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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Wagen nicht erkannte, witzelte mit drei Bauern, die er beim Vorbeigehen angehalten hatte, weiter über die Maschine.
    »Na!« sagte er. »Das ist vielleicht ein Mumpitz! – Und das zerschlägt das Gras, das vergiftet es. Ehrenwort! Drei Schafe sind schon dran gestorben.«
    Die Bauern grinsten, musterten die Wendemaschine wie ein spaßiges und böses Tier. Einer von ihnen erklärte:
    »Das sind alles Erfindungen des Teufels gegen die armen Leute ... Was sollen unsere Frauen denn tun, wenn man beim Heumachen ohne sie auskommt?«
    »Ach ja! Das ist den Herren doch schnuppe!« fuhr der Knecht fort und versetzte der Maschine einen Fußtritt. »Hü hott, altes Gerippe!«
    Hourdequin hatte das gehört. Ungestüm beugte er seinen Oberkörper aus dem Wagen und schrie:
    »Fahr zum Gehöft zurück, Zéphyrin, und laß dir deinen Lohn auszahlen!«
    Der Knecht stand wie blöde da, die drei Bauern gingen unter beleidigendem Gelächter und Spöttereien davon, die ganz laut vom Stapel gelassen wurden.
    »Da haben Sie's!« sagte Hourdequin und ließ sich wieder auf den Sitz fallen. »Sie haben's gesehen ... Man möchte meinen, daß ihnen unsere vervollkommneten Gerate die Hände verbrennen ... Sie schimpfen mich einen Bürger, sie leisten auf meinem Gehöft weniger Arbeit als bei den anderen unter dem Vorwand, daß ich genug habe und deshalb teuer bezahlen kann; und sie werden unterstützt von den Pächtern, meinen Nachbarn, die mich beschuldigen, ich bringe der Gegend bei, wie man schlecht arbeitet; sie sind wütend, wie sie selber sagen, weil sie bald keine Leute mehr finden werden, die die Arbeit für sie machen wie in der guten alten Zeit.«
    Das Kabriolett fuhr auf der von BazochesleDoyen kommenden Landstraße in Rognes ein, als der Abgeordnete Abbé Godard erblickte, der aus Macquerons Haus kam, wo er an diesem Sonntag nach der Messe zu Mittag gegessen hatte. Die Sorge um seine Wiederwahl erfaßte den Abgeordneten von neuem, und er fragte:
    »Und die religiöse Gesinnung bei unserer Landbevölkerung?«
    »Oh, man geht in die Kirche, nichts Tiefsitzendes!« antwortete Hourdequin lässig.
    Er ließ bei Macqueron halten, der mit dem Abbé vor der Schenke stehengeblieben war, und stellte seinen Stellvertreter vor, der einen alten schmierigen Überzieher anhatte. Aber Cœlina; die sehr reinlich war in ihrem Indiennekleid, lief herbei und schob ihre Tochter Berthe vor sich her, den Stolz der Familie, die wie ein feines Fräulein in ein Seidenkleid mit schmalen malvenfarbenen Streifen gekleidet war. Das Dorf, das an diesem schönen Sonntag wie ausgestorben wirkte und auf der faulen Haut zu liegen schien, wachte währenddessen auf vor Überraschung über diesen ungewöhnlichen Besuch. Bauern kamen einer nach dem andern heraus, Kinder wagten sich hinter den Röcken der Mütter vor. Besonders bei den Lengaignes gab es eine Aufregung; er machte einen langen Hals, hatte sein Rasiermesser noch in der Hand; seine Frau Flore, die gerade für vier Sous Tabak abwog, hielt inne, um ihr Gesicht an die Scheiben zu pressen. Beide waren erbittert, waren wütend, weil sie sahen, daß diese Herren vor der Tür ihres Rivalen abstiegen. Und nach und nach kamen die Leute näher, bildeten sich Gruppen. Ganz Rognes, von einem Ende zum anderen, wußte bereits von dem bedeutenden Ereignis.
    »Herr Abgeordneter«, sagte Macqueron immer wieder, der hochrot und verlegen war, »das ist wirklich eine Ehre ...«
    Aber Herr de Chédeville hörte ihm nicht zu, war entzückt über Berthes hübsches Aussehen, deren leicht bläulich umschattete, helle Augen ihn keck anschauten. Ihre Mutter sagte, wie alt Berthe war, erzählte, wo sie ihre Ausbildung genossen hatte, und sie selber lud lächelnd und knicksend den Herrn ein, doch einzutreten, falls er geruhe.
    »Was denken Sie, mein liebes Kind!« rief er aus.
    Währenddessen hatte sich Abbé Godard Hourdequins bemächtigt, flehte ihn wieder einmal an, den Gemeinderat zur Bewilligung der Gelder zu bewegen, damit Rognes endlich seinen festen Pfarrer bekäme. Er kam alle sechs Monate darauf zurück, er nannte seine Gründe: seine Überanstrengung, seine ständigen Streitereien mit dem Dorf, vom Vorteil für den Gottesdienst gar nicht zu reden.
    »Sagen Sie nicht nein!« fügte er rasch hinzu, als er sah, daß der Hofbesitzer eine ausweichende Handbewegung machte. »Sprechen Sie immer wieder davon, ich warte auf die Antwort.«
    Und in dem Augenblick, da sich Herr de Chédeville anschickte, Berthe zu folgen, stürzte er mit

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