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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich nach ihrem Handy bueckte. Dann hab ich sie auf den Ruecksitz gezogen. Es dauerte etwa fuenf Minuten, bis ich sie wieder bei ihrem Ferienhaus hatte. Es gibt eine Huette am Ende des Gartens, die ich mir ausgeguckt hatte.
    Ich liess sie gebunden und geknebelt liegen, bis ich den Jaguar 250 251

    los war. Als ich zurueckkam, war es schon richtig dunkel. Umso besser, eigentlich.
    Das war die Einzige, von der ich Alptraeume bekommen habe.
    Ich traeume, dass ich unter einem Berg von Fleisch ersticke, und ich kann mich nicht befreien. Und dann sehe ich ihre Augen. Sie war bei Bewusstsein, als ich zurueckkam. Ihre Augen standen aus dem Kopf wie bei einem Pferd, wenn es Angst hat. Ich konnte ueberall um die Iris herum das Weiße sehen. Es hat mich fast zum Durchdrehen gebracht. Ich musste ihr noch einmal einen Schlag versetzen, was ich nicht tun wollte. Aber ich haette es nicht fertig gebracht, sie bei vollem Bewusstsein zu er-drosseln.
    Das Toeten mache ich wirklich nicht gern. Das Gefuehl hinterher gefaellt mir, das Machtgefuehl, das mich erfuellt, wenn ich daran denke, wie gut ich es ihnen heimzahle. Ich wollte nur, es gaebe einen leichteren Weg. Aber ich muss mich an den Plan halten.
    Wie lange sie wohl brauchen, um es diesmal rauszukriegen?

Kapitel 28
    Joanne Gibb erinnerte sich an eine befreundete Ärztin, die einmal über die Kürzel gesprochen hatte, die man im Arztberuf für Notizen benutzte. Nicht die für Blutdruck und Pulsschlag, sondern solche wie MGE: »merkwürdiger Gesamteindruck«.
    Was ihr am Montagmorgen einfiel, war NFUV: »normal für unsere Verhältnisse«. An schwierigen Fällen bei der Kripo zu arbeiten hatte auf jeden engagierten Mitarbeiter ähnliche Auswirkungen. Blasse Haut, Haare, die eine Stunde nach dem Duschen schon strähnig waren, dunkle Ringe unter den Augen, Falten auf der Stirn und um den Mund, unnatürlich steife Schultern. Ja, eindeutig NFUV. Sie schaute sich missmutig im Spiegel der Damentoilette an. Sie brauchte eine Schönheitsoperation, keine Schönheitsmittelchen.
    Wenn sie bedachte, wie sie in den drei Jahren ihrer Arbeit für Steve Preston äußerlich gealtert war, schauderte sie bei dem Gedanken an den Zustand ihrer inneren Organe. Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und bemerkte, dass sie eine Stunde, nachdem ihr Wecker die vier Stunden Bewusstlosigkeit beendete, die ihre Nachtruhe darstellten, schon einen gelblichen Belag hatte. Von zu viel Kaffee und zu wenig Schlaf würde sie Magengeschwüre bekommen, davon war sie überzeugt. Die Zigaretten zerstörten den Rest dessen, was von ihrer Aerobic-Fitness noch da war, und sie wollte gar nicht daran denken, was der Alkohol für ihre Leber bedeutete. Jetzt sprach ihr Freund davon, dass sie sich einrichten und eine Familie gründen sollten.
    Nach ihren anderen Körperteilen zu urteilen konnte man von ihren Fortpflanzungsorganen höchstens einen dreiköpfigen Affen erwarten.
    Männer hatten es leicht, fand sie. Sie schafften es meistens auf attraktive Weise, erledigt oder bewundernswert gehetzt auszusehen wie Steve Preston, wodurch sie bei Frauen den Wunsch aufkommen ließen, sie mit nach Hause zu nehmen und zu bemuttern. Frauen andererseits bekamen das Etikett abgetakelte alte Schachtel angeheftet und wurden von ihren Männern wegen eines neueren Modells verlassen. Na ja, es war ihre eigene Entscheidung gewesen, bei der Met zu arbeiten. Sie hätte einen Job in einer Bank oder als Managerin im Einzelhandel haben und das, was sie an gutem Aussehen hatte, ein bisschen länger behalten können. Und sie hätte sich dabei zu Tode gelangweilt, ging ihr durch den Kopf, als sie eine Bürste durch ihre kinnlangen braunen Haare zog. Ob sie vielleicht zum Friseur gehen sollte? Etwas irgendwie Gefälligeres, besser Frisierbares als der schwere Vorhang, der wie leblos um ihr rundes Gesicht hing, das sie einmal für herzförmig gehalten hatte.
    Joanne schloss die Augen und seufzte. Jetzt reichte es mit Selbstmitleid und Eitelkeit. Sie sollte sich in Erinnerung rufen, was wichtig war, und darauf stolz sein, nicht auf ihr Spiegelbild.
    Sie stopfte ihr Make-up in das Beutelchen zurück und dann alles in die Tasche. Sie nahm den Packen Hefter, der das Arbeitsergebnis des Wochenendes war, zog mit dem noch freien Finger die Tür zu und ging den Korridor entlang, um dem Chef einen kurzen Bericht zu geben.
    Sie fand Steve Preston mit seiner üblichen Tasse Earl Grey hinter seinem Schreibtisch, der Rauch der ersten dünnen Zigarre kräuselte

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