Die Erde
und vollführte einen unerträglichen Radau. Alle hatten übrigens nur Kittel an, und wie sie so im rotgelben Dunst der Lampen tranken, rauchten, spuckten, konnten sie nicht sprechen, ohne zu schreien; und blechern und ohrenbetäubend übertönte Jesus Christus' Stimme noch die anderen. Er spielte, wie es in der Beauce Brauch war, über den letzten Stich war soeben ein Streit ausgebrochen zwischen ihm und seinem Kumpan, der mit einer Miene gelassener Beharrlichkeit auf seinem Gewinn bestand. Dennoch schien er unrecht zu haben. Das nahm kein Ende mehr. Wütend brüllte Jesus Christus schließlich so laut, daß der Wirt einschritt. Da stand er in seinem Säufereigensinn auf, ging mit seinen Karten von Tisch zu Tisch, um den anderen Gästen den Stich vorzulegen. Er fiel aller Welt auf die Nerven. Und er fing wieder an zu schreien, er kam zu dem Alten zurück, der sich sehr stark fühlte trotz seines Unrechts und an dem die Beleidigungen abglitten.
»Feigling! Faulpelz! Komm doch raus, daß ich dich ein bißchen auseinandernehme!« Jäh setzte sich dann Jesus Christus wieder dem anderen gegenüber auf seinen Stuhl; und beruhigt sagte er: »Ich, ich weiß ein Spiel ... Dabei muß man wetten, he, willst du mitmachen?« Er hatte eine Handvoll Hundertsousstücke, etwa fünfzehn bis zwanzig, aus der Tasche geholt, und er pflanzte sie in einem einzigen Stapel vor sich hin. »Die Sache wird so gemacht ... Stell auch so einen Stapel hin.«
Der Alte, der ganz bei der Sache war, zog ohne ein Wort seinen Geldbeutel und drückte einen ebensolchen Stapel zurecht.
»Also ich nehme nun ein Geldstück von deinem Haufen, und guck mal her!« Er ergriff das Geldstück, legte es sich feierlich auf die Zunge wie eine Hostie, schluckte einmal und hatte es auch schon verschlungen. »Jetzt bist du dran, nimm von meinem Haufen ... Und wer am meisten vom anderen ißt, behält sie. Das ist das Spiel!«
Mit weit aufgerissenen Augen ging der Alte darauf ein und ließ ein erstes Geldstück mit Mühe verschwinden. Allein Jesus Christus verspachtelte die Taler wie Pflaumen, obwohl er dabei schrie, daß er sich nicht zu beeilen brauche. Beim fünften Geldstück entstand Lärm im Café, man bildete einen Kreis, war starr vor Bewunderung. Ah, so ein Kerl, ein Schlund wie Gargantuas Mutter55, daß er sich so das Geld in die Kehle stecken kann! Der Alte schluckte sein viertes Stück, plötzlich warf er sich mit blaurotem Gesicht hintüber, kriegte keine Luft mehr und röchelte; und einen Augenblick lang hielt man ihn für tot. Jesus Christus war sehr gemächlich mit spöttischer Miene aufgestanden: er hatte erst mal zehn im Magen, das waren immerhin dreißig Francs Gewinn, die er mitnahm.
Geierkopf, der besorgt war und fürchtete, er könne mit hineingezogen werden, falls der Alte nicht aus der Klemme herausfand, war vom Tisch aufgestanden; und da er mit verschwommenem Blick die Wände betrachtete, ohne vom Bezahlen zu reden, obwohl die Einladung von ihm ausgegangen war, beglich Jean die Rechnung. Das machte Geierkopf, diesen Mordskerl, vollends gutmütig. Nachdem er angespannt hatte, nahm er im Hof den Kumpel bei den Schultern.
»Du weißt ja, ich will, daß du dabei bist. Die Hochzeit wird in drei Wochen sein ... Ich bin beim Notar vorbeigegangen, ich habe das Schriftstück unterzeichnet, alle Papiere sind fertig.« Und während er Lise in seinen Wagen steigen ließ, sagte er: »Los, hopp, damit ich dich heimbringe! – Ich fahre über Rognes, das ist kaum weiter für mich.«
Jean kehrte allein in seinem Wagen zurück. Er fand das natürlich, er fuhr hinter ihnen her. Cloyes schlief, war in seinen Todesfrieden zurückgesunken und wurde erhellt von den gelben Sternen der Wagenlaternen; und vom lärmenden Volkshaufen des Marktes war nichts weiter mehr zu hören als die verspäteten und torkelnden Schritte eines betrunkenen Bauern. Dann erstreckte sich ganz schwarz die Landstraße. Er konnte jedoch schließlich den anderen Wagen erblicken, der das Paar davontrug. Das war besser so, das war sehr gut. Und er pfiff laut vor sich hin, erfrischt von der weiten, kühlen Nacht und von Heiterkeit überkommen.
Kapitel VII
Es war wieder zur Zeit der Heuernte, und blau und sehr heiß war der Himmel, den leichte Brisen erfrischten; und man hatte die Hochzeit auf den Johannistag festgesetzt, der in diesem Jahr auf einen Sonnabend fiel.
Die Fouans hatten Geierkopf ausdrücklich ans Herz gelegt, mit den Einladungen bei der Großen zu beginnen, der Ältesten
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