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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Dickicht, aus Waldschlupfwinkeln, wo sie sich versteckt hielten; und das Grauen sank mit der Dunkelheit auf die Gehöfte der Beauce herab, von Etampes bis Châteaudun, von Chartres bis Orleans. Unter ihren sagenhaften Greueltaten war die am häufigsten in Rognes wiedererzählte die Plünderung des Pachthofes Millouard, der lediglich ein paar Meilen entfernt im Canton Orgères lag. SchönFrançois, der berühmte Anführer, der Nachfolger von Dornenblüt, hatte in jener Nacht den Roten aus Auneau, seinen Stellvertreter, den Großdrachen, TrockarschBreton, Langzwilling, Ohnedaum und fünfzig andere bei sich, alle mit geschwärztem Gesicht. Zunächst trieben sie die Leute des Pachthofes, die Mägde, die Fuhrknechte, den Schäfer, mit Bajonetthieben in den Keller; dann »heizten« sie dem Pächter ein, dem Vater Fousset, den sie allein zurückbehielten. Nachdem sie seine Füße über die Glut im Kamin gehalten hatten, zündeten sie mit Strohbündeln seinen Bart und sein ganzes Körperhaar an; dann kamen sie zu den Füßen zurück, in die sie mit der Spitze eines Messers Einschnitte machten, damit die Flamme besser eindringe. Als sich der Alte schließlich entschlossen hatte, zu sagen, wo sein Geld war, ließen sie von ihm ab und nahmen eine beachtliche Beute mit. Fousset, der die Kraft gehabt hatte, sich bis zu einem benachbarten Haus zu schleppen, starb erst später. Und unveränderlich endete der Bericht stets mit dem Prozeß und der Hinrichtung der Bande der Fußheizer in Chartres, die Einaug aus Jouy für Geld verraten hatte; ein Monsterprozeß, bei dem die Voruntersuchung achtzehn Monate erforderte und während dessen Verlauf vierundsechzig der Angeklagten im Gefängnis an der Pest starben, die durch ihren Unrat verursacht worden war; ein Prozeß, der hundertfünfzehn Angeklagte, davon dreiunddreißig Gewohnheitsverbrecher, vor das Schwurgericht brachte, bei dem die Geschworenen siebentausendachthundert Fragen stellten und dreiundzwanzig Todesurteile gefällt wurden. In der Hinrichtungsnacht prügelten sich die Scharfrichter von Chartres und Dreux beim Teilen der alten Kleidung der Geköpften unter dem vom Blut roten Schaffott.
    Anläßlich eines Mordes, der in der Gegend von Janvilie begangen worden war, erzählte Fouan also wiederum einmal von den Schandtaten auf dem Pachthof Millouard; und er war gerade bei der vom Roten aus Auneau im Gefängnis verfaßten Beschwerde angelangt, als seltsame Geräusche auf der Dorfstraße, Schritte, Stöße, Flüche, die Frauen in Schrecken versetzten. Erbleichend spitzten sie die Ohren, in dem Grauen, gleich eine Woge schwarzer Männer unvermutet hereinplatzen zu sehen. Tapfer ging Geierkopf zur Tür und öffnete.
    »Wer kommt da?«
    Und man erblickte Bécu und Jesus Christus, die nach einem Streit mit Macqueron eben die Schenke verlassen und dabei die Karten und eine Kerze mitgenommen hatten, um anderswo die Partie zu Ende zu spielen. Die beiden waren so besoffen und man hatte solche Angst ausgestanden, daß alle anfingen zu lachen.
    »Kommt trotzdem rein und seid vernünftig«, sagte Rose und lächelte ihrem großen Taugenichts von einem Sohn zu. »Eure Kinder sind hier, ihr werdet sie nachher mitnehmen.«
    Jesus Christus und Bécu setzten sich in der Nähe der Kühe auf die Erde, stellten die Kerze zwischen sich und spielten weiter: und Trumpf und Trumpf und Trumpf! Aber die Unterhaltung hatte sich etwas anderem zugewandt, man sprach von den Burschen des Ortes, die zur Auslosung mußten, von Victor Lengaigne und drei anderen. Die Frauen waren ernst geworden, Traurigkeit ließ die Worte versiegen.
    »Das ist kein Spaß«, fing Rose wieder an, »nein, nein, kein Spaß, für niemand!«
    »Ach, der Krieg«, murmelte Fouan, »der richtet schon Leid an! Das ist der Tod für die Äcker. Ja, wenn die Burschen hinausziehen, gehen die besten Arbeitskräfte weg, man sieht das gut bei der Arbeit; und wenn sie wiederkommen, freilich, dann haben sie sich verändert, steht ihnen das, Herz nicht mehr nach dem Pflug ... Besser die Cholera als der Krieg.«
    Fanny hörte auf zu stricken.
    »Ich«, erklärte sie, »ich will nicht, daß Nénesse hinauszieht ... Herr Baillehache hat uns einen Trick erklärt, so was wie eine Lotterie: man tut sich zu mehreren zusammen, jeder zahlt eine Summe Geldes an ihn, und die, auf die das Los fällt, werden wieder freigekauft.«
    »Dazu muß man reich sein«, sagte die Große trocken.
    Aber Bécu hatte zwischen zweimaligem Abheben der Karten ein Wort

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