Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Witz?«
    Fionas Lächeln war grimmig. »Nur theoretisch. Witze sollen ja zum Lachen sein, und jetzt ist mir alles andere als zum Lachen zu Mute. Ich sollte mich besser mit einer Snackbar und einem Schuss Koffein zufrieden geben. Sollte ich tatsächlich den Gesetzeshütern in die Hände fallen, könnte ich es wirklich nicht brauchen, wenn sie feststellen würden, dass ich Amphetamine genommen habe.«
    »Warte mal, da ist was.« Caroline kam plötzlich vom Thema ab und zeigte zu ihrer Linken auf einen Baumarkt, der fast das ganze Sichtfeld ausfüllte. Auf dem großen Parkplatz waren ein mobiler Fish-and-Chips-Stand, ein Polizeiauto und das vordere Ende eines Sattelschleppers zu sehen. Sie bog auf eine Zufahrtstraße ab und fuhr zum Polizeiauto hinüber.
    »Frag du nach dem Weg. Du hast den richtigen Akzent dazu. Ich hol das Frühstück«, wies Fiona sie an, kroch aus dem Auto und streckte sich. Wie dringend sie die Hütte auch erreichen wollte, so waren Essen und Trinken doch wichtiger als die fünf Minuten, die sie vielleicht sparen konnte, wenn sie jetzt keine Pause machten. Sie stützte sich auf den hohen Tresen und roch die unangenehme Mischung aus altem Fett, billigem Essig, gebratenen Zwiebeln und Dieselöl. Auf einer Tafel, die einmal weiß gewesen war, stand mit Filzstift geschrieben, was es gab.
    Zur Beschreibung der jetzigen Farbe dieser Fläche fand Fiona nicht die rechten Worte. Altmännerunterhosen — das kam dem Farbton vielleicht noch am nächsten. Angeboten wurden Fisch, Pommes, Hamburger, Wurst, belegte Brötchen und Pasteten. Ein zweites Schild teilte mit, dass es »Tee, Kaffee und divärse Getrenke« zur Auswahl gab. Fiona lächelte dem großen, beleibten Mann hinter dem Tresen zu. Nach seiner Blässe zu urteilen, ernährte er sich von seiner eigenen Ware.
    »Zwei Brötchen mit Pommes, bitte«, sagte Fiona. Dabei konnte wahrscheinlich noch am wenigsten schief gehen. Außerdem würden sie all diese schwer verdaulichen Kohlenhydrate ein paar Stunden in Gang halten. »Und zwei Becher Tee, bitte«, fügte sie hinzu.
    »Ja, geht in Ordnung«, sagte der Fettkoloss. Er wandte sich ab und bediente seine zischende Friteuse. Fiona drehte sich um und sah nach, wie Caroline mit den Polizisten klarkam. Sie beugte sich durch das offene Wagenfenster zu ihnen, und ihr Gesicht war offen und fröhlich. Ob sie und Lesley wohl zusammen-geblieben wären, fragte sich Fiona. Wahrscheinlich nicht. Die erste Liebe hielt selten lang. Und dann hätte sie selbst Caroline als Freundin sicher verloren. Mit einem Gefühl langsamen und staunenden Verstehens wurde Fiona der Widerspruch klar, dass Lesleys Tod ihr tatsächlich auch ein Geschenk gebracht hatte.
    Sie kratzte sich am Kopf und beschloss, dies bei einer anderen Gelegenheit wieder aufzugreifen, wenn sie richtig darüber nachdenken konnte. Im Augenblick hatte sie genug damit zu tun, sich an ihren Realitätssinn zu klammern, obwohl sie sich immer mehr in einem Alptraum zu bewegen schien.
    Caroline richtete sich lächelnd auf, nickte und ging zum Auto zurück. Als sie bemerkte, dass Fiona zu ihr hersah, gab sie ihr mit hochgestrecktem Daumen das Zeichen für Okay.
    »Hier, bitte schön, junge Frau«, sagte der Mann vom Fish-and-Chips-Stand und klatschte zwei voll beladene Brötchen auf zwei Papierservietten. Fiona gab ihm einen Fünfer, winkte wegen des Wechselgelds ab und konzentrierte sich darauf, die beiden Brötchen und die Styroporbecher mit Tee sicher zum Auto zu jonglieren.
    Dort stürzten sie sich darauf wie hungrige Wölfe. Zwischen gro-
    ßen Bissen des überraschend guten Brötchens erklärte Caroline, wohin sie fahren mussten. »Lachlan Frasers Garage ist draußen in Richtung Flugplatz. Die Cops kannten ihn ganz gut. Nicht aus irgendwelchem schlimmen Grund, verstehst du. Nur weil ... sie so was eben wissen.« Sie fuhr konzentriert weiter, das Sandwich in einer Hand und den Tee zwischen den Knien, und passte in den Kurven auf, dass nichts verschüttet wurde.
    Auf den Straßen begann sich das Leben zu regen, während sie fuhren, und lange gelbe Lichtvierecke unterbrachen plötzlich die grauen Häuserfronten. Jetzt kam hier und da schon brummend ein Wagen oder Milchauto an ihnen vorbei, und das erste verwaschene Licht begann im Osten den Nachthimmel zu färben. Fiona fragte sich, wo Kit jetzt wohl war. Ob sie es rechtzeitig schaffen würde, oder ob es schon zu spät war? Ob der Killer sich an den Handlungsablauf halten oder sich mit einer nur annähernden Version

Weitere Kostenlose Bücher