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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich unter der niedrigen Decke. »Morgen, Joanne«, sagte er. Es kam ihrem gewohnt kritischen Blick vor, als habe er letzte Nacht ungefähr genauso lang geschlafen wie sie.
    »Morgen, Chef«, entgegnete sie, legte die Akten auf die Ecke seines Schreibtischs und ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken. »Du hast dich erst um halb drei heute Morgen abgemeldet«, bemerkte er.
    Joanne grub nach den Zigaretten in ihrer Tasche und zündete sich eine an. »Ich war auf der Jagd.«
    »Und – was gefangen?«

    Joanne machte eine Handbewegung zu den Akten, wobei sie eine dünne Rauchfahne durch die Luft zog. »Ich habe mich auf die Met, die Boys von der City und die an London angrenzenden Grafschaften konzentriert. Ich kann den Kreis auch weiter ziehen, wenn du meinst, es lohnt sich. Ach, weißt du, es würde eine solche Arbeit so erleichtern, wenn wir irgendeine zentrale Meldestelle für Schwerverbrechen hätten«, sagte sie mit der erschöpften Bitterkeit derer, die bei der Arbeit gegen unzureichende Bedingungen ankämpfen.
    »Das wird kommen«, sagte Steve. »Wenn auch wahrscheinlich zu spät, um uns vor dem Verrücktwerden zu bewahren, aber es wird kommen. In Bramshill machen sie Experimente mit dem kanadischen System VICLAS. Es soll raffinierter sein als alles, was das FBI hat. Aber man darf gespannt sein, wann sie es tatsächlich so einsetzen, dass es in der Praxis etwas bringt, besonders denen, die so weit unten in der Hackordnung stehen wie wir hier. Wie ist es gelaufen?«
    »Deprimierend gut. Ich kann nicht behaupten, dass es Spaß gemacht hat zu sehen, wie viele Vergewaltigungen und schwere Sittlichkeitsdelikte in jedem beliebigen Jahr verzeichnet werden.
    Aber ich glaube, ich habe ein paar interessante Dinge ausgegraben. Ich habe eine Zusammenfassung für dich gemacht.
    Damit war ich bis halb drei beschäftigt.« Joanne öffnete die oberste Akte und nahm zwei Blätter heraus. »Hier.«
    Steve betrachtete die sorgfältig zusammengestellten Informationen. »Gute Arbeit, Joanne. Willst du's mit mir durchsprechen?«
    Joanne nahm ihre eigene Kopie der Zusammenfassung und holte den obersten Aktenordner auf ihren Schoß. Sie zog eine Brille aus der Brusttasche ihrer Bluse und setzte sie auf. »Ich bin so vorgegangen: Zuerst habe ich den Computer Fälle suchen lassen, die zu allen fünf angegebenen Kriterien passten«, begann sie und genoss wie immer das Berichten und die Diskussion, die oft zu neuen Ideen führte. »Dann sollten andere Fälle mit dazugenommen werden, die drei oder vier der Kriterien aufwiesen. Was ich suchte, waren Fälle, wo der Überfall im Freien stattfand, wo ein Messer benutzt wurde, wo das Opfer eine junge blonde Frau war, wo es Kinder als Zeugen gab, die den Überfall ganz oder teilweise sahen und bei dem der Täter vielleicht auf einem Fahrrad geflohen war.
    Um ehrlich zu sein, ich habe nicht mit vielen Treffern gerechnet.
    Aber wir haben vier Vergewaltigungen und zwei schwere Überfälle, bei denen alle fünf Punkte vorkommen. Alle sechs passierten auf der Nordseite des Flusses. Der erste wurde vor zweieinhalb Jahren in Stoke Newington gemeldet. Eine Frau sonnte sich in ihrem Garten, während ihr Baby im Sportwagen schlief. Sie wurde von einem Mann überfallen, der Fahrradbekleidung trug und über den Gartenzaun kletterte. Ihre Schreie machten einen Nachbarn aufmerksam, aber der Angreifer entkam.
    Der zweite Vorfall war in Camden etwa zehn Wochen später.
    Eine Frau ging allein mit ihrem dreijährigen Sohn auf dem Treidelpfad am Kanal entlang, als ein Mann hinter einer Mauer hervorsprang und ihr ein Messer an die Kehle hielt. Er wollte sie vergewaltigen, wurde aber von einer Gruppe Studenten gestört, die auf dem Treidelpfad auf die beiden zu kamen. Er sprang zurück über die Mauer und fuhr auf einem Fahrrad davon, bevor irgendjemand ihn aufhalten konnte.
    Der dritte Fall war im obersten Stockwerk eines Parkhauses in Brent, fünfzehn Wochen später. Diesmal vergewaltigte er eine Frau, die eingekauft hatte. Sie hatte ihr Kind in den Autositz gesetzt, er kam von hinten auf sie zu, drückte sie auf den Sitz und vergewaltigte sie mit vorgehaltenem Messer. Nach Auskunft des Beamten, der sie befragte, glaubte sie sich zu erinnern, dass er einen Fahrradschutzhelm trug.
    Fast sechs Monate vergehen, bevor die nächste Vergewaltigung aufgenommen wurde. Diesmal ging er weiter nach Westen, Kensal Rise. Das Opfer hatte ihr noch ganz kleines Baby zu einem Spaziergang auf den Friedhof mitgenommen.« Hier

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