Die Erfinder Des Todes
andere Signale, die mir etwas über den Täter sagen könnten.«
»Dann versuchen Sie also herauszufinden, wie seine Psyche funktioniert?«
Fiona runzelte die Stirn. »Es ist eigentlich nicht so sehr die Motivation, an die ich herankommen will. Es geht mehr darum, einen Sinn dafür zu entwickeln, wie die Welt für den Täter aussieht. Motivation ist immer sehr stark vom Individuum geprägt. Wir alle aber bilden unsere Identität entsprechend dem, was wir über die Welt gelernt haben. Das Vorgehen eines Verbrechers bei seiner Tat spiegelt wider, wie er sein Leben sonst lebt. Wo er sich wohl fühlt, körperlich und psychisch. Ich suche bei dem Verbrechen nach Verhaltensmustern, die mir Hinweise auf sein Verhalten bei ganz normalen, alltäglichen Dingen geben.«
Sie lächelte ironisch und fuhr fort: »Manche meiner Kollegen verfolgen einen anderen Ansatz, den Sie vermutlich kennen. Sie gehen von den Delikten aus und suchen nach bestimmten Symptomen aus der Vergangenheit des Täters, die zu einer bestimmten Lebensweise in der Gegenwart geführt haben. Ich habe das nie für besonders aufschlussreich gehalten. Aus meiner Sicht haben zu viele Menschen eine ähnliche Vergangenheit und werden deshalb doch nicht gleich zu psychopathischen Serientätern, als dass man daraus ein präzises diagnostisches Werkzeug machen könnte. Ich behaupte nicht, dass meine Methoden unbedingt immer zu einem genaueren Ergebnis führen, aber das liegt eher daran, dass ich selten genügend Angaben zur Verfügung habe, als daran, dass die Methoden selbst fehlerhaft wären. Es gibt keine magische Formel, Major.
Aber meine Ausbildung unterscheidet sich so sehr von der Schulung eines Polizeibeamten, dass ich die Dinge unweigerlich aus einer anderen Perspektive betrachte. Zusammen sehen wir die Dinge dann eher in Stereo als in Mono. Ich glaube, dass wir dadurch dem Täter gegenüber im Vorteil sind.«
»Deshalb sind Sie ja hier, Frau Doktor Cameron.« Berrocal beugte sich vor und sagte in schnellem Spanisch etwas zu dem Fahrer. Sie näherten sich einer ausgedehnten, modernen, vorstädtischen Wohngegend. Am Straßenrand reihten sich Betonklötze aneinander, die Möbelgeschäfte, Ausstellungs-räume für Autos und kleine Läden beherbergten. Berrocal lehnte sich zurück und zog eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche, mit der er nervös herumspielte. »Noch zehn Minuten.
Dann kann ich eine rauchen, und Sie können an die Arbeit gehen.«
Diesmal war Fionas Lächeln grimmig. »Ich kann's kaum erwarten.«
Das vorliegende Dokument verwendet eine einfache Translitera-tion (a=m, b=n etc.) und die Anordnung der Buchstaben in Fün-fergruppen statt der normalen Wortgruppen. Es folgt hier eine Transkription des chiffrierten Textes, in den zur besseren Verständlichkeit Satzzeichen eingefügt wurden.
J. M. Arthur, Dokumenten-Sachverständiger Auszug aus der
Dechiffrierung des Beweisstücks
P13/4599
Uottm qffqz uqsqp motfp mggya dpeax quotf equzw mzz.Uc ttmff qqeyu darfh adsqef qxxfm nqduz yquzq dbtmz fmguq imdqe qubqg zeotaq zq ...
Ich haette nie gedacht, dass Mord so leicht sein kann. Ich hatte es mir oft vorgestellt, aber in meiner Phantasie war es eine unschoene und erschreckende Angelegenheit. Die Wirklichkeit ist ganz anders. Der Machtrausch traegt einen ueber alles weg.
Die Vorstellung davon bereitet einen ueberhaupt nicht auf das vor, was dann wirklich kommt.
Der andere Fehler, den ich gemacht habe, war zu glauben, dass Mord immer im Zusammenhang mit etwas anderem stehen muesse. Aber in Wirklichkeit kann der Mord Selbstzweck sein.
Manchmal muessen Menschen fuer etwas bezahlen, was sie getan haben, und ihnen ihr Leben zu nehmen ist dabei die einzige Moeglichkeit.
Ich haette nie gedacht, dass ich zum Moerder werden koennte.
Ich hatte doch mein Leben im Griff. Aber dann hat sich etwas veraendert, ich sah, wie sie mich auslachten, mir ihren so genannten Erfolg unter die Nase rieben. Ich waere ja ein Jammerlappen, wenn ich mich mit so einer Provokation einfach abgefunden haette.
Niemand weiss, wie er reagieren wuerde, wenn ihm sein Leben von Leuten gestohlen wuerde, denen es voellig egal ist, wer dabei zu Schaden kommt. Na ja, ich bin nie jemand gewesen, der sich hinsetzt und alles einfach geschehen laesst, und ich werd's ihnen heimzahlen. Ich werde die Regeln aendern. Aber ich werde mir keine Bloesse geben. Ich werde raffiniert vorgehen und meine Leute sorgfaeltig auswaehlen.
Diesmal werden sie mich nicht einfach links liegen lassen
Weitere Kostenlose Bücher