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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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zwischen Kleinbesitz und Großbesitz ein Ende bereiten würde, indem sie sie beide umbrachte. Das war der Beginn der geweissagten Zeiten, der Getreidepreis unter sechzehn Francs, das mit Verlust verkaufte Getreide, der Bankrott der Erde, den soziale Ursachen herbeiführten, die entschieden stärker waren als der Wille der Menschen.
    Und jäh stimmte Hourdequin, der in seiner Niederlage blutete, Lequeu zu:
    »Himmelsakrament! Er hat recht ... Mag alles zusammenkrachen, mögen wir alle verrecken, mögen die Brombeeren überall wachsen, weil es eben aus ist mit dem Menschengeschlecht und die Erde erschöpft ist!« Eine Anspielung auf Jacqueline machend, fugte er hinzu: »Mir steckt glücklicherweise ein anderes Übel unter der Haut, das mir vorher das Kreuz brechen wird.«
    Aber man hörte die Große und die Frimat im Hause gehen und flüstern. Jean erschauerte bei diesem leisen Geräusch. Er ging wieder hinein, es war zu spät.
    Françoise war tot, vielleicht schon lange. Sie hatte die Augen nicht wieder aufgeschlagen, die Lippen nicht wieder auseinandergebracht. Die Große hatte erst gemerkt, daß Françoise nicht mehr war, als sie sie berührte. Ganz weiß sah sie aus, mit dem schmal gewordenen und eigensinnigen Gesicht, sie schien zu schlafen.
    Jean stand am Fußende des Bettes, schaute sie an, verstört von wirren Gedanken; der Kummer, den er empfand, die Verwunderung, daß sie kein Testament hatte machen wollen, das Gefühl, daß irgend etwas in seinem Dasein zerbrach und zu Ende ging.
    In diesem Augenblick, da Hourdequin, der schweigend gegrüßt hatte, noch düsterer geworden, davonging, sah er, wie sich auf der Dorfstraße ein Schatten vom Fenster löste und in die Tiefe der Finsternis hineinhastete. Ihm kam der Gedanke an irgendeinen streunenden Hund.
    Das war Geierkopf, der heraufgekommen war, um nach dem Tode auszuspähen, und der nun rannte, um ihn Lise zu verkünden.
     

Kapitel V
    Am nächsten Vormittag wurde Françoises Leiche fertig eingesargt, und der Sarg blieb mitten in der Stube auf zwei Stühlen stehen; da zuckte Jean in entrüsteter Verwunderung zusammen, als er Lise und Geierkopf hintereinander hereinkommen sah. Seine erste Anwandlung war, sie hinauszujagen, diese herzlosen Verwandten, die nicht gekommen waren, die Sterbende zu umarmen, und die schließlich eintrafen, sobald man den Deckel über ihr zugenagelt hatte, als seien sie von der Furcht erlöst, ihr wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Aber die anwesenden Mitglieder der Familie, Fanny und die Große, hielten ihn zurück: das bringe kein Glück, sich angesichts eines Toten zu streiten. Na, was denn? Außerdem könne man Lise nicht daran hindern, ihren Groll zu tilgen, indem sie sich entschloß, bei den sterblichen Resten ihrer Schwester Totenwache zu halten.
    Und Geierkopfs, die auf die dem Sarg schuldige Achtung gerechnet hatten, ließen sich nieder. Sie sagten nicht, daß sie das Haus wieder in Besitz nahmen; bloß sie taten das mit einer so selbstverständlichen Art, als ginge das jetzt von allein, da Françoise nicht mehr da war. Sie war zwar noch da, aber verpackt für die große Reise, nicht hinderlicher als ein Möbelstück. Nachdem sich Lise einen Augenblick hingesetzt hatte, vergaß sie sich so weit, die Schränke zu öffnen, sich zu vergewissern, ob die Gegenstände während ihrer Abwesenheit auch nicht von der Stelle gerückt worden waren. Geierkopf strich bereits im Pferdestall und im Viehstall herum, als erfahrener Mann, der wie der Herr des Hauses kurz nach dem Rechten sieht. Am Abend schienen sie beide wieder ganz und gar nach Hause zurückgekehrt zu sein, und nur der Sarg stand ihnen nun noch im Wege in der Stube, deren Mitte er versperrte. Sie brauchten sich übrigens nur eine Nacht zu gedulden: am nächsten Morgen würde schließlich beizeiten alles raus sein.
    Inmitten der Familie trat Jean von einem Fuß auf den anderen, wirkte verloren, wußte nicht, was er mit sich anfangen sollte. Zunächst schienen das Haus, die Möbel, Françoises Leiche ihm zu gehören. Aber je mehr Stunden verstrichen, desto mehr löste sich das alles von ihm, schien auf die anderen überzugehen. Als die Nacht hereinbrach, richtete niemand mehr das Wort an ihn, er war hier nur noch ein geduldeter Eindringling. Niemals war er sich so schmerzlich bewußt geworden, ein Fremder zu sein, keinen der Seinen unter diesen Leuten zu haben, die alle verbündet, alle einig waren, sobald es sich darum handelte, ihn auszuschließen. Sogar

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