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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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helfen.«
    Als Kit den Kopf hob, waren seine Augen rot und verquollen, die Wangen nass. Er schob den Brandy zur Seite, griff nach dem Kaffee und legte seine große Hand um die Tasse, um so viel Wärme wie möglich aufzunehmen. »Ich hoffte immer noch, dass Fiona sich geirrt haben könnte«, sagte er. »Ich sagte mir immer wieder, dass etwas so Krankes, wie ich es mir ausdenke, nicht wirklich passieren könnte, weißt du? Nur so konnte ich es ertragen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass jemand da draußen herumläuft und uns umbringt.«
    Steve seufzte. »Wenn man so viel gesehen hat wie ich, Kit, dann weiß man, dass das, was sich jemand ausgedacht hat, oft vom wirklichen Leben noch übertroffen wird. Es tut mir schrecklich Leid wegen Georgia. Ich weiß, sie war mit dir befreundet.«
    Kit schüttelte müde den Kopf. »Sie war einfach erstaunlich. Ich hätte Georgia für unverwüstlich gehalten. Hinter all ihren Frivolitäten war sie so klug, so stark. Ich weiß, die Leute hielten uns für ein merkwürdiges Freundespaar, aber sie war mir näher als irgendjemand sonst in der Branche. Sie war herrlich. Sie brachte mich zum Lachen. Und sie war immer da. Wenn es beim Schreiben mal mies lief, brachte sie etwas zu trinken mit, und wir schimpften zusammen über unser schwieriges Leben, obwohl wir natürlich beide wussten, dass wir Sonntagskinder waren und großes Glück hatten.« Er trank seine Tasse aus und rieb sich heftig mit dem Handrücken die Augen. »Mist, wie beschissen das Leben doch ist.«
    »Sie geben es erst am Nachmittag offiziell bekannt«, sagte Steve und kam auf die Tatsachen zurück. »Aber ich wollte nicht, dass du das Radio anmachst und es so erfährst.«
    »Danke. Wie geht's Anthony, weißt du etwas darüber?«
    Steve schüttelte den Kopf. »Es ist kein Fall für die Met. Er gehört zur City of London, deshalb habe ich nicht direkt damit zu tun. Aber ich weiß zufällig, dass er jetzt gerade bei der Identifizierung ist.«
    »Der arme Kerl.« Jetzt ergriff er den Brandy und trank einen großen Schluck. »Wenn ich ihm kurz schreibe, wirfst du es für mich ein? Ich habe Fiona versprochen, ich würde nicht allein ausgehen. Ich dachte, sie wäre überängstlich, aber jetzt ...« Er stand auf. »Gib mir ein paar Minuten.«
    »Nimm dir Zeit«, sagte Steve, wickelte seine Zigarre aus und zündete sie an. Während er auf Kit wartete, schweiften seine Gedanken von dem Schmerz und der Aufregung wegen Georgias Tod ab und wandten sich Terry zu. Selbst Sarahs schreckliche Nachricht hatte es nicht vermocht, der gestrigen Nacht und dem Morgen danach ihren Glanz zu nehmen. Sie hatten sich wieder für den Abend verabredet. Steves übliche Vorsicht und die Schwäche, die sein Gefühlsleben so lange beherrscht hatte, schienen ihn verlassen zu haben. In dieser Beziehung wollte er sich nicht bedeckt halten, wollte nicht so tun, als lasse er sich nur schwer gewinnen. Er wollte bei Terry sein, und da sie ihm versicherte, dass dieses Gefühl auf Ge-genseitigkeit beruhte, wäre es verrückt, nicht jeden Moment zu ergreifen, der sich ihm bot. Einerseits wäre er gern bei Kit geblieben, um dessen Schmerz mit ihm zu teilen. Aber es war nicht die rechte Zeit dafür.
    Als Kit in die Küche zurückkam, hielt er einen Umschlag in der Hand. »Ich hatte keine richtige Kondolenzkarte, so musste ich eben eine Postkarte nehmen. Ich glaube, Anthony wird das nichts ausmachen. Ich wollte ihm nur sagen, dass ich in Gedanken bei ihm bin. Richte ihm aus, dass ich für ihn da bin, wenn er etwas braucht. Ja?« Er gab Steve die Karte. »Ich habe sie frankiert. Wenn du sie unten an der Straße in den Briefkasten stecken könntest, müsste er sie morgen früh bekommen.«
    »Kommst du klar?«, fragte Steve und stand auf.
    Kit atmete tief ein. »Ich komme schon zurecht. Du musst gehen, es wird eine Menge Arbeit für dich geben.«
    Spontan trat Steve auf ihn zu und legte die Arme um ihn. Kit umarmte ihn auch und drückte Steve fest an sich. Sie waren nicht verlegen, als sie sich voneinander lösten. »Ich danke dir, dass du es mir gesagt hast, Steve. Du hast Recht, es hätte mich wirklich völlig aus der Fassung gebracht, die Nachricht im Radio zu hören. Jetzt, wo ich es weiß, kann ich das Telefon herausziehen. Mit Presseleuten will ich jetzt wirklich nicht reden.«
    »Sagst du es Fi?«, fragte Steve. »Oder soll ich es ihr sagen?«
    »Ich schicke ihr jetzt eine E-Mail. Anrufen will ich nicht, wenn sie bei der Arbeit ist, du weißt ja, wie das ist.«

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