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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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seid's!«
    Fanny, die sich umgedreht und Jean erblickt hatte, fügte hinzu:
    »Ihr geht also spazieren?«
    Aber als die beiden erfuhren, daß die Kusinen eine Kuh kaufen gingen, um Ersatz für Blanchette zu bekommen, interessierten sie sich dafür, begleiteten sie, denn der Hafer war ja abgeliefert. Jean, der nicht beachtet wurde, schritt hinter den vier Frauen her, die mit Abständen nebeneinander gingen; und man kam so auf dem Place SaintGeorges heraus.
    Dieser Platz, ein weiträumiges Viereck, erstreckte sich hinter der Chorhaube der Kirche, die ihn mit ihrem alten steinernen Glockenturm mit der Turmuhr überragte. Alleen dicht belaubter Linden umschlossen seine vier Seiten; zwei von ihnen wurden durch Ketten abgesperrt, die an den Prellsteinen festgemacht waren, und entlang an den beiden anderen liefen lange Holzstangen, an die das Vieh angebunden wurde. Auf dieser Seite des Platzes, die nach den Gärten zu lag, wuchs Gras, man hätte glauben können, auf einer Wiese zu sein, während die entgegengesetzte Seite, an der zwei Straßen vorbeiführten und auf der die Schenken »A SaintGeorges«51, »A la Racine«52, »Aux bons Moissonneurs«53, standen, festgetreten war, hart geworden, vom Staub geweißt, den Windböen aufwirbelten.
    Lise und Françoise, die von den anderen begleitet wurden, hatten Mühe, das Mittelviereck zu überqueren, auf dem die Menschenmenge herumstand. In der verschwommenen Masse von Kitteln in allen Schattierungen von Blau, vom harten Blau des neuen bis zum blassen Blau des von zwanzig Wäschen verschossenen Leinens, sah man nur die runden und weißen Flecke der Häubchen. Einige Damen trugen die schillernde Seide ihrer Sonnenschirme spazieren. Es gab Gelächter, jähes Aufschreien, das sich verlor in dem lauten lebhaften Stimmengewirr, das mitunter vom Gewieher der Pferde und vom Brüllen der Kühe durchschnitten wurde. Ein Esel fing heftig an, iah zu schreien. »Hier lang«, sagte Lise und wandte den Kopf.
    Die Pferde waren hinten an der Stange angebunden, auf ihrem zitternden Fell war weder Sattel noch Zaumzeug, nur ein Strick war um Hals und Schwanz geschlungen. Die Kühe zur Linken standen fast völlig frei, wurden von den Verkäufern, die hin und her gingen, um sie besser zu zeigen, lediglich mit der Hand gehalten. Gruppen blieben stehen, schauten sich die Kühe an; und dort wurde nicht gelacht, dort wurde kaum gesprochen.
    Auch die vier Frauen wurden sofort nachdenklich, als sie eine schwarz und weiß gescheckte Kuh, ein Tier aus dem Cotentin, erblickten, das von einem Ehepaar, von Mann und Frau, zum Verkauf angeboten wurde: die Frau stand vorn, war tief braun, sah starrköpfig aus und hielt das Tier; er stand hinten, reglos und verschlossen. Andächtig, eingehend musterten die vier Frauen fünf Minuten lang die Kuh, aber sie tauschten weder ein Wort noch einen kurzen Blick; und sie gingen davon, sie pflanzten sich zwanzig Schritt weiter ebenso vor einer zweiten Kuh auf. Diese hier, eine riesige, ganz schwarze Kuh, wurde von einem jungen Mädchen feilgeboten, fast einem Kind noch, das hübsch aussah und eine Haselnußgerte in der Hand hielt. Dann schritten sie die Reihe der zum Verkauf stehenden Tiere von einem Ende bis zum anderen ab, machten noch sieben oder achtmal halt, ebenso lange, ebenso stumm. Und schließlich kehrten die vier Frauen vor die erste Kuh zurück, wo sie abermals in Nachdenken versanken.
    Nur war es diesmal ernsthafter. Sie hatten sich in einer einzigen Reihe aufgestellt; mit scharfem und starrem Blick durchforschten sie das Tier aus dem Cotentin bis unter die Haut. Übrigens sagte die Bäuerin, die sie verkaufen wollte, auch nichts, hatte die Augen woanders, als habe sie nicht gesehen, wie sie zurückkamen und nun nebeneinander dastanden.
    Fanny neigte sich jedoch vor, sagte ganz leise ein Wort zu Lise. Die alte Fouan und Françoise flüsterten sich ebenfalls eine Bemerkung ins Ohr. Dann versanken sie wieder in Schweigen und Reglosigkeit, das Mustern ging weiter.
    »Wieviel?« fragte Lise urplötzlich.
    »Vierzig Pistolen54«, antwortete die Bäuerin.
    Sie taten, als würden sie in die Flucht gejagt; und als sie Jean suchten, fanden sie ihn zu ihrer Überraschung hinter sich, zusammen mit Geierkopf, die beide als alte Freunde miteinander redeten. Geierkopf, der von La Chamade gekommen war, um ein Ferkel zu kaufen, feilschte gerade um eines. Die Schweine in dem Lattenverschlag hinten am Wagen, der sie hergebracht hatte, bissen sich und quiekten, daß einem schier

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