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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Obrigkeit große Scherereien, wenn der Zufall es so fügt, daß zwei Feinde Schlag auf Schlag sterben, denn die Familie des zweiten sagt dann, sie werde eher den Toten zu Hause behalten, als es zulassen, daß er neben den anderen gelegt werde. Macqueron hatte zu der Zeit, als er Bürgermeister war, seine Stellung ausgerechnet dazu mißbraucht, sich eine Grabstelle außerhalb der Reihe zu kaufen; das Unglück war, daß diese Stelle an jene grenzte, auf der der Vater von Lengaigne lag und auf der Lengaigne selber seinen Platz behalten hatte; und seit dieser Zeit kam Lengaigne nicht mehr aus der Wut heraus, sein langes Ringen mit seinem Rivalen wurde dadurch noch rasender, der Gedanke, daß sein Gerippe an der Seite dieses Kerls verfaulen würde, verleidete ihm den Rest seines Daseins. In demselben Empfinden brauste Geierkopf also sofort auf, als er die seinem Vater zugefallene Stelle in Augenschein genommen hatte. Fouan würde zu seiner Linken Françoise haben, was ja gut ging; bloß wollte es das Pech, daß sich gerade gegenüber in der oberen Reihe das Grab der Seligen von Vater Saucisse befand, neben dem ihr Mann sich eine Ecke reserviert hatte, so daß dieser Gauner, der Vater Saucisse, wenn er endlich einmal verreckt war, seine Füße über Vater Fouans Schädel haben würde. Konnte man denn diese Vorstellung auch nur eine Minute ertragen? Zwei alte Männer, die sich seit der dreckigen Geschichte mit der Leibrente spinnefeind waren, und der ausgekochtere von beiden, der den anderen reingelegt hatte, der würde ihm in alle Ewigkeit auf dem Kopf herumtanzen! Aber Himmelsakrament, wenn die Familie so herzlos wäre, das zu dulden, würden sich Vater Fouans Gebeine so dicht neben denen von Vater Saucisse im Sarge umdrehen! Über und über kochend vor Empörung, ging Geierkopf hinunter, um auf der Bürgermeisterei herumzuwettern, und er fiel über Delhomme her, um ihn zu zwingen, nun, da er doch Bürgermeister war, Fouan eine andere Stelle zuzuweisen. Da sein Schwager es ablehnte, vom üblichen Brauch abzugehen, wobei er das beklagenswerte Beispiel von Macqueron und Lengaigne anführte, schalt Geierkopf ihn dann einen Schlappschwanz, einen bestochenen Kerl, er brüllte mitten auf der Dorfstraße, daß er allein ein guter Sohn sei, da sich die anderen aus der Familie einen Dreck darum scherten, ob der Vater sich wohl fühle in der Erde oder nicht. Er wiegelte das Dorf auf, entrüstet ging er heim.
    Delhomme war soeben auf eine ernstere Schwierigkeit gestoßen. Abbé Madeline war vor zwei Tagen abgefahren, und Rognes war abermals ohne Priester. Der Versuch, einen Priester auf die Dauer zu ernähren, dieser kostspielige Luxus einer Pfarre, war alles in allem so schlecht ausgegangen, daß sich der Gemeinderat für die Streichung der dafür ausgesetzten Summe und die Rückkehr zum früheren Zustand ausgesprochen hatte, als die Kirche lediglich vom Pfarrer von BazochesleDoyen mit versorgt wurde. Aber Abbé Godard schwor, obwohl ihm Monsignore gut zugeredet hatte, er werde den Heiland niemals wieder nach Rognes bringen, denn er war außer sich über die Abreise seines Amtsbruders und beschuldigte die Einwohner, sie hätten diesen armen Mann nur einzig und allein darum halb umgebracht, um ihn, Abbé Godard, zur Rückkehr zu zwingen. Schon schrie er es überall hinaus, daß Bécu am nächsten Sonntag bis zur Vesper die Messe einläuten könne, da machte Vater Fouans jäher Tod die Lage noch verzwickter, so daß sie sich mit einem Schlage zuspitzte. Eine Beerdigung, das war etwas anderes als eine Messe, so was läßt sich nicht für später aufheben. Delhomme, der sich im Grunde über diesen Umstand freute und der pfiffig war mit seinem gesunden Menschenverstand, faßte den Entschluß, sich persönlich nach Bazoches zum Pfarrer zu begeben.
    Sobald Abbé Godard ihn erblickte, schwollen ihm die Adern an den Schläfen, sein Gesicht lief schwarz an, er wies ihn mit einer Handbewegung zurück, ohne ihn erst den Mund aufmachen zu lassen. Nein! Nein! Nein! Lieber seine Pfarre dabei verlieren! Und als er erfuhr, daß es wegen eines Leichenbegängnisses war, stammelte er vor Wut. Ach, diese Heiden starben absichtlich, ah, sie bildeten sich ein, ihn damit zum Nachgeben zu zwingen: nun ja, sie würden sich eben allein verscharren müssen, verflixt noch mal, er wurde ihnen nicht helfen, in den Himmel aufzufahren!
    Ruhig wartete Delhomme ab, bis die erste Woge vorüber war; dann brachte er seine Gedanken zum Ausdruck: man verwehre Weihwasser

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