Die Erfinder Des Todes
Doktor.
Frühstück wird serviert in ... na, sagen wir vierzig Minuten.« Er riss sich nach einem weiteren Kuss von ihr los und sprang voller Energie aus dem Bett. Verdrängung hatte Kit, wie die meisten Schriftsteller, zu einer hohen Kunst entwickelt.
Fiona horchte auf die sich entfernenden Schritte und setzte sich dann mühsam auf. Sie gähnte, streckte den Rücken und stand auf, dabei lockerte sie die Schultern, die in der Nacht steif geworden waren. Zu viel Anspannung, sagte sie sich. Viel zu viel Anspannung. Dass sie nicht wusste, wie Sarah Duvalls Ermittlungen liefen, war für sie eine Art Folter. Und so, wie sie jetzt zu Steve stand, konnte sie ihn nicht einmal als Vermittler nutzen.
Wenn Georgia tot war, musste sie es wissen. Ihre Angst um Kit ließ sie jetzt ständig bangen und zittern, denn sie konnte ja nicht vierundzwanzig Stunden am Tag bei ihm sein. Wenn sie wenigstens Georgias sterbliche Überreste im Markt fänden, könnten sie Schritte einleiten, um ihn besser abzusichern als bisher. Und wenn sie Unrecht hatte ... Dieses eine Mal im Leben wünschte Fiona, sich hoffnungslos geirrt zu haben, selbst wenn es peinlich wäre. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass ihr Georgia aus den Morgenzeitungen entgegenlächelte, nachdem sie heil in Anthonys Arme zurückgekehrt wäre. Sie würde ihr sogar die Angst vergeben, die sie ihr verursacht hatte, wenn sie nur wieder glauben könnte, Kit sei in Sicherheit. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sie einen normalen Arbeitstag überstehen sollte, wenn sie mit ihren sorgenvollen Gedanken ganz woanders war.
Zwanzig Minuten später war sie geduscht, angezogen und ordentlich geschminkt. Mehr noch, sie war sogar richtig wach.
Beim Frühstück sprachen sie wenig und überließen es dem Radio, die Stille auszufüllen. Zu viele Gedanken und Ängste trieben sie um, als dass sie unbeschwert hätten plaudern können.
Nach zwei Portionen schob Fiona ihren Teller zurück. »Das hat herrlich geschmeckt«, sagte sie. »Nicht nur ein Abend, an den man zurückdenken kann, sondern auch noch ein Morgen dazu.«
Sie stand auf und nahm ihren Aktenkoffer.
»Du hast Glück, dass du mich hast«, sagte er mit einem wolfsgleichen Grinsen, das er dann mit einem Zwinkern abschwächte. »Ich weiß. Und es soll auch weiter so bleiben. Du passt doch auf dich auf heute?« Fiona lächelte nervös und ging zu ihm, damit er sie in den Arm nehmen konnte. »Sei vorsichtig«, sagte sie leise. »Natürlich werde ich aufpassen. Ich habe ja ein Buch fertig zu schreiben, Liebes. Ich spreche später mit dir.« Dieses Versprechen wollte er durchaus halten.
Wie ein Kind vor Weihnachten hatte Steve kaum schlafen können. Was zwischen ihm und Terry geschehen war, hatte ihn in atemlose und aufgeregte Hochstimmung versetzt. Aber die Aussicht auf das, was folgen könnte, hatte ihm bis auf einige flüchtige Augenblicke allen Schlaf geraubt. Und trotzdem war er nicht müde.
Er drückte den Kopf aufs Kissen, streckte die Arme über dem Kopf aus und dehnte das Rückgrat. Dann entspannte er sich wieder, rollte sich auf die Seite und sah sie an. Terry war ausgestreckt wie ein riesiger Seestern, Beine und Arme ausgebreitet. Sie lag auf dem Bauch und hatte ihm das Gesicht zugewandt. Selbst mit verschmiertem Make-up und dem vom Schlaf zerzausten Haar fand er sie umwerfend. Er fühlte sich benommen und zugleich von ihrer Schönheit geblendet. Sein eigener Körper schien ihm fremd und neu. Er hatte schon gelegentlich mit einer Frau geschlafen und sich dabei technisch geschickter angestellt. Aber gestern Abend schien Geschicklichkeit unwichtig. Das Gefühl hatte seinen ganzen Körper erfüllt, kein einziger, noch so winziger Teil seines Ichs konnte seine Handlungen kritisch überprüfen. Er hatte nicht das Bedürfnis gehabt, jemand anderem oder sich selbst eine Leistung unter Beweis zu stellen. Was immer sich zwischen Terry und ihm abgespielt hatte, hatte ihm Erfüllung gebracht wie noch nie.
Und es hatte Spaß gemacht. Sie hatten sich nicht nur leidenschaftlich begehrt, sondern auch im Lachen zueinander gefunden. Steve war am selben vertrauten Ort aufgewacht, aber er schaute den Morgen verwundert mit den Augen eines Forschenden an. Es war entnervend und fast erschreckend zu sehen, wie vollkommen ihn die Verliebtheit ergriffen hatte.
Trotz aller Klugheit des Erwachsenen und seines beruflichen Scharfsinns war er unvorbereitet und verletzlich und wusste nicht, wie er damit fertig werden sollte.
Terry
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