Die Erdfresserin
dann bestrafte, allmächtig in ihrer angeblichen Reinheit. Alte Schlampe, denke ich, und drücke meine feuchte Brust in die Erdkuhle, die ich geformt habe, und gebe dem Erdmund zu trinken, alte Schlampe, halt dein Maul, halt endlich dein Maul, ich werde dir geben, was du willst, ich werde dich stopfen, bis nichts mehr hineingeht, bis dein Leib sich aufbläht und groß und rund wird, wie der Horizont, den man auch erst erkennt, wenn man weit genug wegkann.
Später forme ich aus dem warmen Lehm, der von mir stammt, meinen Adam, forme ich zärtlich eine kleine Figur, die ihn darstellen soll, damit er, sollte ich ihn nicht wiederfinden, mich bei meiner Reise begleiten kann, auch ohne seine Zustimmung, ich streiche ihn mit Spucke glatt, er ruht in der von mir ausgehobenen Erdkuhle, das ausgehobene Material ist das Material seines Körpers, ich habe ihn aus der Tiefe gehoben, wie andere ihre Kinder aus der Taufe heben, aus der Wiege, mein Homunkulus ruht in seiner Erdwiege und reift. Sein Rücken ist mit dem Erdreich verbunden, noch habe ich ihn nicht herausgelöst, die Nabelschnur ist nicht durchtrennt, er ist in Verbindung mit allem, was ich abstreifte und verlor, an meiner statt eine Einheit, aber durch mich, nur durch mich, das macht mich stolz und ich fühle mich großartig, obwohl der Stich in meiner Brust schmerzt.
Als es dunkel wird und blutrote Streifen bis in die Wolken dringen, vom dunklen Grat des Feldes ausgehend, als wäre mein Blut bis in den Himmel vorgedrungen, endlich meines, alles endlich meines, stehe ich auf.
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Meine Füße werden Hufe, und sie klingen beim Gehen, und die Feuchtigkeit zieht in sie ein und bedeckt den trockenen Asphalt mit kleinen gestempelten Abdrücken, die aussehen wie kleine Scheiden, wie die Formen, die aus geronnenem Blut in hellen Leintüchern zurückbleiben, und ich gehe und bedrucke die Straße mit meinen Schamlippen, damit sie mein Zeichen trägt und niemandes Zeichen sonst. Ganz meine Straße ist.
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Ich passiere ein Atomkraftwerk. Arenabreite Betonsäulen, aus denen weißgraue Wolken stiegen, die sich nahtlos in den verhangenen Himmel einfügten wie der Rauch der Pfeife meines Vaters in den Nebel, der durch die Wohnung zog und sich an der Decke verdichtete, sodass das Licht des Messinglusters nur spärlich durchdringen konnte. Die Dampfwolken wiesen mir den Weg, ich bog bei der Kreuzung nach links ab, statt dem asphaltierten Weg zu folgen.
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Die Bücher, die ein großes Gewicht an meinen Rücken hängten, warf ich in den nächsten Bach. Sie stillen weder Not noch Hunger. Ich beobachtete lange, wie das rostrote Wasser in die weißen Seiten griff und sie sich untertan machte, saß am Ufer und sah zu, wie die Schrift sich veränderte, nachdem die Bücher ganz untergegangen waren. Sie schien sich zu bewegen, zu zittern, mir etwas sagen zu wollen. Vielleicht einfach nur Abschied nehmen von mir, von meinem aufmerksamen Blick, der so lange auf ihr geruht hatte. Kurzfristig tat es mir leid, und ich griff ins kalte Wasser, aber die Seiten lösten sich durch meine Bewegungen auf und lösten sich ab vom Buchkörper und schwammen davon, und ich ließ sie ziehen.
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Der Wald wechselte sein Fell, warf die Eidechsenhaut ab, schüttelte nun den Fuchspelz im Herbstwind.
Schon habe auch ich mich hinterhältig als linguistischer Wechselbalg gewandelt und radespreche die nächste Sprache, spucke fremde Laute auf Straßen, Felder und Haut, auf der Suche nach ihm.
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Sonne bricht durch den Nebel, zartes golden getöntes Licht, Venediger Licht der alten Meister, das alles, was es berührt, schöner scheinen lässt, sogar die Flecken auf meiner Haut, bevor das Licht brutal und hart wird, als die Sonne steigt, um alles zu unterstreichen mit verschärften Kontrasten, und plötzlich die graue Kammlinie der Berge über dem Tal zu erheben, Berge, von denen ich nichts wusste und die auf meinem Weg liegen werden.
Bergbrüste in den Himmel gereckt, um ihn zu säugen. Zwischen den Flanken gespannte Hautfalten, Achseln, Schulterblätterhaut alter Frauen.
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Der Golem führt mich beharrlich bergauf, der Weg ist steil geworden, ich rutsche öfter ab, meine Sohlen hängen bald in Fetzen. Er wartet nicht länger auf mich, ich habe keine Zeit, spitze Steinchen aus den Schuhen zu klauben, die durch die Löcher hineingeraten. Ich markiere meinen Weg wie Hänsel und Gretel mit meinem eigenen Blut.
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Die Bäuerin gibt mir einen Krug Milch. Ich trinke in gierigen Schlucken, ohne sie aus den Augen zu
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