Die Erfolgsmasche
Dreifaltigkeitskirche sind eine einzige rosa Blütenexplosion.
Das Leben hat mich wieder!
Die Krise ist überstanden!
Nur die Harten komm’ in’ Garten!
Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr.
11
»Mamaaaaa! Telefon!«
»Jetzt nicht.«
Ich hacke gerade mit roten Ohren eine Sebastian-Richter-Kolumne in meinen Computer und bin so richtig in meinem Element: Sebastian Richter berichtet gerade von einem Elternabend, auf dem er sich zwei Stunden lang tapfer auf unbequemem Holzstühlchen gelangweilt hat und auf dem es nichts zu trinken gab. Beim Schreiben klopfe ich mir vor Lachen auf die Schenkel. »Eine dicke Mutter, die ihre groß geblümten Massen erstaunlich geschickt auf dem winzig kleinen Stühlchen untergebracht hat, wird nun endlich die Frage los, die sie schon den ganzen Abend auf dem Herzen hat: ›Soll der Michael nun Filzstifte im Ranzen haben oder Buntstifte? ‹ Das löst eine heftige Diskussion aus. Als Protokollführer, zu dem man mich meines Berufes wegen ernannt hat, kann ich kaum mitschreiben, wegen der tumultartigen Szenen im Saal. Da schreit eine in den Krach hinein: Turnschuhe oder Gymnastikschläppchen?«
»Mamaaaaaa!«
»Wer ist es denn?«, frage ich, während meine Finger immer noch wie dressierte Flöhe über die Tasten hüpfen: »›Die Mädchen sind für Schläppchen‹, sagt eine Robuste mit praktischem Kurzhaarschnitt der Marke ›Ich gebäre gern‹, ›aber die Jungs wollen das nicht. Das finden die schwul.‹ Ich notiere
die geschlechterspezifischen Vorlieben der Erstklässler im Turnunterricht.«
»Mamaaaa! Telefon!«
»Sofort, Sekunde …«
Ich schreibe weiter: »›Wie sieht es eigentlich mit Getränken aus?‹, ruft eine Erstmutter im kleinen Schwarzen, was ich für den ersten gelungenen Wortbeitrag halte. ›Ja‹, rufe ich durstig, ›wie sieht es hier eigentlich mit Getränken aus?‹ ›Ich meine doch das Kakaogeld‹, rügt mich die Erstmutter.«
In diesem Moment stapft eine schwarzhaarige ponyblinde Greta barfuß herein und reicht mir mit vorwurfsvollem Blick den Hörer. Hinter ihr steht wortlos der Klon. Was für eine Zumutung für mein armes Kind, das gerade beim Chillen, Abhängen oder Augenbrauenzupfen war und gutgläubig vermutete, irgendein Pauli, Schrulli, Didi, Georgi oder Andi wäre am Apparat! Jetzt musste es sich extra hierherbemühen und mir das Telefon bringen.
»Wer ist es denn?«, wiederhole ich.
»Weiß ich doch nicht!«, weist Greta mich in die Schranken. »Irgend so’ne Tusse, die sich wahrscheinlich verwählt hat«, teilt sie mir gnädig mit und knallt den Apparat neben meine angebissene Quarktasche auf den Schreibtisch. Blitzschnell hat die töchterliche Hand die Quarktasche an sich gerissen und in den töchterlichen Mund gestopft. Das Kuckuckskind im Hintergrund sperrt den Schnabel auf. Prompt kriegt es die andere Hälfte. Mein Teller ist leer.
»Wenn sie sich verwählt hat, wieso will sie mich dann sprechen?«, hauche ich, die Hand über dem Hörer.
»Siewilldichjagarnichschprechn«, kommt es aus vollem Mund. »SiewillirgendsonSpackonamensSchebaschtianRischterspchrechn.«
Oh. Ach du liebe Güte. Das ist jetzt … Ähm, der kann jetzt
nicht. Mein Herz fängt an zu rasen. Der kalte Schweiß bricht mir aus. Damit hätte ich rechnen müssen. Sie will Sebastian Richter sprechen.
Ich räuspere mich: »Management Sebastian Richter?«, sage ich so kalt und geschäftsmäßig, wie meine zitternden Stimmbänder es zulassen.
»Chefredaktion Frauenliebe und Leben , Carmen Schneider-Basedow. Ich hätte gern Herrn Sebastian Richter gesprochen.« Es folgt ein nervöses Räuspern.
»Worum geht es bitte?«, frage ich eisig, während meine Faust triumphierend in die Höhe schnellt.
Kopfschüttelnd macht Greta ihrem Klon Zeichen, die wohl ausdrücken sollen, dass ich jetzt endgültig durchgedreht bin.
»Das würde ich ihm gern selbst sagen«, säuselt Carmen Schneider-Basedow.
»Herr Richter ist in einer Besprechung«, behaupte ich dreist. »Und danach ist er für eine Woche in New York.«
So. Wie du mir, so ich dir.
»Und mit wem spreche ich?«, fragt Carmen schon unfreundlicher.
Oh! Verdammt! Jetzt darf ich mich natürlich nicht als Sonja Rheinfall outen. Schnell! Ein Name!
Ich kneife die Augen zusammen und überlege. Wie hat Alex gesagt? »Mama, lass dir was einfallen. Du bist doch so ein heller Kopf!«
»Hella Kopf«, improvisiere ich schnell. »Ich bin seine Agentin und Geschäftsführerin der Firma ›Gedanken frei
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