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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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und Versorgungsgerechtsamen, durch die dort, wo der König oder der Grundherr durchzog, die Hütten ausgeplündert, die Strohsäcke und die Decken weggenommen, die Bewohner von ihrem Zuhause verjagt wurden, auf die Gefahr hin, daß man die Türen und die Fenster ausriß, wenn sie sich nicht schnell genug aus dem Staube machten. Aber die greulichste Steuer, an die die Erinnerung noch tief in den Weilern grollte, das war die verhaßte Salzsteuer – die Salzspeicher, die für alle Familien festgelegte Menge Salz, die sie trotz allem dem König abkaufen mußten –, diese ganze widerrechtliche Steuererhebung, deren Willkür Frankreich aufwiegelte und mit Blut überschwemmte.
    »Mein Vater«, unterbrach Fouan, »hat Salz zu achtzehn Sous das Pfund gesehen ... Ach, die Zeiten waren hart!«
    Jesus Christus machte Späße hinter seinem Bart. Er wollte auf den Schelmenrechten bestehen, auf die das Büchlein lediglich einmal schamhaft anspielte.
    »Und das Recht der Schenkeldrückerei, hört mal? – Auf Ehre! Der Grundherr schob den Schenkel ins Bett der Neuvermählten, und in der ersten Nacht schob er sie ...«
    Man brachte ihn zum Schweigen; die Mädchen, sogar Lise mit ihrem dicken Bauch, waren über und über rot geworden, während Bangbüx und die beiden Schlingel die Nase nach unten hielten und sich ihre Faust in den Mund preßten, um nicht loszuplatzen. Hilarion sperrte Mund und Nase auf und ließ sich kein Wort entgehen, als verstehe er alles.
    Jean las weiter. Nun war er bei der Gerichtsbarkeit, dieser dreifachen Gerichtsbarkeit des Königs, des Bischofs und des Grundherren, die die armen auf der Scholle schwitzenden Leute massakrierte. Es gab das Gewohnheitsrecht, es gab das verbriefte Recht, und über allem gab es den allergnädigsten Willen, das Recht des Stärkeren. Keine Bürgschaft, keine Zuflucht, die Allmacht des Schwertes. Sogar noch in den folgenden Jahrhunderten, als das Gefühl für Recht und Billigkeit Einspruch erhob, kaufte man die Ämter, wurde die Gerichtsbarkeit verkauft. Und noch schlimmer war es wegen der Aushebung zu den Heeren, wegen dieser Blutsteuer, die lange Zeit nur die Jungen auf dem Lande traf: sie flohen in die Wälder, man brachte sie in Ketten mit Gewehrkolbenhieben zurück, man zog sie ein, als wollte man sie ins Bagno abführen. Der Zugang zu den Dienstgraden war ihnen versagt. Ein jüngerer Sohn aus vornehmer Familie verschacherte ein Regiment wie eine ihm gehörende Ware, die er bezahlt hatte, versteigerte die unteren Dienstgrade, trieb den Rest seines Menschenviehs zur Schlachtbank. Dann kamen schließlich die Jagdgerechtsamen, diese Taubenschlag und Kaninchengehegegerechtsamen, die in unsern Tagen, sogar nachdem sie abgeschafft sind, einen Gärstoff von Haß im Herzen der Bauern zurückgelassen haben. Die Jagd, das ist die von alters her ererbte Versessenheit, das ist das uralte Feudalvorrecht, das den Grundherrn ermächtigte, überall zu jagen, und auf Grund dessen er jeden Bauern mit dem Tode bestrafen ließ, der die Verwegenheit hatte, auf seinem Grund und Boden zu jagen; das bedeutete, daß das freie Tier, der freie Vogel unter dem weiten Himmel zum Vergnügen eines einzigen in den Käfig gesperrt wurde; das bedeutete, daß das Wild die in Jägermeistereien zusammengefaßten Felder verwüstete, ohne daß es den Besitzern erlaubt war, einen Spatzen herunterzuholen.
    »Das kann man verstehen«, murmelte Bécu, der davon redete, die Wilddiebe wie die Kaninchen abzuknallen.
    Aber Jesus Christus hatte die Ohren gespitzt, als von der Jagd die Rede war, und er pfiff lässig mit spöttischer Miene vor sich hin. Das Wild gehörte dem, der es zu töten verstand.
    »Ach, mein Gott«, sagte Rose lediglich und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    So war allen das Herz schwer; was vorgelesen worden war, lastete allmählich mit dem drückenden Gewicht einer Gespenstergeschichte auf ihren Schultern. Sie verstanden nicht immer alles, wodurch ihr Unbehagen noch vermehrt wurde. Da das im Laufe der Zeit so zugegangen war, konnte das vielleicht wohl wiederkommen.
    »Los, armer Jacques Bonhomme«, begann Jean wieder mit seiner Schuljungenstimme zu leiern, »gib deinen Schweiß hin, gib dein Blut hin, du bist noch nicht am Ende deiner Kümmernisse ...«
    Tatsächlich rollte der Leidensweg des Bauern ab. Er hatte unter allem zu leiden, unter den Menschen, unter den Elementen und unter sich selbst. Unter der Feudalherrschaft, als die Adligen auf Raub auszogen, wurde er gejagt, gehetzt, in der Beute

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