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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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und ich bete, dass diese Unterhaltung gut ausgeht.
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie einverstanden sind, dass wir es hier in Hamburg an die Litfasssäulen hängen. Oder haben Sie ein besseres?«
    Siegfried windet sich unter Qualen, und ich raufe mir die Haare.
    »Ich denke, das können Sie ruhig verwenden«, sagt Siegfried heiser.
    »Ich finde auch, darauf bist du gut getroffen«, werfe ich locker ein. Dabei möchte ich vor Verzweiflung schreien!
    »Und hat Ihnen Ihre Agentin schon alles Wesentliche über unseren geplanten Plot erzählt?«
    Ich nicke heftig, während Siegfried den Kopf schüttelt.
    »Im Wesentlichen ja, … ähm … wir sind gerade noch bei den computertechnischen Details.«
    »Wir sind gerade mitten in der Besprechung!«, rufe ich
unfein in sein Gestammel hinein. »Wir entwickeln gerade die Figuren!« Ich manövriere mich immer tiefer in eine ausweglose Situation hinein! Werner Gern muss doch förmlich riechen , dass er es hier mit einem schlecht inszenierten Betrugsversuch zu tun hat! Er lacht sich wahrscheinlich heimlich über uns kaputt!
    »Herr Richter, wie werden Sie denn die erste Szene anlegen? Halten Sie das Landschulheim für eine gute Idee?«
    Siegfried schluckt. Er schaut mich ratlos an, und der Hörer fällt auf seinen Schoß. Panisch angle ich danach, peinlichst darauf bedacht, den armen Mann nicht auch noch unsittlich zu berühren.
    »Ähm … ja … so weit ganz prima«, sagt Siegfried. »Prima Idee.«
    »Können Sie dem jungen Protagonisten ein paar coole Sprüche in den Mund legen? So wie in Ihren Kolumnen?«, erkundigt sich Werner Gern.
    »Äh … bitte?«
    Oh Gott, mir wird schlecht.
    »Coole Sprüche hört er hier genug«, schreie ich. »Da muss er nur seinen Kindern aufs Maul schauen!«
    »Ja. Ähm. Genau«, sagt Siegfried. »Kindermund tut Wahrheit kund.«
    »Sie haben eine sehr kreative Managerin«, höre ich Werner Gern sagen. »Hoffentlich greift sie Ihren ganzen Ideen nicht vor! Ich konnte sie gestern Abend kaum einbremsen.«
    Oh. Ich sollte mich mäßigen.
    »Nein«, stößt Siegfried schließlich hervor. »Ich lasse mir nicht die Butter vom Brot nehmen!«
    »Dann bin ich aber beruhigt«, sagt Werner Gern. Ich sehe ihn förmlich grinsen. »Was sagen Sie denn zu dem Honorar, das Ihre Agentin für Sie ausgehandelt hat?«

    »Was für ein Honorar?«
    »Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen!«, schreie ich dazwischen.
    »Herr Richter, am ersten Juli ist Abgabetermin. Schaffen Sie das?«
    Ich raufe mir verzweifelt die Haare, bevor ich heftig nicke, und Siegfried sagt: »Das schaffe ich mit links.«
    He! Ich haue ihn gleich!
    »Ich habe für dieses Datum auch gleich eine Pressekonferenz einberufen. Ich möchte Sie also bitten, sich diesen Tag frei zu halten und uns in Hamburg für Pressefotos gemeinsam mit Tom Konrad zur Verfügung zu stehen.«
    »Tom Konrad?«, flüstert Siegfried überfordert. »Ist das nicht dieser Schlagersänger, den meine Großmutter so toll findet? Mit dem soll ich mich fotografieren lassen? Dann fällt meine Oma tot um vor Freude!« Siegfried schaut mich hilfesuchend an, und ich nehme ihm entschieden den Hörer weg. »Herr Richter wird selbstverständlich für die Pressekonferenz und den Fototermin zur Verfügung stehen«, sage ich mit Bestimmtheit. Dabei versuche ich, nicht wahnsinnig zu werden. Wenn die vorher schon das Foto von Sebastian Richter an alle Litfasssäulen hängen, dann weiß ich nur eines: dass es nicht Siegfried sein wird, der zur Pressekonferenz nach Hamburg fährt.

17
    Oje. Jetzt habe ich ein Problem. Ich hole tief Luft und versuche ruhig zu bleiben. Aber in mir kocht die Angst hoch. Was soll ich nur machen? Am ersten Juli muss dieser griechische Gott aus dem Fotoladen aus der Linzer Gasse in Hamburg sein. Auf einer Pressekonferenz. Und Dinge sagen, von denen er jetzt noch keine Ahnung hat. Warum habe ich nur dieses Bild geschickt? Wie konnte ich nur? Mein Gesicht glüht. Meine Augen brennen. Ich könnte heulen.
    Keine Panik. Ich werde das schon irgendwie hinkriegen. Es gibt keine Probleme. Es gibt nur ungelöste Aufgaben. Ich habe Verstand. Ich habe einen hellen Kopf. Ich bin Hella Kopf. Die Managerin von Sebastian Richter, dem Mann auf dem Foto. Ich meine, diesen Mann auf dem Foto, den gibt es ja wirklich. Der ist ja existent! Er heißt zwar nicht Sebastian Richter, aber er wird sich an diesen Namen gewöhnen müssen. Ich werde diesen Mann auftreiben. Ich werde ihn finden. Das kann doch nicht so schwer sein!
    Diesmal lasse ich

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