbe, das einzige Wort: »Scheiße!«
Und ein Topf, der voll war von dem Zeug, wurde ausgegossen. Von oben bis unten durchnäßt, mußte Vimeux die gerichtliche Aufforderung wieder mitnehmen. Rognes hält sich noch immer deswegen vor Lachen die Seiten.
Aber sofort hatte die Große Jean nach Châteaudun zum Rechtsanwalt geschleppt. Der erläuterte ihnen, daß man wenigstens fünf Tage warten müsse, bevor es zur Ausweisung komme: der Antrag auf eine einstweilige Verfügung wird eingebracht, die Verfügung vom Gerichtspräsidenten erlassen, die Zustellung dieser Verfügung an die Gerichtskanzlei, schließlich die Ausweisung, bei der sich der Gerichtsvollzieher von Gendarmen helfen lassen würde, falls es nötig sei. Die Große stellte Erörterungen an, um einen Tag herauszuschlagen, und als sie nach Rognes zurückgekehrt war, verkündete sie überall, da heute Dienstag sei, würden am Sonnabendabend die Geierkopfs wie Diebe mit Säbelhieben auf die Straße geworfen, falls sie bis dahin nicht gutwillig das Haus geräumt
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