Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
Vom Netzwerk:
Grimasse wurde noch schärfer. Der Käufer, ein großer bläßlicher Mann, machte sich davon.
    »Ich will sie nicht mehr«, sagte Geierkopf. »Der ist ja das Blut geronnen.«
    Dieses Mal beging die Bäuerin den Fehler aufzubrausen; und das wollte er gerade. Sie beschimpfte ihn in dreckiger Weise, er antwortete mit einem Schwall von Unflätigkeiten. Die Leute liefen zusammen und lachten. Der Mann hinter der Frau bewegte sich immer noch nicht. Schließlich berührte er sie am Ellbogen, und jäh schrie sie:
    »Nehmt Ihr sie für zweiunddreißig Pistolen?«
    »Nein, dreißig!«
    Er ging wiederum davon; und ihre Stimme überschlug sich, als sie ihn zurückrief:
    »Na schön! Verdammter Schuft, nehmt sie mit! – Aber wenn ich das noch mal machen sollte, Himmelsakrament, würde ich Euch lieber eine kleben!« Sie war außer sich, bebte vor Wut.
    Er lachte schallend, fügte ein paar Anzüglichkeiten hinzu, erbot sich, für den Rest mit ihr zu schlafen.
    Sofort war Lise dazugetreten. Sie zog die Bäuerin beiseite und gab ihr hinter einem Baumstamm ihre dreihundert Francs. Françoise hielt bereits die Kuh, aber Jean mußte das Tier von hinten schieben, denn es wollte sich nicht von der Stelle rühren. Seit zwei Stunden traten sie von einem Fuß auf den anderen, stumm und ohne Müdigkeit hatten Rose und Fanny den Ausgang abgewartet. Als man schließlich, aufbrach, mußte Geierkopf, der verschwunden war, gesucht werden. Man fand ihn wieder, wie er vertraulich mit dem Schweinehändler redete. Er hatte soeben sein Ferkel für zwanzig Francs bekommen, und als es ans Bezahlen ging, zählte er zunächst sein Geld in der Tasche, er brachte nur die genaue Summe heraus, zählte sie in seiner halbgeschlossenen Faust nochmals. Eine schwierige Geschichte wurde es dann, als er das Schwein in einen Sack stecken wollte, den er unter seinem Kittel mitgebracht hatte. Das mürbe Sackleinen platzte, die Pfoten des Tieres kamen durch, ebenso die Schnauze. Und so lud er es sich auf eine Schulter und trug das zappelnde, schniefende, gräßliche Schreie ausstoßende Tier davon.
    »Hör mal, Lise, und meine hundert Sous?« mahnte er. »Ich habe gewonnen.«
    Zum Spaß gab sie sie ihm, weil sie glaubte, er werde sie nicht nehmen. Aber er nahm sie sehr wohl und ließ sie verschwinden. Langsam strebten alle der Schenke »Bon Laboureur« zu.
    Das war das Ende des Marktes. Das Geld glänzte in der Sonne, klimperte auf den Tischen der Weinschenken. In der letzten Minute wurde alles hingepfuscht. In der Ecke des Place SaintGeorges blieben nur noch ein paar nicht verkaufte Tiere übrig. Nach und nach war die Menge in Richtung der Rue Grande verebbt, wo die Obst und Gemüsehändler den Fahrdamm freigaben und ihre leeren Körbe fortschafften. Desgleichen war auf dem Geflügelmarkt nur noch Stroh und Federn. Und schon brachen Wägelchen auf, in den Höfen der Wirtshäuser wurde angespannt, die Zügel der Pferde, die an den Ringen auf den Bürgersteigen angebunden waren, wurden aufgeknotet. Auf allen Landstraßen, in alle Richtungen entflohen Räder, blaue Kittel blähten sich im Winde beim Rumpeln auf dem Pflaster.
    Lengaigne fuhr so im Trab seines kleinen Rappens vorüber, nachdem er die Zeit in Cloyes zum Kauf einer Sense benutzt hatte. Macqueron und seine Tochter Berthe verspäteten sich noch in den Läden. Was die Frimat anging, so kehrte sie zu Fuß zurück, und zwar ebenso beladen wie beim Herweg, denn sie trug ihre Körbe voller Pferdeäppel heim, die sie unterwegs aufgelesen hatte. Beim Apotheker in der Rue Grande stand hundemüde Palmyre unter den Goldverzierungen und wartete, daß man ihr eine Arznei für ihren Bruder zubereitete, der seit einer Woche krank war: irgendein Dreckzeug, das ihr zwanzig Sous von den so hart verdienten vierzig Sous wegfraß. Vater Flieges Töchter mit ihrer ganzen Gesellschaft aber beschleunigten ihren schlendernden Schritt, weil sie Jesus Christus erblickten, der sehr besoffen war und die ganze Breite der Straße einnahm. Man glaubte zu wissen, daß er sich an diesem Tage Geld geliehen und auf sein letztes Stück Land eine Hypothek aufgenommen hatte. Er lachte ganz allein, Hundertsousstücke klimperten in seinen großen Taschen.
    Als man schließlich beim »Bon Laboureur« ankam, sagte Geierkopf ganz einfach mit unternehmungslustiger Miene:
    »Ihr brecht also auf? – Hör mal zu, Lise, wie wär's, wenn du mit deiner Schwester noch ein bißchen bleibst, damit wir zusammen einen Happen essen?«
    Sie war überrascht, und da

Weitere Kostenlose Bücher