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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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so ein alter Racker! Da kriecht Ihr nun herum wie eine Schlange! – Wollt Ihr wohl aufstehen!« Er zog ihn an den Beinen, brachte ihn mit einem Rippenstoß wieder auf die Fuße. »Aha, so was! Seid Ihr nun fertig damit, in alle Löcher zu gucken? Ich hab's satt, zu merken, wie das Haus bis in die Spalten auseinandergeklaubt wird!«
    Ärgerlich, daß er überrascht worden war, sagte Fouan, in einem jähen Zornanfall lostobend, immer wieder:
    »Gib sie mir zurück!«
    »Laß mich gefälligst in Frieden!« brüllte ihm Geierkopf ins Gesicht.
    »Da hau ich eben ab. Ich habe hier zuviel auszustehen.«
    »So ist's recht, macht, daß Ihr fortkommt, gute Reise! Und wenn Ihr wiederkommt, Himmelsakrament, dann bloß, weil Ihr keinen Schneid habt!«
    Er hatte ihn am Arm gepackt, er schmiß ihn raus.
     

Kapitel II
    Fouan ging den Abhang hinunter. Sein Zorn hatte sich jäh gelegt, er blieb unten auf der Landstraße stehen, war verstört, daß er sich draußen befand und nicht wußte, wohin er gehen sollte. Drei Uhr schlug es von der Kirche, ein feuchter Wind ließ diesen grauen Herbstnachmittag zu Eis erstarren; und Fouan zitterte vor Kälte, denn er hatte nicht einmal seinen Hut mitgenommen, so schnell war das alles geschehen. Glücklicherweise hatte er seinen Stock. Eine Weile ging er die Straße hinauf, nach Cloyes zu; dann fragte er sich, was er in dieser Richtung eigentlich wolle, und er kehrte mit demselben Schritt, mit dem er sich gewöhnlich durchs Dorf schleppte, nach Rognes zurück. Vor Macquerons Schenke kam ihm der Gedanke, ein Glas zu trinken; aber er durchwühlte seine Taschen, er hatte keinen Sou; in der Angst, daß man die Geschichte bereits kenne, befiel ihn Scham, sich zu zeigen. Eben kam es ihm so vor, als sehe ihn Lengaigne, der an seiner Tür stand, schief an, wie man die Bettler auf den Landstraßen ansieht. Lequeu stand hinter einem Fenster der Schule und grüßte ihn nicht. Das war begreiflich, er verfiel wieder der Verachtung aller, nun, da er nichts mehr hatte, abermals ausgeplündert war, und diesmal bis auf die Haut.
    Als Fouan am Aigre angelangt war, lehnte er sich einen Augenblick gegen das Brückengeländer. Der Gedanke an die Nacht, die bald hereinbrechen würde, plagte ihn. Wo schlafen? Nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Auf Bécus Hund, den er vorbeistreifen sah, wurde er neidisch, denn dieses Tier da wußte wenigstens, in welchem mit Stroh ausgelegten Loch es schlafen würde. Schläfrig geworden beim Nachlassen seines Zorns, suchte er wirr umher. Seine Augenlider waren zugefallen, er strengte sich an, sich die überdachten, vor der Kälte geschützten Winkel wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Das ward zu einem Alptraum, die ganze Gegend zog vorüber, nackt, kahlgefegt von den Windstößen. Aber in einem Aufzucken von Willenskraft raffte er sich auf, machte er sich munter. Er durfte nicht so verzweifeln. Einen Mann in seinem Alter ließ man nicht draußen verrecken.
    Mechanisch ging er über die Brücke und befand sich vor dem kleinen Gehöft der Delhommes. Als er dessen gewahr wurde, bog er schräg ab, ging hinter dem Haus herum, damit man ihn nicht sehe. Dort hielt er abermals inne, stand dicht an die Mauer des Viehstalls geschmiegt, in dem er Fanny, seine Tochter, reden hörte. War es ihm denn in den Sinn gekommen, sich wieder zu ihr zu begeben? Er hätte es selber nicht sagen können, seine Füße allein hatten ihn geführt. Er sah das Innere der Wohnung wieder, als sei er dorthin zurückgekehrt, die Küche links, seine Stube im ersten Stock am Ende des Heubodens. Vor Rührung wurden ihm die Beine weich, er wäre umgesunken, wenn ihn die Mauer nicht gestützt hätte. Lange verharrte er reglos, sein altes Rückgrat fest verkeilt an diesem Haus. Fanny sprach immer noch im Stall, ohne daß er die Worte unterscheiden konnte: vielleicht war es dieses dumpfe Getöse, das ihm das Herz rührte. Aber sie zankte wohl eine Magd aus, ihre Stimme wurde lauter, er hörte, wie diese Stimme, die trocken und hart war, ohne grobe Worte so verletzende Dinge zu dieser Unglücklichen sagte, daß sie darüber schluchzte. Und er litt auch darunter, seine Gemütsbewegung war dadurch vergangen, er sperrte sich, weil er gewiß war, daß seine Tochter ihn mit dieser bösen Stimme empfangen würde, falls er die Tür aufstieß. Er stellte sich vor, daß sie wieder sagte: »Papa wird kommen und uns auf Knien bitten, daß wir ihn wieder aufnehmen!«, den Satz, der alle Bande zwischen ihnen für immerdar

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