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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Alex. Wie peinlich, ihn jetzt mit so etwas behelligen zu müssen!
    Mein lernwilliger, blasser Alex darbt während seiner Abiturvorbereitung in seiner Lasterhöhle vor sich hin. Zurzeit ist er auf dem »Zwanzig Äpfel-am-Tag-Trip«, was ich besser finde als zwanzig Bier am Tag. Es ist ihm also wirklich ernst.

    Schuldbewusst und schüchtern klopfe ich an Alex’ Tür. Mein armer Sohn sitzt gerade am Computer und lernt wie ein Wahnsinniger. Oder ist das zufällig ein Kampfspiel? Nein. Sicher die Schlacht am Teutoburger Wald. Das braucht er für seinen Leistungskurs Geschichte. Neben ihm auf dem Fußboden liegt ungefähr ein Dutzend abgenagte Apfelstrünke im Staub.
    »Darf ich mal einen klitzekleinen Moment stören?«
    Gern würde ich ja mal staubsaugen in seinem Reich, aber solcherlei Lärmbelästigung hat sich mein lieber Sohn schon vor Wochen verbeten.
    »Hm«, brummt Alex. Er hat seine rotblonde Mähne mit einem Stirnband gebändigt und sieht so rührend aus, dass ich ihn auf der Stelle in den Arm nehmen und an mich drücken will.
    »Ich habe da, glaube ich, Scheiße gebaut«, beginne ich, während ich mich schwer ächzend auf seinem zerwühlten Bett niederlasse.
    Alex sieht mich aus glasigen Augen an: »Was denn jetzt schon wieder?«
    »Du hast doch gesagt, dass du den Namen Sebastian Richter schön findest.«
    »Ja. Und?«
    »Nun habe ich den Kerl erfunden, schreibe Kolumnen unter seinem Namen - und er wird am Telefon verlangt.«
    »Nee, ne, Mama?!«
    Ich erzähle meinem geplagten Kind von meinen hinterlistigen Betrügereien, und ein leichtes Grinsen umspielt seine Mundwinkel. Einige Härchen auf seinen immer noch runden Knabenwangen haben dem Rasierapparat getrotzt und leuchten nun im Gegenlicht, von Staubkörnchen umtanzt. Ach, wenn ich hier doch mal sauber machen dürfte! Und
meinen Jungen noch mal küssen, so wie früher, als ich stundenlang an seinen prallen Bäckchen herumgeschmust habe, ohne dass er nach mir schlug!
    Aber das ist lange her.
    »Könntest du vielleicht morgen um 16 Uhr für fünf Minuten mit der Chefredaktion von Frauenliebe und Leben telefonieren? Bitte, Alex!«
    »Hä? Und was soll ich der Schreckschraube sagen?«
    »Dass du Sebastian Richter bist. Und im Moment an einem Kinderbuch arbeitest. Und dass du die Leserpost bearbeiten wirst, sobald du wieder Zeit dafür findest.«
    »Und wenn sie mir blöde Fragen stellt?«
    »Dann sagst du, du hast keine Zeit. Stimmt ja auch. Du arbeitest. Und den Rest macht dein Management. Sie muss nur mal deine Stimme hören. Das ist wichtig, verstehst du?«
    Flehentlich sehe ich ihn an und ziehe den familieninternen Flunsch. So hat er früher immer geschaut, wenn er noch länger fernsehen wollte. Dann konnte ich dem Kerl auch nichts abschlagen.
    »Mama, für dich mach ich alles«, sagt Alex. »Ich kapiere zwar nicht so ganz, was das alles soll, aber du kannst es mir ja irgendwann erklären. Nur bitte nicht jetzt, okay, Mama? Ich muss lernen. In drei Tagen schreiben wir die erste Leistungskursklausur.« Mit einem genervten Blick scheucht er mich zur Türe hinaus.
     
    Es ist wohl an der Zeit, einen Krisenrat einzuberufen. Alex, Greta und ihr Klon sitzen mit mir am Abendbrottisch, als ich sie endgültig ins Vertrauen ziehe. Die Bratpfanne in der Hand, schöpfe ich ihnen eine Extraportion ihres Lieblingsessens, nämlich mit Käse überbackene Schinkennudeln, auf die Teller.

    »Ihr Lieben, ich schreibe meine Kolumnen jetzt als Mann.«
    »Ach so! Du bist also Sebastian Richter«, schlussfolgert Greta und schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie fängt an zu essen und sagt: »Wir haben uns schon gewundert, warum der am Telefon verlangt wird!«
    Toni, der Klon, schaut nur stumm auf dem ganzen Tisch herum. Sie hat natürlich noch gar nichts begriffen. Verwirrt schaufelt sie die Nudeln in sich hinein.
    »Wieso schreibst du als Mann?« Alex ist mit einem Auge in sein Geschichtsbuch vertieft, das er in seiner Linken hält, mit der Rechten isst er wie ein Scheunendrescher.
    »Als Frau hatte ich keinen Erfolg mehr, weil eine alleinerziehende Mutter nichts Besonderes ist.«
    »Aber das stimmt doch gar nicht, Mami!« Plötzlich springt Greta auf und legt den Arm um mich. »Du bist eine ganz besondere alleinerziehende Frau, und wir sind total froh, dass wir dich allein erziehen dürfen!«
    »Hahaha«, mache ich. »Das gelingt euch ja auch super.«
    Der Klon blinzelt. Das ist hier alles eine Nummer zu hoch für Toni.
    Plötzlich schlägt Alex sein Buch zu

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