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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ergoss. Er beachtete es nicht, nahm einen Schluck Wein direkt aus der Flasche und bemerkte kaum, wie er schmeckte. »Drew Shand«, murmelte er und setzte die Flasche wieder an. Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Der arme Kerl.«
    Ihm fiel die Podiumsdiskussion ein, an der sie gemeinsam beim letzten Edinburgh Book Festival teilgenommen hatten, die einzige Gelegenheit, bei der er mit dem aufsteigenden Star zusammengekommen war. Er erinnerte
    sich, wie Drew sich vorgebeugt hatte, die Ellbogen auf den Knien, die Hände ausgebreitet, und sich mit ernstem Gesicht bemüht hatte klarzumachen, dass die Brutalität in Copycat immer eine bestimmte Funktion hatte und nie ohne triftigen Grund vorkam. Kit wusste noch, dass das Publikum sich überzeugen ließ, obwohl er selbst seine Zweifel hatte. Als sie dann später draußen zusammensaßen, Beck's-Bier aus der Flasche tranken und weiterdiskutierten, mischte sich der Galgenhumor in ihren Ernst, den Kriminalbeamte und Krimiautoren lieben. Plötzlich sah er ein lebendiges Bild von Drew vor sich, der lachend seinen schönen Kopf zurückwarf –
    wie ein schreckliches Feuerwerk.
    Schlagartig wurde Kit bewusst, wie sehr er sich nach Fionas Gegenwart sehnte. Ein Kritiker hatte einmal geschrieben, dass Kit seine Leser so viel Mitgefühl für seine erfundenen Opfer empfinden lasse, dass der Mord an ihnen ein genauso großer Schock für sie sei, als hätten sie einen wirklichen Freund verloren. Damals war er stolz auf diese Bemerkung gewesen.
    Aber damals hatte er niemanden persönlich gekannt, der ermordet worden war. Wie er da saß – in einem fremden Hotelzimmer einer unbekannten Stadt, vom Schock über Drew Shands Tod ganz betäubt –, erkannte er schließlich, wie absurd diese Anmerkung des Kritikers gewesen war.
    Jetzt wusste er, wie es wirklich war.

Kapitel 11
    Fiona streckte sich genüsslich und sah auf ihre Uhr. Zu ihrem Erstaunen war es zehn nach sieben.
    Berrocal, der fast den ganzen Tag weg gewesen, aber vor kurzem zurückgekehrt war, wurde auf sie aufmerksam.
    »Kommen Sie voran?«, fragte er.
    Fiona fasste die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen. »Ich brauche jetzt eine Pause«, schloss sie. »Es passiert leicht, dass man anfängt, Fehler zu machen, wenn man den ganzen Tag den Bildschirm angestarrt hat, und wenn ich beim Festlegen der Tatorte Fehler mache, sind die Ergebnisse unbrauchbar.«
    Berrocal ging zu ihrem Schreibtisch hinüber und schaute ihr über die Schulter auf den Laptop. »Das ist wirklich erstaunlich«, sagte er. »So ein System würde unsere Arbeit sehr erleichtern.«
    »Es wird schon in ziemlich vielen Städten von der Polizei eingesetzt«, sagte Fiona. »Das Programm mit den Verbrechens-Querverbindungen funktioniert am besten bei Eigentumsdelikten wie Einbruch und Raub. Die Variante, die ich benutze, lässt Änderungen zu. Ich kann meine eigenen Variablen für die Checkliste eingeben. Man braucht ein höheres Niveau an Fachkenntnis, um sie zu benutzen. Aber die Grundvariante mit den festgelegten Parametern hat überall, wo man sie benutzt, die Einbruchsrate reduziert. Sie hilft sowohl ungelöste, alte Fälle als auch laufende zu erledigen. Sie sollten Ihre Vorgesetzten überzeugen, in diese Software zu investieren.«
    Berrocal lachte schnaubend. »Leichter gesagt als getan. Meine Chefs geben nicht gern Geld für Dinge aus, die sie umgehen können.«
    »Es war also ein Erfolg für Sie, dass Sie sie dazu gebracht haben, für mich zu bezahlen«, sagte Fiona spöttisch, stand auf und schaltete den Computer ab.

    »Wenn Gefahr droht, dass wir die Touristen-Dollars verlieren, bekommen sie Panik. Plötzlich werden uns Mittel genehmigt, die wir unter anderen Umständen nie bekommen würden. Also, was haben Sie für heute Abend vor? Könnte ich Sie und Kit zu einem typischen Abendessen in Toledo begleiten?« Er trat zurück, damit sie hinter ihrem Schreibtisch hervorkommen konnte.
    »Das ist nett von Ihnen, aber ich glaube, ich wäre keine sehr angenehme Gesellschaft. In meinem Kopf schwirrt und brummt es. Ich würde lieber ins Hotel zurückgehen und mit Kit dort kurz etwas essen. Danach werde ich wahrscheinlich Lust haben, noch zu arbeiten.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wie Sie möchten. Aber Sie brauchen wirklich nicht jede Minute zu arbeiten, die Sie hier sind.« Fiona klappte den Laptop zu und packte ihn ein. »Ich glaube doch, Major«, sagte sie leise. Sie schaute auf und sah ihm in die Augen. »Er ist da draußen und plant schon seine nächste Tat. Er

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