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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Umarmung. »Ich hab dich lieb«, sagte sie. Dann war sie fort, ging schnell durch den Hohlweg. Von der Notwendigkeit angetrieben, bewegte Fiona sich mit dem festen Schritt und der Leichtigkeit und Sicherheit eines Wanderers, der an raues Hügel- und Bergland gewöhnt ist.
    Schon nach ein paar Minuten wurde der Hohlweg breiter und öffnete sich zu einem felsigen Hang, von dessen heidekraut-bewachsenen Flächen Adlerfarn aufragte. Sie hielt inne und besah sich das Terrain.
    Der Bach hatte sich einen Weg durch den Torf gebrochen, seine Ufer waren tief schokoladenbraun und von dem gelben, steifen Hochlandgras und dem Zimtbraun des Farns gesäumt. Er war, wie Kit gesagt hatte, etwa zehn Meter vom Ende der Schutz bietenden niedrigen Klippe entfernt. Es gab keine Möglichkeit zu überprüfen, ob Blake herausgefunden hatte, wo sie schließlich wieder auftauchen würden, oder ob er frustriert die Bergflanke absuchte und sich fragte, wo sie geblieben waren.
    Sie überlegte einen Augenblick. Wenn sie zu dem Bach hinüberrannte, könnte sie durch die schnelle Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Fleece-Hemd war kräftig rot, aber der Rollkragenpulli mittelgrau und ihre Hose dunkelolivgrün. Wenn sie das Fleece-Hemd auszog, wäre sie auf dem Felsen ziemlich gut getarnt. Es war einen Versuch wert.
    Fiona streifte das Fleece-Hemd ab und warf es auf den Boden.
    Dann fiel ihr das Messer ein, sie nahm es heraus und vergewisserte sich, dass die Klinge gesichert war, bevor sie es in die Hosentasche steckte. Sie ließ sich auf die Knie nieder und legte sich mit ausgestreckten Gliedern auf den Felsen. Mit quälend langsamen Bewegungen robbte sie voran wie beim Militär und fühlte sich schrecklich schutzlos und ausgeliefert.
    Aber so überquerte sie die zehn Meter zum Bach, drehte sich auf den Rücken, als sie das Ufer er-reichte, und ließ sich mit den Füßen voran hinunterrutschen. Das Wasser war so kalt, dass ihr für einen Augenblick der Atem stockte. Sie kauerte bis zur Mitte der Waden im Bach, und ihr Kopf reichte knapp über den Uferrand. Sie ließ den Blick schweifen und suchte den Hang nach Blakes Aussichtspunkt ab.
    »Hab ich dich«, sagte sie leise. Auf dieser Seite war er ohne Deckung. Sie konnte die Umrisse seines Körpers vor dem Hang sehen, der Gewehrlauf ragte wie eine obszöne Prothese auf. Er hielt die Hand über die Augen, als schaue er durch ein Fernglas.
    Fiona schätzte ab, wo sie über und hinter ihm herauskommen müsste. Der Bach machte ein paar Meter jenseits der Stelle, an der sie landen sollte, eine scharfe Linksbiegung. Sie merkte sich diese Stelle, bückte sich bis unterhalb der Uferböschung und fing an, sich stromaufwärts den Bach entlangzuarbeiten.
    Es war ein riskanter Anstieg, die Steine im Bachbett waren schlüpfrig, algenbedeckt und uneben, so dass sie darin nur äußerst langsam und unter Schwierigkeiten vorankommen konnte. Mehr als einmal verlor Fiona den Halt und fiel der Länge nach in das kalte Wasser. Nach dem dritten oder vierten Untertauchen fand sie, dass sie ohnehin nicht mehr nasser werden könnte, setzte die Hände und Arme ein und krabbelte auf allen vieren den Bach entlang. Sie konzentrierte sich so eisern auf ihr Vorankommen, dass sie an der Biegung des Bachs erst merkte, wie weit sie schon war. Sie ging in die Hocke und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie würde keine Chance haben, sich leise anzuschleichen, wenn sie wie ein Hund an einem heißen Sommertag hechelte.
    Langsam und vorsichtig spähte sie über den Rand der Böschung.
    Sie runzelte die Stirn. Sie war ziemlich sicher, dass sie in die richtige Richtung sah. Aber von Blake war nichts zu sehen. Sie blickte den Bach hinunter, um sich zu vergewissern, dass sie weit genug heraufgekommen war. Es konnte kein Zweifel bestehen. Sie war genau da, wo sie hinwollte, was bedeutete, dass Blake etwa fünfunddreißig Meter von ihr entfernt stehen müsste, vielleicht fünf Meter bergabwärts. Aber da war er nicht.
    Panik legte sich wie eine eiserne Klammer um Fionas Brust. Sie stand auf und überblickte den ganzen Berghang. Kein Zeichen von Blake. »Verdammt«, murmelte sie und kletterte aus dem Wasserlauf an der felsigen Seite des Ufers hinauf. Auch von diesem erhöhten Standpunkt aus nichts Neues: Blake war wie vom Erdboden verschwunden.
    Das konnte nur eines bedeuten, dachte sie. Ihn hatte Panik ergriffen, als sie verschwanden, und er war zu dem Ort gegangen, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Und dort lag Kit, ihm

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