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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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wurde, auf ihn hin, war gleichsam ein AufdemBauchLiegen vor seiner Eigenschaft als offizieller Kandidat.
    »Nun, meine Herren«, begann der Bürgermeister, »wie wär's, wenn wir anfingen.«
    Er hatte am Tisch auf dem ihm zukommenden Sessel des Vorsitzenden Platz genommen, auf einem Stuhl mit breiterer Rückenlehne und mit Armlehnen. Einzig der Stellvertretende Bürgermeister setzte sich neben ihn. Von den vier Gemeinderäten blieben zwei stehen, zwei lehnten sich an ein Fensterbrett.
    Lequeu aber hatte dem Bürgermeister ein Blatt Papier überreicht; und er flüsterte ihm etwas ins Ohr; dann ging er würdevoll hinaus.
    »Meine Herren«, sagte Hourdequin, »hier ist ein Brief, den der Schulmeister an uns richtet.«
    Der Brief wurde verlesen. Es war ein Gesuch um eine Gehaltserhöhung von dreißig Francs im Jahr, das mit der von ihm entfalteten Tätigkeit begründet wurde. Aller Mienen hatten sich verdüstert, sie geizten mit dem Geld der Gemeinde, als hätte es ein jeder aus seiner eigenen Tasche nehmen müssen, besonders, wenn es für die Schule war. Es gab nicht einmal eine Diskussion, man lehnte rundweg ab.
    »Gut! Wir werden ihm sagen, er soll warten. Er hat es zu eilig, dieser junge Mann ... Kommen wir nun zu unserer Angelegenheit mit dem Weg.«
    »Verzeihung, Herr Bürgermeister«, unterbrach Macqueron. »Ich möchte ein Wort wegen der Pfarre sagen ...«
    Hourdequin, der überrascht war, begriff jetzt, warum Abbé Godard bei dem Schankwirt zu Mittag gegessen hatte. Welcher Ehrgeiz trieb ihn denn, daß er so vorpreschte? Übrigens erlitt sein Vorschlag das gleiche Schicksal wie das Gesuch des Schulmeisters. Er machte vergebens geltend, daß man reich genug sei, sich einen eigenen Pfarrer zu leisten, daß das wirklich nicht gerade ehrenhaft sei, sich mit den Überbleibseln von BazochesleDoyen zu begnügen. Alle zuckten die Achseln, fragten, ob die Messe dadurch besser werde. Nein, nein! Das Pfarrhaus müßte dann ausgebessert werden, ein eigener Pfarrer käme zu teuer; und eine halbe Stunde von dem anderen genüge an jedem Sonntag.
    Gekränkt über die Initiative seines Stellvertreters, sagte der Bürgermeister abschließend:
    »Es besteht keine Veranlassung, der Gemeinderat hat bereits entschieden ... Und nun zu unserem Weg, wir müssen damit zu Ende kommen ... Delhomme, haben Sie doch die Freundlichkeit, Herrn Lequeu hereinzurufen. Glaubt dieser Esel denn, daß wir über seinen Brief bis heute abend beraten werden?«
    Lequeu, der auf der Treppe wartete, trat mit ernster Miene ein; und da man ihm nicht mitteilte, was aus seinem Gesuch geworden war, blieb er verkniffen, unruhig und platzte schier vor dumpfen, unausgesprochenen Beschimpfungen: Ach, diese Bauern, was für ein dreckiges Gezücht! Er mußte den Plan für den Weg aus dem Schrank holen und ihn auf dem Tisch auseinanderfalten.
    Der Gemeinderat kannte diesen Plan genau. Seit Jahren lag er da herum. Aber nichtsdestoweniger traten alle näher, sie stützten sich mit den Ellbogen auf, dachten wieder einmal nach. Der Bürgermeister zählte die Vorteile für Rognes auf: eine sanfte Steigung, die es den Wagen gestatten würde, zur Kirche hinaufzufahren; ferner wäre der Weg zwei Meilen kürzer als die jetzige Landstraße nach Châteaudun, die über Cloyes führte; und nur drei Kilometer würden auf Kosten der Gemeinde gehen, weil ihre Nachbarn in Blanville bereits das andere Stück bis zur Vereinigung mit der Überlandstraße von Châteaudun nach Orleans bewilligt hatten. Man hörte ihm zu, die Augen blieben wie festgenagelt an dem Papier haften, ohne daß sich ein Mund auf tat. Was die Ausführung des Projektes verhinderte, war vor allem die Frage des Geländeverkaufs. Jeder sah darin ein Glück, war darauf aus, zu erfahren, ob ein ihm gehörendes Stück berührt werde, ob er Land für hundert Francs pro Rute an die Gemeinde verkaufen würde. Und wenn er kein Feld hatte, das davon betroffen wurde, warum sollte er also für die Bereicherung der anderen stimmen? Ihm waren die sanftere Steigung und der kürzere Weg schnuppe! Sein Pferd würde eben mehr ziehen!
    Daher brauchte Hourdequin sie nicht erst zum Reden zu bringen, um ihre Meinung kennenzulernen. Was ihn betraf, so begehrte er diesen Weg nur deshalb so lebhaft, weil er vor seinem Gehöft vorbeiführte und es mit mehreren seiner Äcker verband. Auch Macqueron und Delhomme, deren Grundstücke dann an den Weg grenzen würden, drängten zur Abstimmung. Das waren drei, aber weder Clou noch der andere

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