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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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übernehmen! Du peinliche Deutsche, hau ab!« Einen Moment lang erinnern sie mich an Greta, ihren Klon und den Rest der Clique.
    »Ist ja schon gut«, sage ich zaghaft. »Ich tu euch ja nichts in die Suppe!«
    Ich wate über einige grünbraune Kuhfladen und erreiche die offen stehende Haustür des Gutshofs. Darin ertönt diffuses Klaviergeklimper. Es klingt nach einem wütenden Kleinkind, das auf die Tasten eindrischt. Kein Ton passt zum anderen.
    »Hallo?«, rufe ich zaghaft und klopfe an. Die Tür knarrt
und quietscht. Ich habe überhaupt keinen Plan, was ich sagen soll, aber wenn ich dieser Frau Elvira erst mal gegenüberstehe, wird mir schon was einfallen.
    Ich klopfe schüchtern weiter an die massive Holztür. Keine Reaktion. Das entfernte Klaviergeklimper geht weiter. Ich fasse mir ein Herz und will gerade einen vorsichtigen Schritt in die dunkle Halle setzen, als mein Fuß auf einen Widerstand stößt.
    Huch! Da liegt ein riesiges rosabraunes Schwein! Mitten im Eingang! Unwillig zuckt es zusammen und stößt einen erschrockenen Grunzer aus. Ich habe es wohl gerade beim Meditieren gestört. Seine feuchte Steckdosennase wackelt beleidigt, und zwei winzige Schweinsäuglein lugen unter gigantischen Fettmassen hervor. Ist das ein Schwein oder ein trockengelegtes Flusspferd? So ein fettes Exemplar habe ich noch nie gesehen.
    »Entschuldigung«, sage ich schnell. Soll ich mich jetzt bücken und das borstige Ungetüm streicheln? »Ich wusste nicht, dass du hier im Eingang liegst.«
    »Wurk«, macht das Schwein unflätig.
    »Sag mal, ist denn dein Frauchen zu Hause?«, frage ich das Schwein unterwürfig und komme mir fürchterlich dämlich vor.
    Das Schwein denkt gar nicht dran, mir Auskunft zu geben. Es lässt einen rasselnden Furz und wälzt sich träge mitten im Hauseingang. Wenn ich das richtig interpretiere, heißt das: »Mach dich fort.«
    Stille. Ich warte eine Weile, doch außer dem bestialischen Aroma, das mich nun umweht, passiert nichts. Als ich gerade aufgeben und den mit Ziegenscheiße gesprenkelten Weg zum Schlagbaum zurücklaufen will, geht plötzlich im Nebengebäude die Tür auf. Ein Pferd schaut möhrenkauend um die
Ecke und schnaubt verächtlich, als es mich sieht. »Wer hat dir denn die Möhre gegeben, du liebes Tier? Hm? War das vielleicht jemand, der sprechen, lesen und schreiben kann?« Das Pferd nickt.
    Endlich kommt ein Stallknecht im blauen Einteiler um die Ecke, in der einen Hand eine Mistgabel, in der anderen eine Zigarette. »Sie kommen zu spät«, sagt er und zeigt mit seiner brennenden Zigarette auf mich.
    Ich drehe mich um. Meint der mich? Vielleicht redet er auch mit dem staubigen Esel, der wie aus dem Boden gestampft plötzlich hinter mir steht? Fragend lege ich die Hand auf meine Brust: »Reden Sie mit mir?«
    »Ja, mit wem denn sonst?«, sagt der Stallknecht und zieht an seiner Zigarette. »Die Baronin wartet schon auf Sie.« Er schaut mich forschend an.
    Huch! Die Baronin!? Welche … Ist Elvira Berkenbusch etwa eine … Wartet die auf mich? Keine Ahnung, was der meint. Ich schlucke. Hat das alte Fotografenmännlein etwa …
    »Meinen Sie, ich könnte mit der Dame des Hauses kurz ein paar Worte wechseln?«, frage ich den Stallknecht. Das Schwein hebt sein Schweineohr, als wollte es empört quieken: »Ich hör wohl nicht richtig!«
    »Passt schon«, sagt der Stallknecht. »Gehen Sie nur hinein.«
    Ja, wie jetzt? Ich soll über das Schwein steigen? Wie der gleichnamige Fußballer? Da der Stallknecht keine Anstalten macht, mich über den Schweineberg zu heben, stakse ich wie ein Storch im Salat darüber.
    »Immer dem Geklimper nach«, ruft der Stallknecht amüsiert. »Ich kann leider nicht mitkommen, im Haus darf nicht geraucht werden.« Er wedelt erklärend mit seiner Zigarette.
    Das glaube ich gern. Aber wenn ein Schwein im Haus furzt, scheint das niemanden zu stören.

    Im Halbdunkel taste ich mich durch einen bäuerlich riechenden Vorraum, und das Geklimper wird lauter. Hoffentlich liegt hier kein Hirsch oder ein Elch, denke ich bange. Schließlich stoße ich eine angelehnte Tür auf, wobei ich gleichzeitig höflich daran klopfe. Vor einem gigantischen Konzertflügel sitzt, mir den Rücken zugewandt, eine schmale Frau mit einem langen rotblonden Zopf. Sie trägt ziemlich viele bunte Röcke übereinander, dazu riesige Ohrringe, die über ihren schmalen Schultern baumeln.
    »Na endlich«, ruft sie genervt und winkt mich herein. »Nun machen Sie schon! Wir hatten zehn Uhr

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