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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Gottes willen!«
    Ihm versagten die Beine, er ließ sich in einen Sessel fallen und jammerte weiter über die Schamlosigkeiten der Dienstmädchen. Hatte er nicht eine hinten im Hühnerhof überrascht, die gerade der Kleinen zeigte, wie bei den Hühnern der Hintern beschaffen war! Es gab schon draußen genug Scherereien, weil man Elodie vor den Derbheiten der Bauern und den Unzüchtigkeiten der Tiere verschonen wollte: er verliere den Mut, wenn er auch noch in seinem Haus einen ständigen Herd der Unmoral finden solle.
    »Da kommt sie zurück«, sagte er jäh. »Ihr werdet gleich sehen.«
    Er klingelte, und nachdem er mühsam seine würdige Ruhe wiedererlangt hatte, empfing er Honorine, sitzend, streng.
    »Mademoiselle, packen Sie Ihren Koffer und verlassen Sie auf der Stelle mein Haus. Ich bezahle Ihnen noch acht Tage.«
    Das Dienstmädchen, das kränklich, schwächlich, armselig und verschämt aussah, wollte etwas erklären, Entschuldigungen stammeln.
    »Sparen Sie Ihre Worte, alles, was ich für Sie tun kann, ist, daß ich Sie nicht den Behörden übergebe wegen Verstoßes gegen die Sittlichkeit.«
    Da begehrte sie auf:
    »Hören Sie, das machen Sie wohl, weil wir vergessen haben, die Puffgebühr zu bezahlen!«
    Er erhob sich kerzengerade, reckte sich zu seiner vollen Größe empor, wies mit ausgestrecktem Finger zur Tür, und mit erhabener Gebärde jagte er sie hinaus. Als sie gegangen war, machte er dann roh seinem Herzen Luft:
    »Hat man denn Töne, diese Nutte, die mein Haus entehrt!«
    »Klar, das ist eine, ach, eine richtige!« wiederholten Lise und Geierkopf gefällig.
    Und Geierkopf fing wieder an:
    »Nicht wahr? Es bleibt dabei, Onkel, Ihr kommt mit der Kleinen?«
    Herr Charles zitterte noch. Besorgt war er zum Spiegel gegangen, um sich zu betrachten; und mit sich zufrieden, kam er zurück.
    »Wohin denn? Ach ja, zu eurer Hochzeit ... Das ist sehr gut, Kinder, daß ihr heiratet ... Rechnet auf mich, ich werde kommen; aber ich kann euch nicht versprechen, daß ich Elodie mitbringe, weil bei einer Hochzeitsfeier tüchtig Was vom Stapel gelassen wird, ihr wißt ja ... Na, die Schlampe habe ich rausgeschmissen! Die Weiber dürfen mich nämlich nicht ärgern! – Auf Wiedersehen, rechnet auf mich!«
    Die Delhommes, zu denen sich Geierkopf und Lise anschließend begaben, nahmen nach den üblichen Ablehnungen und dringenden Bitten an. Von der Familie war nur noch Jesus Christus einzuladen. Aber wirklich, er wurde unerträglich, war mit allen verzankt und heckte die dreckigsten Geschichten aus, um die Seinen in Verruf zu bringen; und man faßte den Entschluß, ihn auszuschließen, und zitterte dabei, daß er sich dafür durch irgend etwas Abscheuliches rächen würde.
    Rognes war voller Erwartung, diese so lange aufgeschobene Heirat war schon ein Ereignis. Hourdequin, der Bürgermeister, bemühte sich höchstpersönlich; aber als er gebeten wurde, dem Abendessen beizuwohnen, mußte er sich entschuldigen, weil er gerade an diesem Abend gezwungen war, wegen eines Prozesses in Chartres zu übernachten; und er versprach, daß Madame Jacqueline kommen würde, wenn man ihr die Höflichkeit erweise, sie auch einzuladen. Man hatte einen Augenblick daran gedacht, auch Abbé Godard zu Tisch zu bitten, um vornehme Leute dabei zu haben. Allein der Pfarrer geriet gleich bei den ersten Worten in Harnisch, weil man die kirchliche Feier auf den Johannistag festsetzte. Er hatte in Bazochesle Doyen ein Hochamt zu halten und eine Grundsteinlegung zu feiern: wie solle er da am Morgen in Rognes sein? Da wurden die Frauen, Lise, Rose, Fanny, starrköpfig; sie sprachen von keiner Einladung, er gab schließlich nach; und er kam mittags und war so wütend, daß er ihnen ihre Brautmesse in einem Zorneshieb hinpfefferte, worüber sie tief gekränkt waren.
    Übrigens hatte man nach langen Erörterungen beschlossen, die Hochzeit sehr einfach und nur im Familienkreis zu feiern, wegen der Lage, in der sich die Braut mit ihrem bald drei Jahre alten Meinen befand. Dennoch war man zum Konditor nach Cloyes gegangen und hatte eine Fleischpastete und Nachtisch bestellt, wobei man sich darein schickte, beim Nachtisch mit nichts zu sparen, um zu zeigen, daß man verstehe, die Taler springen zu lassen, wenn sich die Gelegenheit dazu biete: es würde wie bei der Hochzeit der Ältesten von Coquarts, den Pächtern von SaintJuste, einen Hefekuchen, zwei Cremes, vier Teller Zuckerwerk und Kleingebäck geben! Zu Hause würde man eine fette Suppe, Aale, vier

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