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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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schlecht. In törichter Hoffnung habe ich mich um acht Uhr am Kiosk herumgedrückt und ängstlich die Frauenliebe und Leben gekauft, um dann wie von der Tarantel gestochen darin herumzublättern.
    Nichts. Keine Sonja Rheinfall. Und natürlich auch kein Honorar auf dem Konto.
    Ich bin so klein wie eine Maus. Und fühle mich genauso unbedeutend und nutzlos. Aber das Schlimmste ist: Statt meiner Kolumne ist jetzt die einer molligen, gelifteten Serienschauspielerin drin! Sie scheint eine enge Freundin der neuen Chefredakteurin zu sein. Ich fasse es nicht, denn diese Serienschauspielerin namens Corinna Regen, die in einer Kinderkrankenhausserie die Hebamme spielt, kann nämlich gar nicht schreiben. Wirklich nicht!

    »Hör nur, Alex«, jammere ich, »was sie für belangloses Zeug schreibt!«
    »Wenn’s unbedingt sein muss«, sagt Alex und löffelt ungerührt weiter. »Schieß los, wenn es dir hilft!«
    »In dieser Nummer hat sie sich über den Winterschlussverkauf ausgelassen.«
    »Ich höre«, sagt Alex gnädig.
    Inzwischen kann ich auswendig wiedergeben, was da zwischen Zahnprothesenhaftcreme- und Hornhautentferner-Werbung auf zwei schmalen Textspalten zu lesen ist. Mit gestelzter Stimme zitiere ich:
    »Geht es Ihnen auch so wie mir, liebe Leserin? Eigentlich ist man doch ganz froh, wenn der Winter endlich vorbei ist. Draußen singen schon die Vögel, und man spürt die laue Frühlingsluft, die in jedem noch so alten Menschen jugendliche Gefühle hervorruft. Aber es treibt uns doch noch in die Geschäfte, wo die molligen Wollpullover und dicken Wintermäntel jetzt für einen Spottpreis zu haben sind.«
    »Mir wird gleich wieder schlecht«, sagt Alex, löffelt aber ungerührt weiter.
    Ich kann ihn verstehen. Im Gegensatz zu ihm bekomme ich allerdings keinen Bissen herunter. Seit dem spurlosen Verschwinden meiner Kolumne sind an mir schon vier Kilo verschwunden.
    »Auch die fellgefütterten Stiefel, die wir uns vorher nicht leisten konnten, sind auf einmal halb so teuer. Und die langen Unterhosen für unseren Mann sind jetzt fast geschenkt. Wären wir egoistisch, würden wir unser Geld für ein fröhliches Frühlingskleid ausgeben. Aber wir denken an unsere Familie. Für denselben Betrag können wir unseren Lieben ein wärmendes Kleidungsstück kaufen. Die kluge Hausfrau sorgt vor. Der nächste Winter kommt bestimmt. Das ist eben die
Frauenliebe und Leben . In diesem Sinne: Genießen Sie die Zeit. Ihre Corinna Regen«
    Alex prustet mit zuckenden Schultern in seine Cornflakes.
    »Bitte, was ist daran witzig ?«, ereifere ich mich.
    »Wie du das auswendig kannst, echt Mama, voll die Meisterleistung!« Alex knuspert unverdrossen seine Cornflakes.
    »Aber findest du, dass diese Corinna Regen schreiben kann?«
    »Keine Ahnung. Im Deutsch-Leistungskurs würde dieser Text mit Sicherheit durchfallen. Aber die Weiber, die das Blatt lesen, fahren bestimmt voll drauf ab.«
    »Das ist doch alles so … altbacken, so von gestern, süßlich und anbiedernd!«, würge ich heiser hervor.
    »Mama, du bist doch wohl nicht neidisch auf diese … wie heißt die Tante? Regen!« Alex schaut von seinem Futternapf auf und sieht mich herausfordernd an.
    »Quatsch!«, empöre ich mich. »Aber ich muss dich darauf aufmerksam machen, dass wir alle jahrelang von meiner Kolumne gelebt haben!« Ich raufe mir die Haare. »Was soll ich bloß machen? Du brauchst noch mindestens fünf bis acht Jahre, bis du selbst Geld verdienst, und von Greta will ich gar nicht erst reden.«
    Alex haut mir gutmütig mit seiner Pranke auf die Schulter: »Ach Mami, sieh das mal nicht so eng. Ist eben Wirtschaftskrise. Da müssen alle dran glauben. Du schaffst das schon. Bist doch so ein heller Kopf!«
    Ich werfe einen Blick in den Spiegel über dem Küchentresen und bin entsetzt. Ich bin leichenblass vor Erschöpfung, mein Haar hängt glanzlos und schlaff herab, und meine Augen liegen tief in ihren Höhlen. Es war meinem äußeren Erscheinungsbild nicht besonders zuträglich, dass ich mich heute Nacht so gegrämt und in Endlosschleife gegrübelt habe.
    Und an all dem Elend ist nur diese neue Chefredakteurin schuld! Carmen Schneider-Basedow.
    Ich fahre mir übers Gesicht. »Noch nicht mal einen Anruf war ich ihr wert«, sage ich niedergeschlagen. »Sie hat mich einfach aus ihrem Blatt getilgt.«
    »Versink nicht so in Selbstmitleid! Mama, ich erkenne dich gar nicht wieder! Weißt du noch, was du immer zu mir gesagt hast, wenn ich Mathe nicht konnte? Ich soll den Hintern

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