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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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warf sich zwischen sie, wollte sie zwingen, sich zu umarmen, was beinahe dazu geführt hätte, daß sie sich in die Haare gerieten. Dann ließ sie eine Neuigkeit vom Stapel:
    »Hört mal, was ich noch sagen wollte, ihr wißt doch, daß Vater Flieges Töchter fünfhundert Francs bekommen werden.«
    »Nicht möglich!«
    Und auf einmal war der Streit vergessen, alle kamen näher zwischen den verstreut herumstehenden Krügen. Richtig! Der Weg führte da oben bei Les Cornailles am Feld von Vater Flieges Töchtern entlang, von dem er zweihundertfünfzig Meter abnagte: vierzig Sous der Meter, das ergab gut fünfhundert Francs; und das an die Straße grenzende Gelände gewann außerdem an Wert. Das war ein Glücksfall.
    »Aber dann«, sagte Flore, »ist ja Lise mit ihrem. Knirps nun eine gute Partie geworden. Der große Einfaltspinsel, der Korporal, hatte immerhin einen guten Riecher, daß er sich so darauf versteifte.«
    »Sofern nicht Geierkopf den Platz wieder einnimmt ...«, fügte Cœlina hinzu. »Sein Teil gewinnt auch hübsch bei dieser Landstraße.«
    Die Bécu drehte sich um und stieß sie mit dem Ellbogen an.
    »Pst! Still doch!«
    Lise kam nämlich daher, lustig ihren Krug schlenkernd. Und das Vorbeiziehen vor dem Brunnen begann wieder.
     

Kapitel VI
    Als Lise und Françoise ihre Kuh Blanchette losgeworden waren, die zu fett war und nicht mehr kalbte, hatten sie beschlossen, an diesem Sonnabend auf dem Markt in Cloyes eine andere Kuh zu kaufen. Jean erbot sich, sie in einem Wägelchen des Gehöfts hinzufahren. Er hatte sich für den Nachmittag frei gemacht, und der Herr hatte ihm mit Rücksicht auf die Verlobungsgerüchte, die über den Burschen und Vater Flieges Älteste in Umlauf waren, gestattet, den Wagen zu nehmen. Tatsächlich war die Heirat beschlossene Sache; zumindest hatte Jean versprochen, in der nächsten Woche bei Geierkopf vorstellig zu werden, um an ihn die Frage zu richten. Einer von beiden, es mußte dem ein Ende gemacht werden.
    Gegen ein Uhr fuhren sie also los, er saß mit Lise vorn, Françoise allein auf der hinteren Wagenbank. Von Zeit zu Zeit drehte er sich um und lächelte Françoise zu, deren Knie er in seinem Kreuz spürte und die ihn in Hitze brachten. Es war sehr schade, daß sie fünfzehn Jahre jünger war als er; und wenn er sich endlich nach vielen Überlegungen und Aufschüben entschloß, die Ältere zu heiraten, so dürfte das wohl tief im Innern in dem Gedanken geschehen sein, als Verwandter in der Nähe der Jüngeren zu leben. Außerdem läßt man sich treiben, man tut so vieles, und man weiß nicht warum, wenn man sich eines Tages vornimmt, es zu tun!
    Am Ortseingang von Cloyes legte er los, hetzte das Pferd über den steilen Abhang des Friedhofs; und als er an der Kreuzung der Rue Grande und der Rue Grouaise herauskam, um den Wagen im Wirtshaus »Bon Laboureur« unterzustellen, zeigte er plötzlich auf den Rücken eines Mannes, der die Rue Grouaise hinunterging.
    »Sieh mal einer an! Man möchte meinen, das ist doch wohl Geierkopf!«
    »Das ist er«, erklärte Lise. »Zweifellos geht er zu Herrn Baillehache ... Nimmt er denn seinen Erbteil an?«
    Jean knallte mit der Peitsche und lachte.
    »Man weiß nicht, er ist ja so gerissen!«
    Geierkopf schien sie nicht gesehen zu haben, obwohl er sie von weitem erkannt hatte. Mit krummem Rücken schritt er dahin; und beide sahen sie, wie er sich entfernte, und ohne es zu sagen, dachten sie, daß man sich aussprechen könnte. Im Hof des »Bon Laboureur« stieg Françoise, die stumm geblieben war, als erste über ein Rad des Wägelchens ab. Dieser Hof stand bereits voller ausgespannter zweirädriger Wagen, die nach vorn gekippt waren und deren Deichseln den Boden berührten, während ein geschäftiges Summen die alten Gebäude durchbebte.
    »Gehen wir jetzt also hin?« fragte Jean, als er aus dem Pferdestall zurückkam, in den er sein Pferd gebracht hatte.
    »Na freilich, sofort.«
    Jedoch draußen blieben Jean und die beiden Mädchen stehen; anstatt unmittelbar durch die Rue du Temple zum Viehmarkt zu gehen, der auf dem Place SaintGeorges abgehalten wurde, schlenderten sie zwischen den Gemüse und Obsthändlern, die sich an beiden Straßenrändern niedergelassen hatten, die Rue Grande hinunter. Jean, der eine Seidenmütze aufhatte, trug einen weiten blauen Kittel über einer schwarzen Tuchhose; die beiden Mädchen, die ebenfalls im Sonntagsstaat waren, hatten die Haare in ihre runden Häubchen eingezwängt, trugen gleiche Kleider, ein

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