Die Erfinder Des Todes
gedrückter Stimmung hinter der Reihe von Mikrofonen Platz. Der Leiter der Presseabteilung huschte besorgt hierhin und dahin wie ein nervöser Vater vor dem Krippenspiel. Als alle mit der Tonqualität zufrieden waren, räusperte sich der stellvertretende Polizeipräsident. »Danke, dass Sie heute Nachmittag gekommen sind, meine Damen und Herren. Ich habe eine kurze Mitteilung zu machen und werde dann Ihre Fragen beantworten.« Er stellte seine Kollegen vor. Der Fremde war, so stellte sich heraus, ein Detective Chief Superintendent aus Dorset. Der Deputy Commissioner sah auf ein Blatt Papier in seiner Hand hinunter.
Er räusperte sich noch einmal. »Bei einer Suchaktion, die gestern Nacht im Bereich von Smithfield Market von Beamten der City of London Police durchgeführt wurde, sind menschliche Überreste entdeckt worden. Sie sind als die vermisste Autorin Ms. Georgia Lester identifiziert worden. Aus diesem Anlass wurde eine Mordkommission eingesetzt.
Detective Chief Inspector Duvall wird die Ermittlungen leiten.
Wir werden mit unseren Kollegen in Dorset in Verbindung stehen, wo Ms. Lester offenbar letzte Woche verschwand. Es geht hier um ein besonders entsetzliches Verbrechen, und wir appellieren an jeden, sich zu melden, der Ms. Lester gesehen hat, nachdem sie letzten Mittwoch ihr Ferienhaus in Dorset verließ. Ihr Wagen wurde am Sonntag gefunden, aber wir wissen nicht, wie lange er schon dort stand. Wir müssen diese Zeitspanne möglichst genau eingrenzen. Wir suchen auch Zeugen, die vielleicht im Lauf der letzten Woche in der Gegend von Smithfield Market etwas Ungewöhnliches gesehen haben.«
Er blickte auf und schürzte die Lippen. »Ihre Fragen bitte.«
Ein Stimmengewirr, Hände reckten sich in die Luft. Der Pressechef zeigte auf eine. »Corinne Thomas, Radio BBC. Wenn Sie sagen, menschliche Überreste, was meinen Sie damit genau?«
Der stellvertretende Polizeipräsident zeigte auf Duvall, um anzudeuten, dass sie die vorbereitete Antwort geben solle. »Ms.
Lesters Leiche ist zerstückelt worden. Die Vorgehensweise lässt auf einfache Kenntnisse in Anatomie oder eine Grundausbildung als Metzger schließen.«
Der zweite Fragensteller. »Jack O'Connor, The Times. In einem von Ms. Lesters Romanen, der verfilmt wurde, spielt ein Mörder die Hauptrolle, der seine Opfer entführt und dann zerteilt.
Soweit ich mich erinnere, waren die Leichen im Buch bei einem Fleischgroßhändler versteckt. Glauben Sie, dass ihr Mörder das Buch kopiert hat?«
»Kein Kommentar«, sagte der stellvertretende Polizeipräsident bestimmt.
O'Connor gab nicht so schnell auf. »Glauben Sie, dass dieses Verbrechen etwas mit dem Mord an Drew Shand in Edinburgh zu tun hat? Er wurde ja kürzlich auf eine Art und Weise umgebracht, die sich mit dem Tod eines seiner Opfer in seinem Buch deckte.« Seine aufgeregten Kollegen im Hintergrund übertönten fast O'Connors Stimme, aber nach den grimmigen Gesichtern zu urteilen, die auf ihn hinuntersahen, konnte kein Zweifel bestehen, dass die Polizeivertreter ihn gehört hatten.
»Kein Kommentar«, sagte der stellvertretende Polizeipräsident wieder.
Eine dritte Fragestellerin sprang auf und stellte ihre Frage.
»Sharon Collier vom Mirror. Sie können also nicht leugnen, dass ein Serienmörder es auf Thrillerautoren abgesehen hat?«
»Ich kann so etwas weder leugnen noch bestätigen, Ms. Collier.
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Beweise, die mir erlauben würden, einen Kommentar zu diesen Fragen abzugeben.« Der stellvertretende Polizeipräsident wurde allmählich unruhig. Der Pressechef wählte schnell einen seiner zahmen Reporter aus und ließ ihn zu Wort kommen.
»Patrick Stacey vom Express. Wo wurde die Leiche gefunden?«
Duvall ergriff die Initiative. »Wir entdeckten Ms. Lesters Überreste in einer Kühltruhe, die offiziell nicht mehr in Gebrauch war, in einem Lagerbereich von Smithfield Market.
Nach Aussage des Besitzers wurde sie dort abgestellt, von wo sie in ein anderes Lagerhaus für Fleisch gebracht werden sollte.
Sie war ungefähr fünf Wochen dort. Wenn also jemand eine Person gesehen hat, die die Truhe in diesen fünf Wochen benutzt hat, haben wir großes Interesse, dies zu erfahren.«
Die Fragen kamen jetzt schneller.
»Gibt es Tatverdächtige?«
»Welche Hinweise haben Sie?«
»Steht ihr Mann unter Verdacht?«
»Ist ein Serienkiller am Werk?«
»Steht eine Verhaftung bevor?«
»Haben Sie schon einen Profiler herangezogen?«
Abrupt erhob sich der
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