Die Erfinder Des Todes
brauchst. Widme dich nur dieses eine Mal deinem Privatleben mit derselben Umsicht, mit der du einen Fall bearbeiten würdest.
Aber nichts passierte während des Essens, das sein Gefühl trübte, unheimliches Glück zu haben. Er war sich seiner Gabe bewusst ein einnehmender Gesprächspartner zu sein, was sie offenbar durchaus schätzte. Das Gespräch rutschte nie in verlegenes Schweigen ab, und nicht einmal mussten sie erst überlegen, worüber man als Nächstes reden könnte. Sie hatten sich gegenseitig Geschichten erzählt, zum Lachen gebracht und allmählich Details aus ihrem Alltag ausgetauscht. Als ein an Einsamkeit gewöhnter Mann wurde Steve angenehm von Terrys freimütiger Art überrascht, die ihn allmählich dazu brachte, sich zu öffnen.
Zum ersten Mal, seit er vor so vielen Jahren Fiona an der Universität kennen gelernt hatte, saß er nun einer Frau gegenüber, bei der er sich entspannen und er selbst sein konnte.
Ironisch, intelligent und offensichtlich ohne jede Aufgeblasen-heit, schien ihn Terry genauso anzuziehen, wie er sie äußerlich attraktiv fand. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, was sie an ihm fand. Als sie ihn einmal verließ, um zur Toilette zu gehen, sah er gespannt auf die Tür und freute sich so sehr auf ihre Rückkehr, wie es seit Jahren bei niemandem der Fall gewesen war. Ich fühle mich wie ein Teenager, dachte er verwirrt. Das ist verrückt, Preston. Tritt auf die Bremse.
Während des Essens wartete Steve ständig darauf, dass eine kleine Bombe platzte. Aber nichts geschah. Sie erhob keine Einwände, als er darauf bestand, ihr Essen zu bezahlen.
»Du verdienst wesentlich besser als ich, Süßer«, sagte sie mit einem lässigen Schulterzucken. Es war nach zehn, als sie aus Clerkenwell Green herauskamen.
Es hatte angefangen zu nieseln, während sie drinnen waren, und sie drückten sich unter der Markise eng aneinander, während sie auf ein freies Taxi warteten. Die weiße Neon-Leuchtschrift mit dem Namen des Restaurants warf Schatten auf Steves Gesicht, so dass darin helle und dunkle Flächen und Winkel miteinander kontrastierten. Terrys Haar leuchtete platinglänzend im Licht.
Sie schmiegte sich an Steve und grinste ihn von unten an. »Du siehst gut aus«, sagte sie, »Hast du heute früh das Bett frisch bezogen?« Steve musste laut lachen. »Warum? Hast du?«
»Ja, hab ich, obwohl deine Wohnung wahrscheinlich viel gepflegter ist als meine.«
Er schüttelte den Kopf, sein Lächeln zeichnete einen Kranz kleiner Fältchen um seine Augen. »Okay, ich gebe zu, dass ich so anmaßend war. Ja, ich habe heute Morgen frisches Bettzeug aufgezogen.« Er drückte sie fest an sich.
Als Antwort drehte Terry sich ihm zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und lehnte sich an ihn. Sie ergriff sein Revers und zog sein Gesicht zu sich herunter. Dann küsste sie ihn. Lange, ungeniert und genüsslich.
Das war Antwort genug für ihn. Jeder Vorwand für eine vorsichtige Taktik schmolz in dem erwachenden Verlangen nach ihr dahin. Als sie in seine Wohnung kamen, zog Steve zum ersten Mal seit Jahren das Telefon heraus und schaltete seinen Piepser ab. Heute Abend gab es nichts so Dringendes, dass es nicht bis morgen früh warten konnte. Nichts außer Terry, und das war mehr als genug.
Nacht in der Stadt. Nur wenige Jahre zuvor wären die Straßen um Smithfield Market zu dieser Zeit am Abend leer und verlassen gewesen. Hohe graue Gebäude mit ausdruckslosen Fassaden machten aus den schmalen Straßen gewundene Schluchten. Die Straßenbeleuchtung erhellte die Düsternis kaum. Der Markt selbst war geschlossen, der ausgedehnte, viktorianische Bau aus Glas, Backstein und Eisen wurde restauriert.
Aber mittlerweile hatte sich das alles geändert. Bistros und kleine Gaststätten, Bars und Restaurants hatten sich in der Gegend angesiedelt. Der Schein ihrer hellen Lichter fiel auf die Gehwege, und die Straßen waren bevölkert. Alte Gebäude waren umgebaut und Luxusappartements für die Neureichen eingerichtet worden. Smithfield Market hatte sich in dem Versuch neu definiert, den Inbegriff coolen Schicks zu verkörpern.
Die Markthallen waren in ihrem alten Glanz wiedererstanden.
Selbst wenn sie während des Tages geschlossen waren – und die meisten Leute sahen sie so –, boten sie einen eindrucksvollen Anblick. Hohe, kunstvoll verzierte, schmiedeeiserne Gitter verliefen an der breiten Straße entlang, die das Ost- vom Westgebäude trennte. Sie waren prachtvoll in Dunkellila, dunklem
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