Die Erfinder Des Todes
Flüge mehr kamen.
Da alle öffentlichen Beförderungsmöglichkeiten ausfielen, war Fiona auf persönliche Verbindungen angewiesen. Müde nahm sie das Telefon zur Hand und wählte wieder eine Nummer. Sie hörte, wie es weit weg ein halbes Dutzend Mal klingelte. Dann ein undeutliches Murmeln. »Ja?«
»Caroline?«
»Nein. Wer ist denn da?« Die Stimme klang ziemlich verärgert.
»Ah, Julia. Tut mir Leid. Hier ist Fiona Cameron. Kann ich mit Caroline sprechen?«
»Weißt du, wie spät es ist?« Die Verstimmung wurde noch deutlicher. Fiona wusste, es hatte eigentlich nichts mit der späten Stunde zu tun.
»Ja. Und es tut mir Leid. Aber ich muss unbedingt mit Caroline sprechen.«
Das Telefon wurde klappernd hingelegt. Fiona hörte Julias übellauniges Murmeln und wusste, auch dies war beabsichtigt:
»Es ist Fiona Cameron. Um zwei Uhr morgens, verdammt, ich weiß nicht ...« Dann Carolines Stimme, schläfrig, aber teilnahmsvoll und besorgt. »Fiona? Was ist los?«
»Es tut mir Leid, dich aufzuwecken, aber es ist wirklich wichtig.« »Natürlich. Wie kann ich dir helfen? Was ist das Problem?«
Fiona holte tief Luft. Im Hintergrund hörte sie, wie Julia genervt seufzte. Anders als Caroline nahm sie Unerwartetes nicht so leicht hin. »Ich bin in Edinburgh und muss nach Inverness.
Wenn ich warte, bis die Züge gehen, ist es zu spät.«
»Du willst, dass ich dich hinfahre?«
»Das wird nicht nötig sein, ich muss mir nur deinen Wagen leihen.«
Fiona hörte, wie Caroline sich bewegte. »Gut, lass mich sehen ...
fünf Minuten zum Anziehen ... Wahrscheinlich eine Stunde, um zu dir zu kommen. Wo in Edinburgh bist du?«
»Ich übernachte im Hotel Channings. Aber, Caroline, hier geht es wirklich um jede Minute. Gibt es irgendeine Stelle auf dem Weg, wo wir uns treffen könnten? Wo ein Taxi mich hinfahren könnte?« Es folgte eine Pause. Fiona hörte Geräusche, als sammle Caroline ihre Kleider zusammen. »Es gibt eine Raststätte an der M 90«, sagte Caroline. »Ein paar Meilen hinter der Brücke. Halbeath, glaube ich, oder so ähnlich. Es ist an der Ausfahrt Dunfermline und Kirkcaldy, direkt nach dem großen Hyundai-Werk. Lass dich von einem Taxi dorthin bringen. Ich bin dann in ungefähr ... fünfunddreißig oder fünfundvierzig Minuten dort. Okay?«
»Danke, Caroline. Glaub mir, ich bin dir sehr dankbar dafür.«
»Lass nur. Erzähl mir alles Weitere später.« Dann war die Verbindung zu Ende. Fiona lächelte zum ersten Mal seit Stunden. Endlich hatte sie mit jemandem zu tun, der ihr vertraute und ihre Reaktion nicht für übertrieben hielt. Steve hätte sich genauso verhalten. Aber Steve war nicht zu erreichen.
Und sie hatte keine Zeit zu warten, bis bewiesen war, dass sie Recht hatte.
Während sie auf das Taxi wartete, kritzelte sie schnell ein Fax an Galloway, in dem sie ihm mitteilte, dass und wann sie weggegangen sei. Sie bat den Nachtportier, es an die Nummer zu schicken, die Galloway ihr als seine persönliche Faxnummer bei St. Leonard's gegeben hatte. Wenigstens würden sie wissen, wo sie zu finden war, wenn sie Unterstützung brauchte.
Fünfundzwanzig Minuten später setzte das Taxi sie an der Raststätte Halbeath ab, die an der M 90 in Richtung Norden lag.
Der Nieselregen, unter dem Edinburgh den ganzen Tag düster ausgesehen hatte, war zu einem kräftigen Regen geworden, den die Böen über die Parkplätze trieben. Fiona stellte sich an der Tür des Restaurants unter und starrte durch den Regen auf die helle, neonbeleuchtete Tankstelle, während sie ihre nächsten Schritte plante. Zehn Minuten später tauchten Scheinwerfer in der Dunkelheit der Zufahrtstraße auf, und sie trat erwartungsvoll etwas vor. Unter den Lichtern der Tankstelle erschien eine Honda-Limousine, die ein paar Meter von ihr entfernt spritzend anhielt. Die Tür auf der Fahrerseite ging auf, und Caroline sprang heraus, kam zu ihr hingerannt und legte die Arme um sie.
»Hier kommt die Feuerwehr«, rief Caroline.
»Nie hab ich mich mehr gefreut, dich zu sehen.«
»Was ist los? Warum ist es so dringend?« Caroline ließ sie los und stellte sich unter das Vordach an der Tür.
»Hast du die Nachrichten gesehen?«, fragte Fiona.
»Hat es etwas mit der ermordeten Krimiautorin zu tun?«
Caroline war nie langsam gewesen, wenn es darum ging, Zusammenhänge zu verstehen. »Ich dachte, sie hätten da jemand geschnappt?«
»Ja. Aber ich glaube, die Person, die sie in Haft haben, ist ein falscher Geständiger, der sich nur wichtig
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