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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ausließ, denen er bei seiner Arbeit begegnete. Aber als er sich versetzen ließ, kam er zur Kripo, stieß zu Steve Prestons Team, und das hatte ihn gerettet. Er wurde wieder daran erinnert, warum er überhaupt zur Polizei gegangen war. Es ging darum, Schurken aus dem Verkehr ziehen, die Spielchen im Büro konnten ihm gestohlen bleiben. Nach diesem Motto leitete Steve seine Truppe, und Beamte, die damit nicht leben konnten, hielten es nicht allzu lange bei ihm aus.
    Neils erste und letzte Loyalität galt dabei seinem Chef. Deshalb war er bereit durchzuhalten, wie öde die Überwachungsarbeit auch sein mochte. Das Fiasko mit der Falle für Francis Blake und der folgende Prozess hatten seine Entschlossenheit nur noch verstärkt. So etwas passierte eben, wenn sich politische Entscheidungen der Polizeiarbeit in den Weg stellten, und er war genauso entschlossen wie sein Chef, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen und Susan Blanchards Mörder dingfest zu machen. Er unterdrückte also seine Zweifel, ob das, was er tat, sinnvoll sei, und klebte an Blake wie ein Kaugummi. Er gähnte.
    Es nieselte monoton auf die Windschutzscheibe, offensichtlich eine passende Parallele zu dem Bewegungsmangel in seinem und Francis Blakes Leben. Hätte er aber so viel Geld, wie Blake durch sein Geschäft mit den Zeitungen gescheffelt hatte, würde er sich bestimmt nach einer Wohnung umsehen, die ein bisschen mehr Klasse zu bieten hatte als diese hier. Das hier war doch eindeutig eine Bruchbude.
    Die Wohnung, die Blake nach seiner Entlassung gemietet hatte, war weniger als eine Meile von seiner alten in King's Cross entfernt. Die neue Wohnung war in einer geschäftigen, aber eher schäbigen Nebenstraße der Pentonville Road und typisch für die Gegend, wo Prostituierte wohnten, wenn sie frei hatten, und wo Langzeitarbeitslose, ältere Verarmte und psychisch Gestörte ihr Zuhause hatten. Das Beste, was sich über sie sagen ließ, war die günstige Lage zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Stück weiter oben an der Straße hatte ein phantasieloser Architekt einen funk-tionellen Klotz aus grauem Backstein hingestellt, der aussah, als sei er in den sechziger Jahren lieblos hochgezogen worden. Er war von den benachbarten Reihenhäusern durch einen Weg getrennt, der an beiden Seiten und hinten vorbeiführte. Im Erdgeschoss waren ein halbes Dutzend kleine Läden – ein Zeitungshändler, ein Spirituosenladen, ein Wettbüro, ein kleiner Supermarkt, ein Dönerimbiss und eine Zentrale für Kleintaxis.
    Die beiden Stockwerke darüber waren in Wohnungen aufgeteilt, und in einem dieser trostlosen Löcher hatte Blake sich eingerichtet. Es deprimierte Neil, wenn er nur daran dachte.
    An Blakes Stelle hätte er nicht nur in einer etwas schickeren Gegend gewohnt, sondern auch Aufregenderes unternommen, als nur ab und zu mal ins Wettbüro oder zum Videoverleih an der Ecke zu gehen. Soweit Neil das beurteilen konnte, hätte Blake genauso gut weiter im Knast eingesperrt bleiben können.
    Zwei Meilen entfernt verbrachten Steve Preston und Terry Fowler einen völlig anders gearteten Abend. Ausnahmsweise hatte Steve es geschafft, sich früher von der Arbeit loszueisen, so dass er noch etwas Zeit übrig hatte, nachdem er Joanne ihrer anscheinend endlosen Durchsicht von Straftäterakten überlassen hatte. Neil hatte nichts Wesentliches zu berichten gehabt, so dass keine besondere berufliche Sorge Steve beschäftigt und von seiner Begleiterin abgelenkt hätte.
    Terry war fünf Minuten früher da gewesen und behauptete, ihre krankhafte Pünktlichkeit hindere sie daran, jemals mit der als schick empfundenen Verspätung irgendwo anzukommen. »Ich erscheine immer zu Partys, wenn die Gastgeber noch unter der Dusche stehen«, hatte sie gesagt. »So fängt der Abend schon gleich interessant an.«
    Steve machte das überhaupt nichts aus. Ihm war es recht, sie in der Bar fünf Minuten länger zu bewundern. Terry trug ein einfaches, knielanges schwarzes Kleid aus einem Stoff, den er nicht kannte und der fließend und schimmernd ihre Figur umspielte, wann immer sie sich bewegte. Da er seinem Gefühl nach viel zu lange in der Flaute gesteckt hatte, war Steve sehr vorsichtig und fragte sich, ob er wirklich so viel Glück haben konnte, wie es den Anschein hatte. Sachte, sachte, lautete seine Warnung an sich selbst. Du weißt ja, sobald deine Gefühle beteiligt sind, hängst du dich viel zu schnell und zu stark rein.
    Bleib cool, lass sie nicht merken, wie sehr du diese Begegnung

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