Die Erfolgsmasche
lassen‹.«
Ja! So! Nimm das! Meine Faust schnellt erneut in die Höhe. Greta und ihr Klon glotzen mich verständnislos an.
Ich sehe wieder die robuste Agentin von Verona Pooth vor mir, die ihren Schützling so vehement gegen dreiste Fragen verteidigt hat.
»Oh.« Die Enttäuschung in Carmens Stimme ist deutlich herauszuhören. »Dann muss ich wohl mit Ihnen sprechen.«
»So ist es.« Ich lehne mich wohlig in meinem Computersessel zurück und grinse über das ganze Gesicht.
»Nun, wir bekommen eine Menge Leserpost, und ich wollte Herrn Richter bitten, diese persönlich zu beantworten.«
»Das wird er zeitlich nicht schaffen«, sage ich bedauernd. »Er ist unheimlich beschäftigt.«
»Das weiß ich ja«, räumt Carmen Schneider-Basedow ein. »Er ist ja wirklich fleißig.«
»Er ist nicht nur ein alleinerziehender Vater und Kolumnist«, sage ich genüsslich, während ich die kauende und Augen verdrehende Greta aus dem Zimmer scheuche, »sondern er arbeitet auch noch an einem Kinderbuch.«
Ich bin selbst überrascht, dass mir diese dicke Lüge so glatt über die Lippen gekommen ist.
»Davon weiß ich ja gar nichts«, sagt Carmen Schneider-Basedow erstaunt.
Ich auch nicht, möchte ich am liebsten sagen. Aber es ist mir gerade so eingefallen.
»Wovon handelt das Buch denn?«, möchte Carmen Schneider-Basedow wissen. »Das könnten wir natürlich in unserem Blatt ganz groß ankündigen!«
Nun, lassen Sie mich überlegen. Wovon könnte so ein Kinderbuch handeln? Keine Ahnung … vielleicht von Drachen und Schlangen und einer fiesen Frau Mahlzahn?
»Darüber kann ich leider keine Auskunft geben«, sage ich nüchtern.
»Und für welchen Verlag?«
»Herr Richter hat eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben.«
»Oh. Dann werde ich meine Fühler einmal ausstrecken. Ich kriege es schon raus.«
Tun Sie das, Sie Schnecke. Sie werden auf Granit beißen. Denn es gibt weder ein Buch noch einen Verlag. Es gibt noch nicht mal Sebastian Richter. Es gibt nur mich, Sonja Rheinfall. Und ich freue mir gerade ein Loch in den Bauch. Hahaha, reingefallen!
»Nun ja, jedenfalls, was die Leserpost anbelangt … Es sind natürlich hauptsächlich alleinerziehende Mütter, die Autogramme von Herrn Richter haben wollen.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Hat er Autogrammkarten?«
Nein, möchte ich schreien. Natürlich nicht! Ach du Schreck! Muss ich die jetzt etwa auch noch …
»Selbstverständlich«, knurre ich. »Um so etwas kümmere ich mich als seine Agentin.«
»Dann werde ich wohl in Zukunft öfter mit Ihnen zu tun haben?«, fragt Carmen. »Wie war noch Ihr Name?«
»Hella Kopf.«
So. Jetzt wird sie höhnisch lachen und sagen: »Verarschen kann ich mich selber.«
Doch sie schluckt das.
»Frau Kopf, wie kann ich Herrn Richter einmal persönlich erreichen? Ich würde ihn gern wenigstens telefonisch sprechen.«
»Frau … wie war noch Ihr Name?«
»Schneider-Basedow.«
»Frau Schneider-Basedow«, sage ich, »es ist meine Aufgabe, Herrn Richter den Rücken frei zu halten. Sebastian soll in seiner kreativen Phase nicht gestört werden.«
Erst recht nicht durch dich, du falsche Schlange!, denke ich zufrieden.
»Nun denn. Unsere Leserinnen schreiben Herrn Richter natürlich auch ihre ganz persönliche Geschichte. Viele schicken Anregungen für seine nächsten Kolumnen.«
Oh ja, denke ich erfreut. Nur her damit.
»Schicken Sie das ganze Zeug einfach an seine Postfachadresse nach Freilassing.«
»Wann kann ich Herrn Richter denn mal persönlich sprechen?«, bohrt Carmen mit der ihr eigenen Penetranz weiter. »Irgendwann wird er doch mal fünf Minuten Zeit für ein Gespräch unter vier Ohren haben?!«
Mir bricht der Schweiß aus. Die lässt aber nicht locker.
»Sie können ihn morgen ganz kurz telefonisch erreichen«, winde ich mich aus dem Würgegriff der Python. »Um sechzehn Uhr.«
So, Sonja Rheinfall. Nun sitzt du dummes Karnickel in einer selbst gestellten Falle.
Warum musstest du dieser Giftschlange denn deine Friedenspfote reichen? Das hat sie doch gar nicht verdient! Aber das ist wieder meine Gutmütigkeit, schimpfe ich mit mir selbst. Immer biete ich allen Leuten meine Hilfe an, immer will ich Frieden schaffen ohne Waffen. Das liegt einfach so in meiner Natur. Und deshalb falle ich auch immer auf so ausgekochte, kaltschnäuzige Luder wie diese Carmen rein.
Dabei wollte ich doch die Fäden in der Hand behalten! Der einzige Mensch, der eine tiefe Stimme hat und in Reichweite ist, ist mein Abiturient
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