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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Schwager bekommen würdest und daß ich wissen möchte, ob er dir gefällt.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Mir gefallen, wozu? Ob er oder Geierkopf, wo ich ja doch nicht mit ihm schlafe! – Bloß, soll ich euch was sagen? Das alles ist nicht gerade sauber.« Und sie ging hinaus, um ihr Brot im Hof aufzuessen.
    Jean, dem unbehaglich wurde, lachte gezwungen wie über den Rappel eines verwöhnten Kindes, während die Frimat erklärte, in ihrer Jugend hätte man ein junges Ding wie das hier bis aufs Blut gepeitscht. Lise, die ernst aussah, blieb einen Augenblick stumm, war von neuem ganz bei ihrer Wäsche. Dann sagte sie abschließend:
    »Nun gut, lassen wir es dabei bewenden, Korporal ... Ich sag nicht nein zu Euch, ich sag nicht ja zu Euch ... Jetzt kommt die Heuernte, ich werde unsere Verwandten sehen, ich werde mich erkundigen, ich werde erfahren, woran ich mich zu halten habe. Und wir werden irgendwas beschließen ... Geht das?«
    »Das geht!«
    Er streckte ihr die Hand hin, er schüttelte ihre Hand, die sie ihm hinstreckte. Von ihrer ganzen Person, die mit heißem Wrasen durchtränkt war, strömte ein Geruch aus, den eine gute Hausfrau an sich hat, ein Geruch nach Asche, die mit Schwertlilien wohlduftend gemacht worden ist.
     

Kapitel IV
    Seit dem Vortag fuhr Jean mit der Mähmaschine auf den paar Arpents Wiese am Ufer des Aigre, die zu La Borderie gehörten. Vom Morgengrauen bis in die Nacht hatte man das regelmäßige Klappern des Schneidewerks gehört; und an diesem Morgen wurde er damit fertig, die letzten Schwaden fielen, reihten sich hinter den Rädern auf in einer Schicht feiner, zartgrüner Halme. Da auf dem Gehöft keine Wendemaschine vorhanden war, hatte man ihn zwei Heumacherinnen mitnehmen lassen: Palmyre, die sich totarbeitete, und Françoise, die sich aus Laune verdingt hatte, weil ihr diese Arbeit Spaß machte. Beide waren gleich um fünf Uhr gekommen und hatten mit ihren langen Forken die Haufen ausgebreitet, das halbtrockene Heu, das sie gestern Abend gehäufelt hatten, um es vor dem Nachttau zu schützen. Die Sonne war an einem glühenden und reinen Himmel aufgegangen, den eine Brise erfrischte. Das richtige Wetter, um gutes Heu zu machen.
    Als Jean nach dem Mittagessen mit seinen Heumacherinnen zurückkam, war das Heu des ersten gemähten Arpents fertig. Er faßte es an, fühlte, daß es trocken war und knisterte.
    »Hört mal«, rief er, »wir werden es noch mal wenden, und heute abend fangen wir mit den Schobern an.«
    Françoise hatte ein graues Leinenkleid an und um den Kopf ein blaues Taschentuch gebunden, dessen eine Seite auf ihren Nacken schlug, während zwei Zipfel frei über ihren Wangen flatterten und ihr Gesicht vor der gleißenden Sonne schützten. Und mit einem Wippen ihrer Forke nahm sie das Gras, warf es in den Wind, der es hinwegtrug wie blonden Staub.
    Die Halme flogen, ein durchdringender und kräftiger Geruch ging davon aus, der Geruch geschnittenen Grases, welker Blüten. Ihr war sehr heiß, während sie so vorwärtsging inmitten dieses ständigen Aufstiebens, das sie fröhlich stimmte.
    »Ach, meine Kleine«, sagte Palmyre mit ihrer weinerlichen Stimme. »Man sieht wohl, daß du jung bist ... Morgen wirst du deine Arme spüren.«
    Aber sie waren nicht allein, ganz Rognes mähte und wendete Heu auf den Wiesen rings um sie. Vor Tagesanbruch war Delhomme schon dagewesen, denn das vom Tau durchnäßte Gras ist beim Schneiden weich wie Milchbrot, während es hart wird, je mehr die Sonne es erwärmt; und man vernahm deutlich, wie es sich zu dieser Stunde sperrte und zischte unter der Sense, die Delhommes nackte Arme hielten und unausgesetzt Schwung holen und wieder hineinsausen ließen. Zwei Parzellen lagen etwas näher und grenzten an das Weideland des Gehöfts, die eine gehörte Macqueron, die andere Lengaigne. Auf der ersten Parzelle war Berthe, die als feines Fräulein ein Kleid mit Volants trug und einen Strohhut auf dem Kopf hatte, den Heumacherinnen zum Zeitvertreib nachgegangen; aber sie war bereits müde und verweilte, auf ihre Forke gestützt, im Schatten einer Weide. Auf der anderen Parzelle hatte sich Victor, der für seinen Vater mähte, eben hingesetzt, hatte seinen Handamboß zwischen die Knie genommen und dengelte seine Sense. Seit fünf Minuten hörte man inmitten der weiten zitternden Stille der Luft nur noch das hartnäckige Hämmern, die kleinen eiligen Schläge des Hammers auf das Eisen.
    Françoise kam gerade bei Berthe vorbei.
    »Na, langt's dir?«
    »Ein

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