Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
Er kann Koch- und Buntwäsche auseinanderhalten, sortiert sie in Windeseile, wirft den Trockner an und hängt Wollpullover ans offene Fenster. Ganz automatisch und selbstverständlich. Dabei ist er immer topgepflegt, rasiert sich tadellos,
cremt sich ein und riecht gut. Ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, macht er natürlich morgens eine Stunde Gymnastik, denn er will ja keinen Bauch ansetzen. Er liebt klassische Musik, die er beim Kartoffelschälen und Möhrenputzen hört.
    Aber er ist natürlich kein Weichei-Hausmann. Er ist nämlich bei all seiner Alleinerzieherei voll berufstätig! Aber da macht er kein Gewese drum. Er ist, wie schon erwähnt, Autor. Schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Kinderbücher. Und - da hat Frau Schneider-Basedow wirklich Glück - Kolumnen.
    Er verliert nie die Nerven. Oder die Geduld. Nie. Auch nicht, wenn er mit seinen Kindern Hausaufgaben macht. Mal ehrlich, liebe Frauenliebe-und-Leben -Leserinnen: Träumen wir nicht alle von genau diesem Mann?
    Natürlich gibt es solche Männer nicht. Nur in meiner Fantasie. Aber da ist er ja gut aufgehoben.
    Schwestern, ich bin bereit, ihn mit euch zu teilen.
    Übrigens, keine Angst: Er wird nichts davon merken. Der Mann auf dem Foto sieht nicht so aus, als würde er Frauenzeitschriften lesen. Erst recht nicht Frauenliebe und Leben . Insofern besteht keine Gefahr, dass er sein Konterfei jemals aus Versehen beim Friseur oder beim Zahnarzt entdeckt. Nein, ein solcher Mann liest beim Friseur die FAZ. Oder Sartre.
    Ich richte mich auf. Genug geträumt. Jetzt wird gehandelt. Diesen Fisch lasse ich nicht mehr von der Angel.
    Entschlossen betrete ich den Fotoladen. Mein Herz klopft vor Aufregung, und unauffällig wische ich mir die feuchten Hände an meiner Jeans ab. Was soll ich sagen, wenn der Verkäufer sich jetzt weigert, mir meinen Sebastian Richter auszuhändigen? Dann muss ich eine Knarre zücken. Ich bin wild entschlossen.

    Es ist inzwischen fünf vor sechs, und der ältere Verkäufer im weißen Kittel, der mich über seinen Brillenrand hinweg freundlich ansieht, wollte gerade abschließen.
    »Grüß Gott, ich möchte noch schnell das Foto in dem goldenen Rahmen abholen, das da bei Ihnen im Fenster steht.«
    Leider muss ich mir verkneifen zu fragen: »Sie wissen nicht zufällig, wer das ist?«
    Aber dann geht alles ganz leicht.
    Der nette ältere Herr mit den weißen Haaren lächelt mich fast erleichtert an und sagt: »Ich dachte schon, das wird nie mehr abgeholt.«
    »Oh doch«, beeile ich mich zu sagen, »ich war nur … verreist.«
    »Sie haben einen wirklich gut aussehenden Mann.« Der Verkäufer beugt sich nun leise ächzend in das Schaufenster und greift nach dem Foto: »Es hat schon Staub angesetzt!« Mit seinem Kittelärmel wischt er darüber. Lächelnd reicht er es mir: »Die durch die Linzergasse flanierenden Damen bleiben oft stehen und schauen sich Ihren Mann an. Sie sollten gut auf ihn aufpassen!«
    Ich presse das Bild an mich: »Das tue ich, das können Sie mir glauben!« Dann bezahle ich fünfundzwanzig Euro, und das Bild gehört mir.
     
    Wie erwartet ist Carmen Schneider-Basedow begeistert. Ich wusste, dass sie auf ihn stehen würde! Das ist der Glanz und der Glamour in ihrer verstaubten Hütte, den sie sich vorgestellt hat. Vom Inhalt her das Gleiche wie früher, aber in einer völlig neuen, glänzenden Verpackung!
    Sofort schickt sie an die Freilassinger Postfachadresse einen Vertrag, der mich, pardon, Sebastian Richter, zu fünfzig weiteren Kolumnen verpflichtet und noch mal explizit festhält,
dass unsere Zusammenarbeit exklusiv ist. Sie hat richtig Schiss, dass ich meine Drohung wahr mache und auch noch für die Frau im Schatten schreibe!
    »Der Autor verpflichtet sich, keine thematisch gleichen oder im weitesten Sinne ähnlichen Beiträge für den Zeitraum von mindestens einem Jahr für eine andere Zeitschrift im deutschsprachigen Raum zu verfassen oder zu veröffentlichen.«
    Ich nicke gönnerhaft und unterschreibe den Vertrag mit schwungvollem Schnörkel. Klar, Carmen. Kannst du haben. Sebastian Richter ist dir treu.
    Frohen Herzens radle ich zur Post nach Freilassing und lasse mir den deutschen Poststempel auf meinen Vertrag drücken. Auf dem Rückweg fahre ich an der Salzach entlang und genieße den Duft des jungen Frühlings und die leuchtend frischen Farben. Als ich im Herzen Salzburgs ankomme und am Makartplatz um die Ecke biege, entfährt mir ein staunendes Jauchzen: Die Magnolien vor der

Weitere Kostenlose Bücher