Die Erde
hätten sie sich mit Steinen beworfen.
Und entgeistert gab der Alte sowohl der einen als auch der anderen recht und schlug sich dabei mit beiden Fäusten gegen die Stirn.
Françoise trug den Sieg davon, die Gesamtsumme belief sich auf hundertneunundachtzig Francs.
»Na, dieses Mal ist es wohl alles?« fragte der Notar.
Geierkopf schien völlig vernichtet auf seinem Stuhl, zerschmettert von dieser Rechnung, die immer mehr anschwoll; er kämpfte nicht mehr, glaubte sich am Ende bei all dem Unglück. Er murmelte mit wehleidiger Stimme:
»Wenn man auch noch mein Hemd will, ziehe ich es aus.«
Aber die Große hatte sich einen letzten Hieb aufgehoben, einen furchtbaren, irgend etwas Großes und sehr Einfaches, das alle Welt vergessen hatte.
»Hört mal, und die fünfhundert Francs Entschädigung für den Weg da oben?«
Mit einem Satz war Geierkopf auf den Beinen, die Augen traten ihm aus dem Kopf, der Mund stand offen. Nichts zu sagen, keine Erörterung möglich: er hatte das Geld bekommen, er mußte die Hälfte davon zurückerstatten. Einen Augenblick suchte er; als er keinen Ausweg fand, stürzte er sich in dem Irrsinn, der in ihm hochkam und ihm im Schädel hämmerte, jäh auf Jean. »Saukerl, der unsere gute Freundschaft getötet hat. Ohne dich würden wir noch in der Familie alle zusammenhalten, wären alle nett zueinander!«
Jean, der sehr vernünftig war und schwieg, mußte sich zur Wehr setzen.
»Rühr mich nicht an, oder ich hau zu!«
Rasch waren Françoise und Lise aufgestanden, pflanzten sich jede vor ihrem Mann auf, die Gesichter aufgedunsen von ihrem langsam gewachsenen Haß, zeigten endlich die Krallen, waren drauf und dran, einander die Haut vom Leibe zu reißen. Und eine allgemeine Schlägerei, die zu verhindern weder die Große noch Fouan geneigt zu sein schienen, hätte sicher Hauben und Haare in Fetzen fliegen lassen, wenn nicht der Notar aus seinem berufsbedingten Phlegma herausgetreten wäre.
»Aber in drei Teufels Namen, so wartet doch, bis ihr auf der Straße seid. Das fällt einem ja auf die Nerven, daß man sich nicht einigen kann, ohne sich zu prügeln!« Als sich dann alle, bebend, still verhielten, fügte er hinzu: »Ihr seid euch einig, nicht wahr? – Nun gut, ich werde die Mündelabrechnungen aufsetzen, man wird sie unterzeichnen, dann schreiten wir zum Verkauf des Hauses, um damit zum Ende zu kommen ... Macht, daß ihr rauskommt, und seid brav, die Dummheiten kommen manchmal teuer zu stehen!«
Dieses Wort beruhigte sie vollends.
Aber als sie hinausgingen, schimpfte Jesus Christus, der auf den Vater gewartet hatte, auf die ganze Familie und brüllte, es sei eine wahre Schande, einen armen Alten in diese dreckigen Geschichten hineinzuziehen, todsicher, um ihn zu bestehlen; und vom Rausch rührselig geworden, fuhr er ihn davon, wie er ihn hergebracht, auf dem Stroh eines Wägelchens, das er von einem Nachbarn ausgeliehen hatte. Die Geierkopfs verdrückten sich nach der einen Richtung, die Große schob Jean und Françoise zum »Bon Laboureur«, wo sie sich einen schwarzen Kaffee spendieren ließ. Sie strahlte.
»Ich habe mir immerhin ganz hübsch eins gelacht!« sagte sie abschließend und steckte den übriggebliebenen Zucker in ihre Tasche.
Noch an diesem Tage kam der Großen ein Einfall. Bei der Heimkehr nach Rognes rannte sie los, um sich mit Vater Saucisse zu verständigen, einem ihrer ehemaligen Liebhaber, wie es hieß. Da Geierkopfs geschworen hatten, sie würden gegen Françoise auf das Haus bieten, und wenn sie ihre Haut dabei lassen müßten, hatte sie sich gesagt, falls der alte Bauer seinerseits auf das Haus biete, würden die anderen vielleicht nicht mißtrauisch werden und es ihm überlassen; denn da er Geierkopfs Nachbar war, konnte er Lust haben, sich zu vergrößern. Gegen ein Geschenk ging er sofort darauf ein, so daß sich am zweiten Sonntag des Monats die Dinge bei der Versteigerung abspielten, wie die Große es vorausgesehen hatte. Wiederum saßen im Arbeitszimmer des Notars Baillehache Geierkopfs auf der einen Seite, Françoise und Jean auf der anderen mit der Großen; und es waren Leute da, ein paar Bauern, die mit der unbestimmten Vorstellung gekommen waren, zu kaufen, falls es was umsonst gab. Aber mit vier oder fünf Geboten, die Lise und Françoise kurz hinwarfen, stieg das Haus auf dreitausendfünfhundert Francs, was es auch wert war. Françoise hörte bei dreitausendachthundert auf. Da trat Vater Saucisse auf, machte die Viertausend voll, legte noch
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