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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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gar nicht zugetraut! Ich umarme ihn eine Spur zu stürmisch. Nicht dass er jetzt denkt …
    Aber Siegfried begibt sich stante pede zu meinem Äppel und fummelt wieder geschickt mit der Maus herum. Als er gerade in seiner unendlichen Geduld anfängt, mir die einzelnen Menüs und Kurzbefehle zu erklären, poltert Greta mit dem Telefon herein.
    »Für Sebastian«, sagt sie. Der Klon hinter ihr kichert. Die beiden sind inzwischen voll eingeweiht und finden mein kleines Versteckspiel ziemlich aufregend.

    So viel Frechheit hätten sie ihrer alten spießigen Mama gar nicht zugetraut.
    »Management Sebastian Richter«, melde ich mich streng, während ich Siegfried zuzwinkere. »Hella Kopf.«
    »Musicalproduktion ›Big Applause‹, Hamburg, ich verbinde Sie mit dem Produzenten«, leiert eine Frauenstimme herunter, und sofort schießt mir eine unkleidsame Röte ins Gesicht. Warum zittern denn jetzt meine Finger? Es knackt in der Leitung, und mein Herz gerät ins Stolpern.
    »Soll ich rausgehen?«, fragt Siegfried dienstfertig, doch ich bedeute ihm, sitzen zu bleiben.
    »Werner Gern, guten Tag, Frau Kopf«, kommt es mit sonorer Stimme aus dem Hörer. »Ich wollte eigentlich nur wissen, wie es so geht.«
    »Mir oder Herrn Richter?« Ich fasse mir an den Hals, an dem es pulsiert.
    »Natürlich erst mal Ihnen!« Herr Gern scheint zu lächeln. »Sind Sie gut gelandet?«
    »Der Pilot ist gut gelandet«, sage ich schnell. »Ich selbst habe nur dabeigesessen.«
    Das war einer meiner weniger gelungenen Scherze, und Werner Gern weiß darauf auch nichts zu erwidern. Deshalb komme ich schnell zur Sache: »Herr Richter und ich arbeiten bereits.«
    Siegfried ahnt Schreckliches und tippt aufgeregt auf der Tastatur herum. Sein Gesichtsausdruck sagt: »Bitte nicht schon wieder! Ich bin nicht da!«
    »Oh, dann ist Herr Richter also gerade in der Nähe?«
    »Natürlich«, sage ich. »Er hat ja nur bis zum ersten Juli Zeit. Da habe ich ihm gleich ganz schön Druck gemacht!« Ich lache, vielleicht eine Spur zu hysterisch.
    »Wenn das so ist - und das hatte ich natürlich gehofft …«
Werner Gern scheint sich köstlich zu amüsieren. »Dann würde ich ihm gern persönlich Guten Tag sagen.«
    »Selbstverständlich.« Ich kneife die Augen zusammen und atme tief durch: »Sebastian!«, rufe ich dann und tue so, als müsste ich eine Vorzimmertür öffnen. »Der Produzent möchte dich sprechen.«
    Greta und der Klon kichern sensationslüstern. Greta hämmert an Alex’ Tür und flötet schrill: »Sebastian! Der Produzent möchte dich sprechen!«
    »Oh Scheiße, Mann«, hallt es aus seinem Zimmer. »Kann man nicht ein Mal in Ruhe arbeiten?!«
    Die Tür fliegt auf, ein Stuhl fällt um, es poltert und kracht. Alex pfeffert sein Buch auf den Boden. Unwillig kommt er in seinem üblichen Boxershorts-Outfit aus seinem Zimmer gelatscht: »Was will der alte Sack?!«
    »Nein, nicht du«, zische ich. »Geh in dein Zimmer und sei leise!«
    Siegfried vergräbt verzweifelt seinen Kopf zwischen den Händen, aber ich lege ihm erbarmungslos den Hörer an die Backe.
    »Sag Herrn Gern Guten Tag!«, flüstere ich, zwinkere den Mädchen zu und lege beschwörend den Finger auf die Lippen. Aber die machen sich fast in die Hose vor Lachen.
    »Guten Tag«, sagt Siegfried und wird rot bis in die Haarspitzen.
    Ich lege meine Wange an Siegfrieds, zwischen uns ist also nur noch der Hörer, aber ich will doch wissen, was der Produzent mit meinem Sebastian Richter zu besprechen hat! Dabei rast mein Herz wie ein Presslufthammer. Einerseits wegen Siegfried - wir benehmen uns wirklich dauernd wie ein altes Ehepaar -, andererseits wegen Werner Gern, den wir nun buchstäblich an der Backe haben.

    Siegfried riecht leicht nach Schweiß, was ja nicht verwunderlich ist. Schließlich ist er wieder mit dem Fahrrad hier. Und hat einen akuten Angstschweiß-Ausbruch.
    »Sie sind also der sagenumwobene Sebastian Richter«, beginnt Werner Gern mit tiefem Bass genüsslich das Gespräch. Siegfried schaut mich fragend an. Ich nicke heftig.
    »Ja.«
    »Tut mir leid, dass ich störe. Frau Kopf hat schon angedeutet, wie ungern Sie bei der Arbeit unterbrochen werden.«
    »Ist schon gut«, sagt Siegfried. »Sie stören nicht. Jedenfalls nicht sehr.« Mir wird heiß.
    »Ich schaue mir gerade Ihr Foto an«, sagt Werner Gern. »Das hat ja auf die Damenwelt eine unglaubliche Wirkung.«
    »Na ja«, sagt Siegfried. »Die einen sagen so, die anderen so.«
    Die Mädchen quietschen vor unterdrücktem Harndrang,

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