Die Erde
elendes Schicksal. Und so ging er eines Morgens in den Nachbarhof zu seiner Nichte.
Françoise half dort Jean, einen Wagen mit Mist zu beladen. Während er unten in der Grube stand, die er mit der Forke leerte, nahm sie oben die Packen in Empfang, trampelte sie mit den Fersen fest, damit mehr hineinging.
Der Alte, der, auf seinen Stock gestützt, vor ihnen stand, hatte seine Klage begonnen.
»He? Das ist doch ärgerlich, Geld, das mir gehört, das sie mir weggenommen haben und das sie mir nicht zurückgeben wollen! – Was würdet ihr denn da machen, ihr?«
Dreimal ließ Françoise ihn die Frage wiederholen. Sie war sehr verdrossen, daß er zu ihnen kam, um so zu reden, sie empfing ihn kühl, weil sie jeden Anlaß zu Streit mit Geierkopfs zu vermeiden wünschte.
»Ihr wißt ja, Onkel«, antwortete sie schließlich, »das geht uns nichts an, wir sind zu glücklich, daß wir da raus sind aus dieser Hölle.« Und ihm den Rücken zudrehend, wühlte sie weiter im Wagen, der Mist reichte ihr bis zu den Schenkeln, sie versank fast darin, wenn ihr Mann Schlag auf Schlag ganze Forken voll hochschickte. Sie verschwand alsdann inmitten des warmen Dampfes, fühlte sich behaglich und beherzt in der Stickluft dieser aufgewühlten Grube.
»Denn ich bin nicht verrückt, das sieht man ja, nicht wahr?« fuhr Fouan fort, der sie anscheinend nicht gehört hatte. »Sie müssen mir mein Geld zurückgeben ... Haltet ihr, ihr beide da, mich denn für fähig, das Geld zu vernichten?«
Weder Françoise noch Jean sagten ein Sterbenswörtchen.
»Müßte ja verrückt sein, was? Und ich bin nicht verrückt ... Ihr würdet das bezeugen können, ihr beide da.«
Jäh richtete sich Françoise oben auf dem beladenen Wagen auf; und sie sah sehr groß, gesund und stark aus, als sei sie dort gewachsen, als ginge dieser Fruchtbarkeitsgeruch von ihr aus. Die Hände in die Hüften gestemmt, war sie mit ihrem runden Busen nun eine richtige Frau.
»Ach nein, ach nein, Onkel, nun langt's aber! Ich habe Euch gesagt, daß wir uns in all diese Schuftigkeiten nicht einmischen ... Und da wir nun mal gerade dabei sind, seht mal, es wäre vielleicht besser, wenn Ihr uns nicht mehr besuchen kommt.«
»Du schickst mich also weg?« fragte der Alte zitternd.
Jean glaubte einschreiten zu müssen.
»Nein, es ist bloß, weil wir keinen Streit wollen. Man würde sich drei Tage lang in den Haaren liegen, wenn Ihr hier erblickt werdet ... Jedem seine Ruhe, nicht wahr?«
Fouan verharrte reglos, sah sie einen nach dem anderen mit seinen armen glanzlosen Augen an. Dann ging er davon.
»Gut! Wenn ich Hilfe brauche, muß ich eben woanders hingehen als zu euch!«
Und sie ließen ihn davonziehen, es war ihnen unbehaglich dabei zumute, denn sie waren nicht bösartig. Aber was sollten sie tun? Das hätte ihm nicht geholfen, und sie hätten sich bestimmt dabei um den Appetit und den Schlaf gebracht. Während Jean seine Peitsche holte, las Françoise sorgfältig mit einer Schaufel die hinuntergefallenen Kotklumpen wieder auf und warf sie auf den Wagen zurück.
Am nächsten Tage kam es zu einem heftigen Auftritt zwischen Fouan und Geierkopf. Jeden Tag übrigens begann die Auseinandersetzung über die Wertpapiere von neuem, wobei der eine sein ewiges »Gib sie mir zurück!« hartnäckig wie eine fixe Idee wiederholte und der andere stets mit demselben »Laß mich gefälligst in Frieden!« ablehnte. Aber nach und nach nahmen die Dinge eine Wendung zum Schlimmen, besonders seit der Alte suchte, wo sein Sohn wohl den Schatz versteckt haben mochte. Nun war er an der Reihe, das ganze Haus abzusuchen, das Holzwerk der Schränke zu durchforschen, die Wände abzuklopfen, um zu hören, ob sie hohl klangen. Bei dieser einzigen und ausschließlichen Beschäftigung irrten seine Blicke ständig von einer Ecke in die andere; und sobald er sich allein sah, schob er die Kinder beiseite, fing er in dem jähen Anfall von Leidenschaft, wie ein Bengel, der sich auf die Magd stürzt, sobald die Eltern nicht mehr im Hause sind, wieder mit seinem Wühlen an.
Da Geierkopf nun aber an diesem Tage unversehens heimkam, erblickte er Fouan auf dem Fußboden, in seiner ganzen Länge auf dem Bauch ausgestreckt, mit der Nase unter der Kommode und im Begriff, nachzuforschen, ob da nicht ein Versteck sei. Das brachte Geierkopf außer sich, denn der Vater war ganz dicht davor: was er unten suchte, war oben, verborgen und gleichsam versiegelt durch das schwere Gewicht der Marmorplatte.
»Himmelsakrament,
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