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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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hieß er noch Hansjürgen Rummelmeier.« Werner Gern taxiert mich, als warte er darauf, dass ich in ungläubiges Staunen ausbreche.

    »Manchmal muss man nur seinen Namen ändern, um Erfolg zu haben«, sage ich lapidar. Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächle mein Gegenüber verbindlich an. »Als Hansjürgen Rummelmeier konnte er wohl keinen Blumentopf gewinnen.«
    »Ja, und ich wette, Hella Kopf ist auch nicht Ihr richtiger Name?« Werner Gern taxiert mich neugierig.
    Ich sehe überrascht auf und merke, wie ich rot werde. Schnell senke ich den Blick und lasse eine Haarsträhne vors Gesicht fallen. »Wie kommen Sie denn darauf?« In einer Art nervöser Übersprungshandlung greife ich erneut zu den Nüsschen.
    »Wäre doch eine gute Erfolgsmasche«, sagt Werner Gern und lehnt sich entspannt zurück. »Bei Tom Konrad hat sie jedenfalls funktioniert.«
    Plötzlich wird mir klar, dass ich ihn wie einen Außerirdischen anstarre. Der Mann ist nicht doof. Dem kann man so schnell nichts vormachen. Trotzdem. Frechheit siegt. So schnell gebe ich nicht auf. Ich bin gerade dabei, einen Riesenfisch an Land zu ziehen. Da werde ich mir doch nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen!
    »Sebastian Richter kann was«, sage ich so selbstbewusst wie möglich. » Seine ›Erfolgsmasche‹, wie Sie das nennen, sind Fleiß, Disziplin, Witz und eine gute Schreibe.«
    Werner Gern stützt sich mit beiden Ellbogen auf den Tisch und beugt sich vertrauensvoll zu mir herüber. Seine buschigen Augenbrauen sind jetzt so nahe an meinem Gesicht, dass ich jede Borste einzeln zählen kann. Im verschwörerischen Flüsterton sagt er zu mir:
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Ich gebe mir einen Ruck und räuspere mich geschäftsmäßig. »Dieses … Kinderlied«, versuche ich zum Thema zurückzukommen.
»Das ihn berühmt gemacht hat … Wie ging das noch gleich?«
    Mein Ablenkungsmanöver gelingt. Werner Gern spitzt die Lippen und fängt an zu pfeifen. Erst leise, mit Rücksicht auf die anderen Gäste, die sich gepflegt an den umstehenden Tischen unterhalten, aber als ich anfange mitzusingen, knödelt er beherzt los: »›Bleib bei mir, Papa, lass deinen Jungen nicht allein, bleib bei mir, Papa, ich will auch immer bei dir sein.‹« Daraufhin eilt der gut gekleidete junge Mann sofort erneut mit der Champagnerflasche herbei, um uns zum Schweigen zu bringen. Die Leute gucken schon.
    So eine grässliche Schnulze, denke ich. Wie soll man da eine Handlung draus machen?
    »Tom Konrad ist inzwischen ein rüstiger alter Herr, dessen Tourneen immer noch ausverkauft sind«, erklärt mir Werner Gern. »Er hat sich tatsächlich in die Herzen von vier Generationen gesungen.«
    »Von drei vielleicht«, sage ich. »Die Generation meiner Kinder hat er übersprungen. Die würden sagen: voll der ätzende Opa mit dem voll ätzenden Toupet.«
    Werner Gern lacht. »Ach, Sie haben Kinder?«
    »Natürlich«, sage ich nervös und presse ganz schnell die Lippen zusammen. »Aber wir sollten über das Geschäftliche reden. Wie sähe die Arbeit für … ich meine für Sebastian Richter genau aus?«
    »Sagen Sie Sebastian Richter, dass er aus den vierundzwanzig bekanntesten Schlagern von Tom Konrad eine kindgerechte, witzige turbulente Drei-Generationen-Komödie basteln soll, die vom Vierjährigen bis zum Hundertjährigen jeder versteht.«
    Oh. Oh Gott. Ich glaube, das kann ich nicht. Das ist ja … Da baue ich ja noch lieber eine Hängebrücke über Nordrhein-Westfalen.
Verdammt. Wieso habe ich Sebastian Richter erfunden? Was habe ich mir nur dabei gedacht?
    »Und die genau hundertvierzig Minuten dauert. Mit Zugabe hundertfünfzig.«
    Ich schlucke. »Das ist ja … keine Kleinigkeit.« Nervös kaue ich auf meinen Fingernägeln herum.
    »Seien Sie nicht albern. Sebastian Richter ist ein Shootingstar. Er schreibt russische Kinderbücher und treffsichere Kolumnen. Wie sagten Sie so schön? Er hat Talent, Witz, Humor und Disziplin. Er kriegt das bis Juli hin.«
    »Bis Juli?«, stoße ich fassungslos hervor. »Ähm … welchen Jahres?!« Ich breche verwirrt ab.
    »Natürlich noch dieses Jahr. Frau Kopf, richten Sie ihm aus: Wir wollen ihn. Und nur ihn!«
    Das nimmt mir total den Wind aus den Segeln. Mein Herz rast. Ich schaue in sein strenges Gesicht. Es hat keinen Zweck, ihm länger etwas vorzumachen. Er hat mich doch längst durchschaut. Er weiß, dass es keinen Sebastian Richter gibt. Er spielt mit mir. Ich sollte mit hoch erhobenen Händen den Saal

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