Die Erfinder Des Todes
entwischt ist, als er angeblich da unten in Fuengirola war. Es ist rausgekommen, dass er einen Cousin hat, der in Spanien lebt.
Dieser Cousin lieh Blake sein Auto und blieb weiter in dem Ferienhaus, als Blake bereits nach Schottland oder Irland fuhr, um Drew Shand und Jane Elias umzubringen. Sie sahen sich ähnlich, und weil die spanischen Cops jemanden sahen, der Blakes Beschreibung entsprach, wenn sie zweimal am Tag an dem Haus vorbeifuhren, kamen sie nicht darauf, dass er es gar nicht war.«
Fiona nickte teilnahmslos. »Aha.«
»Er konnte problemlos auf der Fähre nach England und Irland fahren, weil es natürlich keine allgemeine Fahndung nach ihm gab. Er hatte sich alle erforderlichen Hintergrundinformationen über seine Zielpersonen besorgt – aus dem Internet und aus veröffentlichtem Presse- oder Buchmaterial. Er hat es sogar geschafft, Kits Hütte über das Liegenschaftsregister zu finden.
Er war ein cleverer Kerl. Er hat sich immer überall abgesichert.
Den einzigen Fehler machte er, als er die Überwachungskameras in Smithfield Market nicht genügend in Betracht zog.«
»Das ist schon faszinierend, Steve. Aber beantwortet dieses Tagebuch auch die eigentliche Frage?«
»Du meinst das Motiv?«
»Was sonst?« Der Versuch, es zu verstehen, hatte sie mehr Nächte wach gehalten, als sie zählen konnte. Sie wusste, hinter Blakes Taten musste eine zusammenhängende Motivkette stehen, selbst wenn sie niemand außer ihm selbst schlüssig erschien. Aber warum er sich an Thrillerautoren für das rächen wollte, was ihm zugestoßen war, war ihr bisher unverständlich geblieben.
»Es ist wirr, aber macht schon irgendwie Sinn«, sagte Steve.
»Schließlich tut es das doch bei allen, oder?« fragte Fiona ironisch. »Also, worum geht es?«
»Blake war ganz zerfressen von dem Wunsch nach Rache für das, was ihm widerfahren war. Aber er wusste, wenn er direkt Rache nähme, würde er nie ungestraft davonkommen. Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass es außer der Polizei andere gab, denen er die Schuld geben konnte.«
»Doch nicht etwa Krimischriftstellern?«, wandte Fiona ein. »Ich versteh es immer noch nicht.«
»Er dachte, wenn die Polizei nie einen Profiler zu Hilfe gerufen hätte, wäre sein Leben nicht zerstört worden. Aber den Hauptgrund, warum Profiler ernst genommen werden, sah er darin, dass man sie zu unfehlbaren Helden hochstilisiert hat. Und wer hat sie zu Helden gemacht?«
Fiona seufzte tief auf. »Alle seine Opfer schrieben Romane, in denen Profiler dafür verantwortlich waren, dass man den Mördern auf die Spur kam. Und ihre Werke waren die Grundlage für Filme, die den Gedanken einem noch viel breiteren Publikum bekannt machten. Also trugen letzten Endes sie die Schuld.«
»Das kommt ungefähr hin«, stimmte Steve zu.
»Und als er Susan Blanchards Mörder sah, wurde ihm klar, dass Mord für ihn kein schwer zu brechendes Tabu sei«, sagte Fiona halb zu sich selbst. Sie schaute zu Steve auf. »Spricht er über ihre Ermordung?«
»Ohne Ende. Wie sehr sie ihn erregte. Wie er verstehen lernte, dass man durch Töten die größte Macht über einen anderen gewinnt.«
»Es läuft letzten Endes immer wieder auf Macht hinaus«, sagte Fiona leise. Sie stand auf. »Danke, Steve. Es ist wichtig für mich, das zu wissen.«
»Das dachte ich mir.«
»Willst du mit zum Essen kommen? Ich bin sicher, Kit erwartet dich schon.«
Steve stand auf. »Würd ich gern, aber ich kann nicht.« Er starrte zu Boden, dann blickte er auf und begegnete ihrem fragenden Blick. »Ich werde Terry auf einen Drink treffen.«
Fionas Lächeln drückte aufrichtige Freude aus. »Das wurde auch Zeit«, sagte sie, trat näher und umarmte ihn. »Es wurde mir wirklich langsam lästig, euch beiden immer wieder zu sagen, wie sehr ihr euch missversteht.«
»Ja, na ja. Ich sage nicht, dass ich ihr verzeihe, was sie getan hat. Aber wir denken beide, wir sollten uns wenigstens anhören, was der andere zu sagen hat, jetzt, da die Wogen sich geglättet haben.«
Fiona schaute auf Hampstead Heath hinunter. »Haben sie das?«
»Ist es nicht immer so, wenn alles im Chaos versinkt?«, sagte Steve. »Auch wenn es eine Weile dauert, die Wogen glätten sich immer.«
Epilog
Liebe Lesley,
ich schreibe dir, um mich von dir zu verabschieden.
Wenn du noch da wärst, wüsstest du, dass ich die Art Psychologin bin, die eigentlich nicht an solche therapeutischen Mittel glaubt. Aber da ich zugestimmt hatte, eine
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